Die Anreise nach Portugal
So, fertig! Wir sind startklar. Alle Kunden sind soweit versorgt, alle Zahlungen auf Termin gelegt. Buchhaltung und Steuern sind fertig, das Haus ist geputzt und für die nächste Zeit in guten Händen, auch der Garten ist tipptopp.
Abfahrt Freitag 8:00 Uhr und wir sind »just in time«. Wir fahren in der Werkstatt »unseres Vertrauens« vorbei und lassen noch einmal den Reifendruck überprüfen, tanken noch einmal voll und machen uns frohen Mutes auf nach Portugal.
Trotz Freitag, läuft es verkehrstechnisch recht gut und wir kommen gut voran. Wir fahren in Richtung Lindau, am Bodensee vorbei und genießen noch ein bisschen den Schwarzwald und biegen dann ein, in Richtung Freiburg.
Plötzlich werden wir von einem PKW überholt, der auf gleicher Höhe mit uns die Geschwindigkeit hält und erst denke ich: ›Der will mit mir flirten‹ – ganz so wie früher kommt jetzt sicherlich die Geste, mit der man andeutet, einen Kaffee trinken gehen zu wollen. Ich werde artig den Kopf schütteln und zielstrebig weiterfahren. Es ist die Beifahrerin, die wild gestikuliert und es sieht nach allem anderen als alles nach Kaffeetrinken aus. Sie zeigt mit dem Finger auf unseren hinteren Reifen. Und dann sehe ich es auch schon selber im Außenspiegel. Unser linker hintere Reifen ist fast platt. Oh je. Ich nehme die nächste Ausfahrt, dort ist ein Gewerbegebiet und in der Hoffnung, dass es dort ein Reifenhändler gibt, fahr ich ganz langsam wie auf Eiern dorthin.
Wir haben Glück, gleich am Ortseingang befindet sich eine kleine Werkstatt, die alle Marken repariert und offensichtlich auch mit Reifenreparaturen wirbt. Ich fahre auf den Hof, geh ins Büro und muss leider hören, dass die Werkstatt schon seit 13:00 Uhr geschlossen ist, weil ja heute Freitagnachmittag ist. Man könnte höchstens einen Fahrradreifen reparieren. Na prima. Okay, wir fahren gegenüber in die Tankstelle und ich gebe noch mal zwei bar Luft rein, mehr Druck gibt der Automat nicht her. Dann suche ich mir den nächstgelegenen Reifenhändler per Google raus, der noch geöffnet hat, und dann fahren wir Richtung Freiburg. 12 km seien es bis zu der Werkstatt. Die 12 km ziehen sich wie Kaugummi und ich sitze wie auf Kohlen, hoffe und bete, dass der Reifen nicht von der Felge rutscht oder gar in 1000 Stücke zerreißt.
Natürlich stehen wir auch im Freitagnachmittagsstau in Freiburg. Gefühlt auf den letzten ›Tröpfchen Luft‹ eiern wir auf den Hof der Werkstatt. Tatsächlich ist hier noch geschäftiges Treiben und wir schöpfen Hoffnung. Der Chef persönlich sieht sich das Malheur an und verspricht uns, zu helfen. Schließlich hätte er letztes Jahr genau das gleiche Wohnmobil für seinen Urlaub gemietet. Das verbindet.
Nachdem er dann auch noch feststellen musste, dass wir auf der Durchreise sind und nicht extra von Traunstein nach Freiburg gefahren sind, um einen Reifen reparieren zu lassen, ist für ihn klar, dass diesen Leuten geholfen werden muss – und zwar schnell.
Er schickt uns ins nächst gelegene Café und verspricht, das binnen einer Stunde der Reifen repariert ist. Und so war es auch – ein Mann ein Wort. Nach 1 Stunde, als wir zurückkommen, steht unser Wohnmobil wieder fest auf seinen intakten »vier Beinen«.
Seit dieser Aktion weiß ich jetzt auch und das es unterschiedliche Methoden des Reifenreparierens gibt. Während wohl der ADAC und leider auch die Werkstatt »unseres Vertrauens« nur mit irgendeinem Wollfaden repariert und dann da ein bisschen Kleber drauf schmiert, muss so eine Reifenreparatur mit einem Gummipilz gemacht werden und alles dann am Ende noch vulkanisiert werden. Oder so ähnlich … Also richtig gute Handwerksarbeit ist da gefragt.
Wir hatten genau an dem Reifen vor einem Jahr ein kleines Leck und besagte Werkstatt »des Vertrauens« hat den Reifen repariert. Leider nicht ganz so zuverlässig wie das hätte sein sollen.
Naja, immerhin ist ja alles gut gegangen und nach dem Schreck haben wir dann uns in Freiburg mit unserer geliebten App Park4night noch einen Übernachtungsplatz gesucht.
Am nächsten Morgen gehen wir einmal um die Ecke ins Café zum frühstücken und dann geht’s los Richtung Frankreich. Wir fahren bis Brive und übernachten dort mitten in der Stadt. Der offizielle Wohnmobilstellplatz ist wegen Umbauarbeiten geschlossen und so stehen wir auf einem normalen Parkplatz direkt am Fluss. Wir haben eine ruhige Nacht, keiner verscheucht oder stört uns und am nächsten Morgen geben wir als Ziel die Halbwüste Bardenas reales in Nordspanien ein, die wir am späten Nachmittag erreichen.
Bardenas reales – Halbwüste in Nordspanien
Es war ein von mir schon lange gehegter Wunsch diese Wüste einmal zu besuchen. Auf dem Weg nach Portugal passt es gerade so schön.
Wir steuern den nächstgelegenen Ort Arguedas an, in dem es einen riesigen Stellplatz für Wohnmobile gibt, den auch wir für die Übernachtung nutzen. In der Nacht regnet es in Strömen und ich befürchte schon, dass wir im Lehm versinken und am Ende am nächsten Morgen gar nicht mehr wegkommen. Im Stillen überlege ich wie wir da wohl dann am Besten rauskommen. Zum Glück habe ich ja im letzten Moment noch die Sandbleche eingepackt. Zum Glück brauchen wir sie am nächsten Morgen nicht.
Wir stehen am Fuße der Felsen, in die Felsenwohnungen gehauen sind, die noch bis vor circa 100 Jahren genutzt wurden.
Am nächsten Morgen fahren wir ins Städtchen Arguedas, gehen gemütlich frühstücken und fahren dann zum Eingang – dem Infozentrum der Wüste. Dort kann man sich einen Lageplan abholen, der Eintritt oder das Befahren ist kostenfrei. Der Rundweg durch die Wüste ist circa 35 km, man kann noch einen Abstecher von circa 17 km nach El Paso machen. Wir wissen jetzt nicht ob das El Paso zufällig so heißt oder im Nachhinein so genannt wurde, weil die Wüste auch ein militärischer Stützpunkt ist und wie wir sehen, dort auch Flugübungen gemacht werden, oder ob das schon immer so war und reiner Zufall ist.
Die Felsformationen sind bizarr. Es sieht zwar teilweise etwas gespenstisch aus, ist aber hochinteressant. Wir finden, der Abstecher hat sich gelohnt. Durch die Wüste führt eine Schotterstraße, die man aber bequem mit dem Auto oder auch einem normalen Wohnmobil befahren kann. Dazu braucht es keinen Allradantrieb. Für Motorradfahrer scheint es wohl die Destination schlecht hin zu sein, denn es sind enorm viele davon unterwegs, die auch mal den Weg verlassen und über die Prärie heizen. Das ist zwar nicht erlaubt, aber scheint wohl viel Spaß zu machen.
Da wir keine größeren Wanderungen oder Spaziergänge durch die Wüste machen wollten, beschließen wir weiter zu fahren. Wir schaffen es nicht ganz bis nach Portugal und übernachten in Leon. Keine spektakuläre Stadt, jedenfalls wir haben kein Sightseeing gemacht, nur dort übernachtet und gut war es. Die Stadt ist wohl bekannt für seine gute und zahlreiche Gastronomie. Wir wissen jetzt nicht, ob es an dem Montag oder an der Jahreszeit lag, aber alles in halbwegs fußläufiger Umgebung hatte zu. Wir waren dann einfach im gegenüberliegenden Supermarkt einkaufen und haben ein schönes Muschelessen gemacht.
Morgen geht es dann endlich nach Portugal.