Diesen Ruf hat Essaouria zu Recht, wie wir feststellen mussten. Ist es allerorten ein wenig zugig, so hat das sicher auch seine angenehmen Seiten, denn es wird keine stehende Hitze in den engen Gassen der Medina geben. Mit der Wahl des geeigneten Plätzchen für den gemütlichen Espresso oder Café noir muss man jedoch ein bisschen prüfend vorgehen.
Wir wurden in einem Innenhof fündig – dem früheren Getreidemarkt. Dort in der Sonne sitzend genossen wir das bunte Treiben um uns herum, um eine Portion gegrillter Sardinen als mittäglichen Snack zu genießen.
Dierekt am Meer gelegen ist Essaouria einst eine der ersten und bedeutendsten Hafenstädte gewesen. Heute gibt es noch einen sehr aktiven Fischereihafen und eine dort ansässige Bootswerft. Besonders Harald hat sich das alles genau angesehen. So ein bisschen geruchsstabil muss man schon sein, wenn man zwischen all den frischen Fischen, aber auch den Fischabfällen, die sich da so häufen, gemütlich flanieren will.
Nicht, dass es kein System gäbe, die Abfälle der ausgenommen Fische zu entsorgen – das gibt es sehr wohl. Rechts vom Tisch werden die Flossen und Köpfe auf den Boden geworfen und links vom Tisch die Innereien. Hat wahrscheinlich mehr was mit dem Arbeitsablauf zu tun, als mit Mülltrennung.
Die bunten Gassen der Medina unterscheiden sich kaum von denen anderer Städte, ausser, dass sich doch relativ schnell eine gewisse Übersichtlichkeit einstellt, was den Bummel sehr sympathisch macht und man gelassen durch die engen Straßen laufen kann. Viele Häuser sind vom Verfall gezeichnet und ein ganzes Viertel innerhalb der Medina, das ehemalige Judenviertel, wird jetzt abgerissen und dort sollen neue Häuser entstehen. Eigentlich schade, aber die Wörter „instandhalten, pflegen, renovieren“ existieren in Marokko nicht. Das ist keine Erscheinung der modernen Welt, das war wohl schon immer so. Man baut und dann wohnt man das Haus ab und wenn es zusammenfällt zieht man aus und baut es nebenan wieder auf. Also ist es doch eine erfreuliche Entwicklung, dass auch mal was abgerissen wird und an der Stelle etwas Neues entstehen kann.
Die vielen schönen Sachen wecken Bedarf – das sogenannte „Haben wollen-Symptom“ traf auch uns. Wir haben hier und da ein bisschen gehandelt – das gehört schließlich dazu – sind auch fündig geworden und freuen uns an unseren Einkäufen.
Gegen Abend sind wir an den Fischständen in Hafennähe entlang gebummelt und haben uns einen hübschen, 2,2 kg schweren Krebs ausgesucht und grillen lassen. Wir hatten das Gefühl, er winkte und zwinkerte uns zu und wollte unser Abendessen werden. Wer kann da NEIN sagen?
Es ist eine ganze Straße, in der sich Bude an Bude reiht und geschäftstüchtige Fischer ihren täglichen Fang frisch zubereiten und verkaufen.
Der Krebs hat gemundet – wir haben mit großem Spaß und Genuss gegessen – kleiner Wehrmutstropfen war der fehlende kühle Chablis, der da eigentlich dazu gehört hätte. Aber wie es im Leben so ist, man kann nicht alles haben …
Und weil wir schon so schön bei Krebs waren – ein paar Gassen weiter gab es als Nachtisch auch noch ein „Crepes Suzette“. Der Süddeutsche würde sagen: „Einmal Krebs immer Krebs.“
Schön zu sehen, dass sich Essaouira nicht so stark verändert hat seit wir 2014 dort waren. Ich finde auch, dass man sich in der Medina von Essaouira nicht so schnell verläuft wie bspw. in Fés und ich mag den europäischen Flair der Stadt sehr.
LG Myriam
Liebe Myriam,
ja es lässt sich sehr gut aushalten dort. Und die Veränderungen insbesondere im ehemaligen Judenviertel sind zu begrüßen. Hoffen wir auf eine stilgerechte Umsetzung des Wiederaufbaues.