Wir starten in München mit einer knappen Stunde Verspätung, weil die Tür des Flugzeugs nicht zugeht. Mit einer geschlossenen Tür fliegt es sich schon angenehmer – wer weiß was da sonst alles passieren könnte … Wir haben ordentlichen Rückenwind und landen trotzdem pünktlich in Havanna.

Wir werden erwartet – wie schön. Ein freundlicher Kubaner nimmt uns in Empfang, geleitet uns geduldig zum Geldwechseln und verfrachtet uns mitsamt Gepäck in ein Oldtimer-Taxi, einen Buick aus dem Jahr 1950, der schon dem Vater des aktuellen Besitzers gehört hat. Und davor dem Großvater …  Der Parkplatz des Flughafens ist sehenswert – für unser ungeübtes Auge – Oldtimer soweit das Auge reicht. In unserem Buick werden wir sanft zu unserer Unterkunft geschaukelt. Die Anzeigen am Armaturenbrett funktionieren zwar alle nicht, aber der Fahrer wird das schon im Griff haben.

Wir sehen das erste Mal Havanna: Buntes Treiben, Wärme, Lärm und ziemlicher Verfall begegnen uns.

Lafayett 269 – was für ein schöner Name für eine Art B&B. Ein junges, sehr freundliches Mädchen nimmt uns in Empfang. Sie spricht ein bisschen Englisch und erleichtert damit die Verständigung. Im zweiten Stock haben wir unser Zimmer. Über zwei sehr steile und schmale Treppen wuchten wir unser Gepäck nach oben. AC und Bad – das war’s. Ach so, ja, ein Bett gab es auch noch. Und eben den Namen Lafayett 269. Gut, wir sind ja auch nicht nach Havanna gefahren, um dort zu wohnen.

Havanna – Unermesslicher Reichtum und unermesslicher Zerfall

So begegnet uns die Stadt am ersten Abend. Wir wohnen mitten in Old Havanna Habana Vieja und nur wenige Schritte sind es zur Plaza de Armas. Wir schlendern ein bisschen durch die Gassen und wollen ein Gefühl für Kuba bekommen. Viele Touristen sind unterwegs, allerorten tönt aus jeder Kneipe Musik, live oder aus der Kiste. Salsa Klänge mit und ohne Gesang, mal schöner, mal weniger schön, vor allen Dingen laut. Wir finden noch was zum Essen und trinken den ersten Mojito in Kuba. Uups – der schmeckt ja so was von wässrig – ich kenne ihn besser, wenn Harald ihn macht … Wir sind müde und fallen ins Bett.

Der nächste Morgen beginnt sportlich. Unter der Dusche hüpfen wir schnell hin und her um jeweils den Wassertropfen zu erwischen, der aus dem Duschkopf kommt. Egal – Duschen wird überbewertet.

Ein schöner Obstteller, ein starker schwarzer Kaffee und Spiegeleier mit Brot erwarten uns zum Frühstück. Die Tür zum Balkon steht offen, während wir in Mamas Küche frühstücken. Die Geräuschkulisse lässt es ahnen, wir befinden uns mitten in Havanna.

Heute morgen sollen wir zur Agentur gehen, die uns noch einige Infos geben will bezüglich des Mietwagens und dem weiterem Programm. Wir schlendern durch die Gassen und sind erschlagen von dem unermesslichen Reichtum, der in dieser Stadt einmal geherrscht haben muss. Was für wunderschöne Fassaden, auch in den Nebenstraßen. So detailreich gestaltet und aufwändig gebaut. Zwischendrin die vielen wunderschönen alten amerikanischen Straßenkreuzer. Man kann sich vorstellen, was für ein feudales Leben hier einmal vor dem alle gleichmachenden Sozialismus geherrscht haben muss. Es ist so schade, wie die Häuser verfallen. Viele Häuser bestehen nur noch aus Fassade, Balkone sind teilweise weggebrochen und aus den Mauerritzen wachsen Bäume.

Und durch die Gassen laufen fröhliche Menschen, singend und tanzend. Die Weiblichkeit ist mit kurzen und engen Röcken bekleidet. Ausgeschnittene knappe Shirts und Blusen verhüllen nur mäßig die Rundungen. Im Vergleich zu den muslimischen Ländern, in denen der Verhüllungswahn der Damenwelt mittlerweile ins Extrem getrieben wird, tut die Freizügigkeit gut. Wenn auch, das muss gesagt werden, so manch einer der Damen vielleicht ein etwas weiteres, figurumspielendes Gewand besser stehen würde. Aber der Modetrend scheint hier klar zum „Bekennen einiger Rettungsreifen in Bauchhöhe“ zu gehen.

Der Himmel bezieht sich und es beginnt zu regnen. Das hatten wir so nicht bestellt. So schnell schauen wir gar nicht, wie es zu schütten beginnt und wir innerhalb weniger Minuten klatschnass sind.

Aber so schnell wie der Regen kam ist er auch wieder verzogen und wir gehen Mittagessen. Ein halbes Hühnchen mit ein wenig Gemüse macht satt, wenn auch nicht glücklich. Wir laufen quer durch Alt-Havanna und stoßen allerorten auf Hemingway. Hier Floriditta und dort Bodeguita del Medio, hier ein Hotel, das mit ihm wirbt und dort eine Skulptur. Und natürlich überall der Mojito, dessen Rezeptur auf ihn zurück geht. Wir gehen Richtung Wasser zum Malecon, der großen Uferpromenade und zurück zur Plaza Central.

Gegen 18 Uhr sind wir pünktlich zur gebuchten Stadtrundfahrt „Havanna bei Nacht“ am vereinbarten Treffpunkt. Der Bus lässt auf sich warten, aber wir wurden schon vorgewarnt, dass es etwas später werden könnte. Es ist 18:20 Uhr als er endlich kommt. Mit dem Führer erkunden wir nochmals die Altstadt und bekommen noch so manche interessante Info, die nicht in unserem Reiseführer stand.

Und dann geht es hinauf zur Kaserne der Fortaleza de San Carlos de la Cabaña auf der anderen Uferseite zum „21-Uhr-Böllerschuß“. Seit Jahrhunderten wird dort täglich mit großer Zeremonie, Wachablösung und dem ganzen Drum-Herum ein Schuss aus einer Kanone abgefeuert. Früher diente dieses Zeichen dazu, dass die Stadttore geschlossen, zwischen den Ufern eine Kette gespannt wurde und die Menschen zu Bett gehen sollten. Heute ist es wahrscheinlich das Zeichen dafür, dass die Party jetzt erst richtig losgeht …

Wir fahren zurück in die Stadt und gehen ins Bodeguita del Medio – natürlich eine von Hemingways Lieblingsbars – und bekommen dort ein traditionelles Abendessen. Huhn und Rindfleisch – „Ropa vieja“ was wortwörtlich übersetzt „alte Kleider“ heißt. Es ist Rindfleisch welches bis zur Unkenntlichkeit in seine fasrigen Bestandteile zerfleddert wird – ja, das muss so. Dazu gibt es ein bisschen Reis und Salat. Also bis jetzt überzeugt uns die kubanische Küche noch nicht. Auch hier ist der Mojito etwas wässrig. Auf dem Heimweg kehren wir auf einen Absacker in der Fußball-Kneipe an der Ecke unseres Hotels ein. Auch hier immer noch kein wirklich leckerer Mojito. Wenn auch die Kneipe mit einer Bayern München Fahne geschmückt ist.

Mit dem Oldtimer durch Havanna – es musste sein.

Am nächsten Morgen erwartet uns pünktlich um 10 Uhr unser bestellter Oldtimer mit Fahrer. Wir lassen uns durch die Stadt fahren, erst durch Centro Havanna, dann am Malecón entlang zum Botschaftsviertel und zum Badestrand. Es ist sehr windig und das Wasser spritzt hoch über die Kaimauer. An den Häusern der Wasserfront sieht man, wie die salzhaltige Luft und das Wasser an den Fassaden nagen und fressen. In den Außenbezirken ist der Verfall noch deutlicher zu sehen. Schade um so eine schöne Stadt. Da helfen auch keine Renovierungsmaßnahmen mehr. Viele Gebäude in der Altstadt wurden und werden saniert, aber ganz vieles ist einfach dem Verfall überlassen. Trotz allem, die Stadt fasziniert. Zwischen den vielen morbiden Wänden ist das pure Leben zu spüren.

Am Nachmittag laufen wir über den Prado-Boulevard. Künstler möchten uns hier ihre Gemälde und andere Kunstwerke verkaufen. Nun, die Geschmäcker sind verschieden, uns überzeugt nichts. Aber es ist bunt und interessant. Zwischendrin sitzen Menschen mit Schildern um den Hals – sie suchen Wohnungen oder bieten welche an. Wir verstehen, das ist hier der Immobilienteil in live, in Ermangelung einer Zeitung. An den Bäumen und Masten sind ebenfalls Zettel mit Gesuchen und Angeboten angeschlagen.

Die Zeit vergeht im Fluge und wir suchen uns ein Taxi, um unseren Mietwagen abzuholen. Mit einem offenen Coco-Taxi fahren wir entlang des Malecóns zur Station. Die Wellen schwappen über die Kaimauer und wir kriegen den einen oder anderen salzigen Schauer ab.

Ein MG in ordentlicher Größe wird uns übergeben. Ist wohl irgendwas chinesisches. Das Auto hat schon so einiges erlebt … Sicherheitshalber mache ich von allen Schäden und Beulen Fotos. Wir bezahlen Kaution, Versicherung und die erste Tankfüllung in bar. Ich bemängele ein stets leuchtendes gelbes Licht. Das sei die Öldrucklampe und würde immer leuchten! Es sei ein Fehler des Sensors bei allen Autos und wir sollen uns mal keine Sorgen machen. Dann hoffen wir mal. Als lästig sollte sich noch der, bei der kleinsten Bewegung des Fahrers einsetzende, Warnton „Fasten Seat Belts“ herausstellen. Offensichtlich auch hier ein Problem mit dem Sensor. Ein paar Gassen weiter von unserem Lafayette ist ein bewachter Parkplatz, auf dem wir unser Auto für die Nacht abstellen. Gegen Abgabe von 5 CUC (knapp 5 Euro) und der Hinterlegung des Schlüssels steht das Auto sicher und gut.

Abends finden wir ein hübsches Lokal. Sentidos – ganz in der Nähe von unserem Casa. Und endlich überzeugt uns die kubanische Küche. Lammstew und Hase mit leckerem Gemüse, zart und gut gewürzt, ja das war fein. Der Daiquiri und der Mojito – ein Gedicht und nette Gäste am Nachbartisch, mit denen wir ein informatives Pläuschchen halten. Wir haben einen schönen Abend und sind in freudiger Erwartung des morgigen Tages.

Mit der Reiseagentur „ERLEBE KUBA“ hatten wir einen kompetenten Partner für unsere KUBA Reise an unserer Seite.

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