Über Camagüey nach Santiago de Cuba
Von Trinidad geht es weiter nach Santiago de Cuba – es ist ein weiter Weg. Wir schaffren es nicht an einem Tag und verbringen die Nacht in Camaguey. Die drittgrößte Stadt Kubas ist modern und nicht halb so ruinös, wie das, was wir bisher gesehen haben. Ein paar Kirchen, ein paar Straßen durch die es sich schlendern lässt und schöne Plätze mit Hotspots erfreuen den Besucher. Das Casa ist sehr sauber und der Wirt sehr freundlich. Bett und Bad sind ausgesprochen gut und auch das Frühstück ist ordentlich. Das Auto dürfen wir in einer unweit befindlichen Garage abstellen und am nächsten Morgen geht es nach Santiago des Cuba.
Damit ich die Garage auch wirklich finde, werde ich von einem Freund des Hotelbesitzers begleitet. Er spricht nur spanisch und ich eben nicht. Dies bemüßigt ihn, seine Hände zum Einsatz zu bringen und mir zu erklären wie ich zu fahren habe. Das ist leichter gesagt als getan. Während für uns eine Handbewegung nach rechts, links oder geradeaus die Richtung andeuten würde, fuchtelt er wild auf dem Beifahrersitz herum. Es ist nicht auszumachen, was er meint. Ich glaube für einen Moment, er will ein großes Orchester dirigieren. Also taste ich mich an jede Kreuzung langsam heran, setze mal einen Blinker und schlage ganz vorsichtig ein. Wenn dann die Bewegungen wilder werden und er den Kopf schüttelt, dann weiß ich – das wars nicht. Mit diesem Ausschlußprinzip tasten wir uns langsam Richtung Garage. Eine Erfahrung mehr, die ich mit der Mentalität des Kubaners gemacht habe.
Ein heißer Ritt durch das Land
Wir wussten es und wir hatten es auch schon erlebt, die Straßen von Kuba sind schlecht. Aber sooo?????
Ei-ei-jei, die rund 340 km ziehen sich wie Kaugummi und nur hochkonzentriert kann man die Strecke bewältigen. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen lassen sich leicht einhalten, etwas was mir sonst immer sehr schwer fällt. Max. 90 km/h fahre ich und das reicht auch. Man kann es so zusammenfassen: Die Straßen sind immer für eine Überraschung gut. Vielen tausend Löchern kann ich ausweichen, aber viele Gräben, vor denen ich abrupt auf 10 km/h runterbremsen muss, müssen durchfahren werden. Zweimal scheppert es gewaltig, das waren Riesenlöcher, die ich doch nicht rechtzeitig gesehen habe. Aber so ein MG hält was aus und bis auf das große Geschepper ist nichts passiert. Zum Glück. Hatten wir von einigen Reisenden schon andere Geschichten gehört und Fotos gezeigt bekommen. Vom total geschrotteten Reifen bis hin zur einen oder anderen kleinen Überschlagung am Wegesrand. Was wir auch augenscheinlich sehen konnten. Wie wir gelesen haben, sind viele technisch völlig veraltete Sammelfahrzeuge unterwegs, vom Bus bis hin zum LKW, dessen Ladefläche dem menschlichen Transport dient. Nicht selten verunglücken dann auch auf einen Schlag mal 10-15 Menschen tödlich.
Interessant ist auch, die Beschilderung mit statistischen Daten. Für die anspruchsvollen und damit auch unfallträchtigen Strecken hat man sich was besonderes ausgedacht. Es gibt einen Warnhinweis: Ruta peligrosa was soviel heißt, ab jetzt wird es gefährlich. Und darunter steht dann, wieviele Unfälle, Verletzte und Tote es schon auf dieser Strecke gegeben hat. Wenn in dem Feld mit den Toten eine Null steht oder es leer ist, dann ist das sehr beruhigend …
Santiago de Cuba – die Wiege der Revolution
Santiago de Cuba ist mit 500.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Insel. Wir fahren mal wieder schnurstracks ins Zentrum. Und dank Haralds guter Kartennavigation und einem Quäntchen Glück sind wir bald mittendrin und stehen vor unserem Hotel. „Hotel Casa Grande“ – ja groß ist es, das Haus. Und alt und ehrwürdig. Mitten am Park Céspedes gelegen. 1914 erbaut und seitdem wurde ganz offensichtlich konsequent daran gearbeitet, diesen Zustand auch zu erhalten. Angeblich hat man 1989 eine umfangreiche Sanierung gemacht. Wir glauben, dass sich diese Maßnahme primär auf die Keycards bezogen hat. Aber es gehört zur Iberostar-Kette und somit ist ein bisschen Standard garantiert. Wenn auch ganz klar hier noch der sozialistische Arbeitsgeist herrscht. Gemach, gemach …
Die Zimmer sind mit AC, TV, Key-cards und neuen Nichtschallschutz-Fenstern, die man den alten einfach vorgesetzt hat, ausgestattet. Auch im Bad funktioniert alles – kaltes und warmes Wasser je nach Wunsch. Aber auch im 4. Stock ist man noch mitten im Geschehen, selbst bei geschlossenen Fenstern. Eine Etage höher gibt eine herrliche Dachterrasse mit einem fantastischen Blick über die Stadt. Wir gehen gegen 17 Uhr dort hinauf und sitzen gemütlich bis 22 Uhr – so schön ist der Blick, der Sonnenuntergang, die Stimmung und der Mojito.
Der Platz ist gesäumt von der Kathedrale und gegenüber liegt das Rathaus mit dem Balkon, von dem aus Fidel Castro den Sieg der Revolution mit einer flammenden Rede verkündet hat. Wir stellen uns vor, was das für eine Stimmung war. Militärjeeps rund um den Platz, jubelnde Menschen und in der Luft der Geruch von Hoffnung auf ein besseres Leben.
Die Stadt der großen Töne
Am Morgen dringen die Geräusche der erwachenden Stadt schon früh an unser Ohr. Langsam steigert sich die Laustärke. Und gegen 8 Uhr ist kein Verbleib im Bett mehr möglich. Ist aber auch Zeit – raus aus dem Bett – der Tag ruft.
Also für ein oder zwei Tage kann man das schon gut aushalten, aber wir stellen uns vor, wie das sein muss, wenn du hier lebst. Hup, brumm brumm, knatter und hup, hup in allen Tonlagen und das fast 24 Stunden, jeden Tag. Die vielen alten Autos sind sehr hübsch anzusehen, aber machen einen immensen Lärm und Gestank. Im Museum „Casa de Diego Veláquez“ – das älteste Haus Kubas und man munkelt, es wäre das älteste Lateinamerikas – stehen alle Fenster offen. Es liegt direkt am Platz Céspedes und es dringt ein solcher Abgasgestank hinein, dass wir uns fragen, ob das für die alten Möbel und Gemäuer gut sein kann und wie lange das noch gut geht?
Wir gehen die Hauptstraße einmal hinauf und über den Boulevard, der eine Fußgängerzone ist, wieder hinunter bis zur Wasserfront. Eine schnuckelige Uferpromenade gibt es nicht, es sind alles industrielle Hafenanlagen. Ein Kreuzfahrtschiff liegt am Pier, die Passagiere werden gerade mit dem Bus abgeholt und durch die Stadt gefahren. Die Stadt ist so laut, bunt und hektisch, es ist kaum zu fassen. Ein Kaffee auf der Dachterrasse unseres Hotels ist wie eine kleine Oase – nicht ganz so, laut wie alles drumherum. Und da bleiben wir dann auch, um den Sonnenuntergang über der Stadt zu genießen. Der Lärm wird zur Nacht weniger, auch eine Stadt wie Santiago de Cuba begibt sich zur Ruhe.
Mit der Reiseagentur „ERLEBE KUBA“ hatten wir einen kompetenten Partner für unsere KUBA Reise an unserer Seite.
Die Route
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