Am nächsten Tag überqueren wir den Tejo auf der Brücke des 25. April¹*) und fahren weiter. Zum Glück führt die Route über die kürzere Brücke von 3,2 km Länge und nicht über die Vasco de Gamma²*) die 17,2 km lang ist. Ich mag es ja nicht so besonders über diese langen und hohen Brücken zu fahren. Geht halt manchmal nicht anders aber wenn es Alternativen gibt, dann nehme ich diese gerne an.
¹*) Die Ponte 25 de Abril ist ein 3,2 Kilometer langer Brückenzug mit einer 2278 Meter langen Hängebrücke über den Tejo. Sie ist weltweit, die drittlängste Hängebrücke mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr. Sie verbindet in Nord-Süd-Richtung den Lissabonner Stadtteil Alcântara mit der Stadt Almada. Fertiggestellt wurde sie 1966.
²*) Sie ist benannt nach dem berühmtesten portugiesischen Seefahrer, der 1498 den Seeweg von Europa um Südafrika herum nach Indien entdeckte. Mit einer Länge von 17,2 Kilometern ist die Vasco da Gama-Brücke eine der längsten Brücken Europas. Fertiggestellt wurde sie 1998.
Wir fahren bis Alcácer do Sal. Dort gibt es einen gemütlichen, sauberen Campingplatz und nach den trubeligen Tagen in Lissabon tut die völlige Unaufgeregtheit des Ortes ganz gut. Ich schreibe ein wenig für den Blog – muss ja auch mal sein. Leider kann ich es nicht veröffentlichen, weil das Internet zu instabil ist. Es sieht bislang ohnehin ziemlich mau aus mit Internet. Die Netzabdeckung fürs Handy ist gut und für wichtige Sachen lässt sich auch gut ein Hotspot machen aber um ein paar Blogeiträge zu veröffentlichen langt die Versorgung der Plätze nicht wirklich. Schade eigentlich. Zum Glück muss ich nicht viel arbeiten und hoffe, dass es auch noch so bleibt.
Ein kleiner Stadtrundgang bringt mich, bis auf ein kleines Eis, nicht viel weiter. Wie gesagt, die Stadt ist beschaulich und unaufgeregt. So wie unsere Weiterreise auch werden wird. Jetzt kommen die erholsamen Tage.
Am nächsten Tag fahren wir auf die Halbinsel Troia im Lagunengebiet von Setubal weiter. Es soll dort ein verwunschenes Fischerdörfchen geben mit malerischen Bootsstegen, die sich die Fischer in die Lagune gebaut haben, damit sie auch bei Flut trockenen Fußes auf ihre Boote kommen.
Naja so malerisch sind sie dann doch nicht – finde ich jedenfalls. Vielleicht war es auch die falsche Tageszeit. Mag sein, dass sie im Licht der untergehenden Sonne malerischer erscheinen.
Wir fahren noch ein kleines Stück weiter, bis ein Schild nach Comporta zeigt. Klingt irgendwie gut und ich biege ab. Am Ende der Straße ein großer Parkplatz und ein Steg zum Meer. Es sieht sehr gepflegt aus.
Am Ende des Steges gibt es einen Beachclub Comporta Café mit einem ganz tollen Restaurant. Ja klar gehen wir da zum Mittagessen hin. Auf der Terrasse mag es sehr schön sein, uns ist es aber zu windig und wir nehmen innen mit einem sensationellen Blick nach draussen Platz. Wir genießen die schöne Atmosphäre und das leckere Essen.
Das Leben kann so schön sein …
Troia bietet ausser einem Golfplatz und ein paar Hotels und vielen Ferienwohnungen jetzt nicht mehr so viel und wir fahren weiter.
Entlang der Straße nisten unzählige Störche auf den Strommasten. Alle scheinen gerade ihre Jungen zu versorgen und oft sitzen Mama und Papa ganz stolz im Nest. Immer wieder muss ich stehen bleiben und Fotos machen – aber auch da ist dann mal Schluss ….
Abends sind wir auf dem Campingplatz: Parque de Campismo da Lagoa de Santo André, also das Gute zuerst, es gibt Strom und die sanitären Anlagen sind sauber und in Ordnung. Aber der Rest … Viele Dauercamper, von denen so gut wie keiner da ist. Das Restaurant, bei Google auch »Gourmet Restaurant …« genannt, sieht aus wie eine Stehbierhalle mit Billard und Spielautomaten, ob man da was zu essen bekommt, habe ich erst gar nicht gefragt.
Der Minimarkt, um ein paar Brötchen für das Frühstück zu kaufen, hätte von 9-12 Uhr geöffnet – leider nein. 9:15 Uhr war da total tote Hose. Der Platz ist sehr sandig, erst bin ich in einem Sandloch stecken geblieben und dann ist er durchzogen von vielen Ameisenstraßen, die auch in jede Ritze kriechen wollen. Also für 16 € ein bisschen viel Unannehmlichkeiten wie wir finden und machen am nächsten Morgen ganz schnell die Fliege. Entsprechende Bewertung bei Google konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Bis Zambujeira sind es ca. 80 km und dort soll es einen der besten Plätze des Landes geben – so verspricht es Google. Wir sind gespannt. Bevor wir uns wieder in Campingabenteuer stürzen, gehen wir noch im Ort essen. Schön ist es dort, ein kleiner Marktplatz mit kleinen Lokalen drum herum.
In einem Fischrestaurant finden wir Platz und ich esse gegrillte Sardinen. Ich mag sie sehr, diese kleinen Fische, die man gegrillt mit Haut und Haaren essen kann. Leider sind sie hier überall sehr groß und man muss sie richtig auseinandernehmen. Sie haben gut geschmeckt, aber ich werde sie nicht mehr essen. Erst beim Hinausgehen schaue ich in die Theke, wo der «Fang des Tages« angeboten wird. Eine große Schüssel mit seltsamen Stücken schaut mich an. So etwas habe ich noch nie gesehen und natürlich komme ich sofort mit dem Wirt ins Gespräch. Ich kein Portugiesisch – er kaum Englisch – wir verstehen uns …
Es handelt sich, wie es im Internet so schön heißt, um die ›… tödlichste Delikatesse der Welt …‹ Aha … Percebes heißen die kleinen Stückchen. Sie sind ein Zwitter zwischen Muschel und Krabbe. Man nennt sie auch Entenmuscheln und nein, es ist nicht wie beim Kugelfisch – die Mortalität bezieht sich nicht auf den Verzehrer, sondern auf den Fänger oder Pflücker, wie man vielleicht besser sagen sollte.
Der Platz ist tatsächlich sehr gut – die erste Nacht stehen wir zwar ein bisschen »scheps« und wechseln deshalb am nächsten Morgen zu einem anderen Platz. Da gefällt es uns dann auch wirklich gut. Der erste Tag ist erst mal für div. Putz- und Waschaktivitäten reserviert. Ich wasche zwei Maschinen und säubere unser kleines »mobiles Schlösschen« damit sich wieder ein wenig Glamping-Feeling einstellt. Abends bin ich zufrieden und habe auch einige Blogbeiträge fertigstellen können.
Jetzt wo alles wieder erledigt ist, übermannt mich die Neugier. Wie war das nochmal mit den Percebes??? Ob die in dem Restaurant noch welche haben? Ob ich da mal zu Mittag hingehen sollte?
Viele Fragen die nur eine Antwort haben können.
»Machen – das ist so wie wollen, nur krasser …«
Also dann mal los. Ich laufe in die Stadt auf der Jagd nach Percebes. Nicht ohne mich vorher nochmal genau im Internet zu belesen.
»Pollicipes pollicipes ist eine Art der Entenmuscheln in der Klasse der Rankenfußkrebse, die an der Küste des Ostatlantik verbreitet ist. Die Entenmuscheln leben als sessile Filtrierer auf den harten Oberflächen der Felsen in der intertidalen Zone des Meeres und auf Treibgut.
Merkmale
Wie andere Entenmuscheln besteht Pollicipes pollicipes aus einem biegsamen muskulösen Stiel, dem Pedunculus, mit dem sie am festen Substrat verankert ist, und aus dem muschelartigen, vom zweiklappigen Carapax umhüllten Rumpf oder „Köpfchen“, dem Capitulum. Das weißlich graue Capitulum von Pollicipes pollicipes hat eine dreieckige Form und ist zum Schutz mit einer größeren, mit dem Alter zunehmenden Anzahl von Kalkplatten besetzt, bei älteren Tieren bis über hundert Kalkplatten. Der Krebs hat sechs Paar dünner federförmiger Cirren, mit denen Plankton aus dem Meerwasser filtriert wird. Der Stiel von Pollicipes pollicipeskann 10 cm lang werden.
Wie andere Entenmuscheln ist Pollicipes pollicipes zwittrig. Die Eier werden in so genannten Eisäckchen unter dem Carapax getragen. Die schlüpfenden Nauplius-Larven verlassen den Carapax des Muttertiers und entwickeln sich nach einer pelagischen Phase zu Cyprislarven. Diese setzen sich mit Hilfe einer im Kopf befindlichen Zementdrüse an einem festen Substrat fest und metamorphosieren zum sessilen Adulttier.
Vorkommen
Pollicipes pollicipes ist heimisch im östlichen Atlantik an den Küsten Frankreichs, Spaniens, Portugals, Marokkos und um die Kanarischen Inseln und die Kapverdischen Inseln, südlich bis Senegal und nördlich vereinzelt auch an der Küste Englands. Im Mittelmeer gibt es nur zerstreute Vorkommen. Sie lebt in der Gezeitenzone an Felsen, Treibgut und Schiffswracks.
Nutzung durch den Menschen
Der Stiel der Entenmuscheln wird – in Salzwasser gekocht oder in Öl kurz gedünstet – als Meeresfrucht gegessen. Die Ernte ist aufwändig und gefährlich, da die Entenmuscheln nur in den schwer zugänglichen intertidalen Zonen, d. h. in dem Bereich, in dem Wellen konstant gegen den Fels schlagen, aufzufinden sind. Je wilder das Meer und ungeschützter die ihm ausgesetzte Felswand ist, desto dicker und fleischiger, und dementsprechend teurer sind die dort auffindbaren Entenmuscheln. Kunden in Spanien und in Portugal zahlen bis zu 200 € pro Kilo für die besten Qualitäten der percebes. Auf den Fischmärkten der Algarve in Portugal werden die Entenmuscheln zu Kilopreisen von 15 € bis 25 € angeboten (Stand 2015). Der riskante Beruf ihrer Fischer, der Percebeiros, ist Thema in Literatur, Filmen und Reportagen.[1] In Galicien, an Spaniens Atlantikküste, gibt es an verschiedenen Orten jedes Jahr ein Percebes-Fest.
Quelle: Wikipedia
Ich steuere zielstrebig das bekannte Restaurant an und spitze mal durch die Glastür ob in der Theke wieder die Objekte meiner Begierde liegen. Leider nein …
Die Fenster sind offen und der Restaurantbesitzer kommt gerade in den Gastraum. Ich frage, ob es heute denn keine Percebes geben würde? Doch natürlich, die seien nur gerade in der Küche. Oh fein, ich gehe rein und bestelle eine Portion. Die kleinste Portion sind 200 g und kosten 9,50 € – also wirklich nicht so teuer wie oft erzählt oder geschrieben wird. Und eine 200 g Portion ist als Vorspeise absolut ausreichend. Ich lasse mir zeigen wie man die Teile öffnet und mache mich ans Werk. Und was soll ich sagen, sie schmecken sehr gut. Etwas knackig aber nicht zäh, glatter als Krabben und es ist klar Seafood.
Wieder um eine Erfahrung reicher, die Neugierde gestillt, bestelle ich noch einen gegrillten Oktopus und lasse mir das Mittagessen so richtig schmecken. Danach gehe ich noch ein bisschen im Ort spazieren und mache ein paar Fotos, die ich euch gleich zeige.
Der nächste Tag ist Urlaub und Socialmedia frei – ich mache meine Blogbeiträge fertig und freue mich abends, dass ich alles erledigt habe. Mein innerer Monk ist befriedigt und ich kann mich beruhigt zurück legen, ein Glas Wein genießen und mich auf den nächsten Urlaubstag freuen.