Barhöft – da wollte ich schon immer mal hin …
Nach Stralsund ist unsere nächste Station Barhöft. Wusste ich bislang nicht mal von dessen Existenz – fand ich es dort ganz nett. Wir versuchen realtiv nahe der Küstenlinie zu fahren und kommen in besagtem Barhöft an.
Es gibt einen netten Stellplatz mit »allem« und einen kleinen Hafen, den man vor dort fußläufig erreichen kann. Man zahlt beim Hafenmeister.
Glücklicherweise hatten wir keine tobende Nacht und auch am nächsten Morgen lag der Kreuzer noch friedlich im Hafen. Sicherlich ist es dort im Sommer ganz gemütlich.
Vielleicht wundert ihr euch, dass wir das hier so ausführlich beschreiben. Die DGZRS liegt uns, als ehemalige Segler sehr am Herzen. Es ist eine ganz großartige Organisation, die sich mit vielen Spenden und freiwilligen Helfern finanziert. Eine Stammbesetzung von hochqualifizierten Mitarbeitern sorgt dafür, dass die Rettungseinsätze verantwortungsvoll und erfolgreich durchgeführt werden können.
Früher haben wir nach jedem Törn dort eine Spende hin überwiesen. Gerade weil nie etwas passiert ist und wir nie einen Einsatz der DGzRS haben in Anspruch nehmen müssen. Aus Verbundenheit spenden wir heute noch nach jeder Reise.
Abendessen in Barhöft
Es gibt dort am Hafen einen sehr guten Italiener „Portofino“ in dem wir am frühen Abend, einen Platz bekamen. Wir hatten nicht reserviert, was sich dort in jedem Fall empfiehlt. Wir hatten einfach Glück. Essen und Service waren top.
Proviantkiste
Für kleine Besorgungen ist der Kiosk „Proviantkiste“ ideal und direkt vor Ort. Nicht nur Lebensmittel und Hygieneartikel werden dort zum Kauf angeboten, sondern auch Angelzubehör.
Es gibt kleine Gerichte und auch Kaffee, Kuchen und Eis, aber er hatte am Abend schon zu. Dafür gab es dort am nächsten Morgen feine Brötchen. Die paar Meter vom Stellplatz sind schnell dorthin gelaufen.
Außerdem ist die Proviantkiste der Anlaufpunkt für den Verleih von Rädern, Booten und für das Buchen der Kranichbeobachtungsfahrten.
Fischimbiss und Räucherfisch
Ein beliebtes Ziel im Barhöfter Hafen ist auch der Fischimbiss. Man kann hier allerlei Leckereien aus der See – leckere Fischbrötchen und frischen Räucherfisch kaufen. Ende September war Saisonschluss und die Fischebude hatte zu.
Nis Randers und die DGzRS
Der Hafen dient derzeit als Standort für die DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) weil der Nothafen Darßer Ort immer wieder versandet und in der Kernzone des Nationalparks Vorpommersche-Boddenlandschaft liegt. Früher war er Lotsenhafen für die Lotsenschiffe die die Schiffe nach Stralsund begleiteten. Damit die Natur an dieser Stelle wieder komplett sich selbst überlassen werden kann, ist der bereits genehmigte Inselhafen Prerow als Alternative zum bisherigen Standort vorgesehen. Derweil ist der Rettungskreuzer »Nis Randers« dort stationiert. Als wir kamen rangierte der Kreuzer dort im Hafenbecken und wurde ganz offensichtlich zu Ausbildungszwecken genutzt.
Weil der Name interessant klang und wir erst dachten, er sei nach einem Spender oder nach einem verunglückten Seenotretter benannt, googelten wir und stießen auf folgende sehr schöne Ballade:
Nis Randers – von Otto Ernst
Krachen und Heulen und berstende Nacht, Dunkel und Flammen in rasender Jagd – Ein Schrei durch die Brandung!
Und brennt der Himmel, so sieht man’s gut:
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut; Gleich holt sich’s der Abgrund.
Nis Randers lugt – und ohne Hast
Spricht er: «Da hängt noch ein Mann im Mast; Wir müssen ihn holen.»
Da fasst ihn die Mutter: «Du steigst mir nicht ein! Dich will ich behalten, du bleibst mir allein,
Ich will’s, deine Mutter!
Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn, Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
Mein Uwe, mein Uwe!»
Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach! Er weist nach dem Wrack und spricht gemach: «Und seine Mutter?»
Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs: Hohes, hartes Friesengewächs;
Schon sausen die Ruder.
Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muss es zerschmettern…! Nein, es blieb ganz!… Wie lange, wie lange?
Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer Die menschenfressenden Rosse daher; Sie schnauben und schäumen.
Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt! Eins auf den Nacken des andern springt Mit stampfenden Hufen!
Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt! Was da? – Ein Boot, das landwärts hält. –
Sie sind es! Sie kommen! –
Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt…
Still – ruft da nicht einer? – Er schreit’s durch die Hand: «Sagt Mutter, ’s ist Uwe!»
Kranichtour in Zingst
Wir verlassen das wirtliche Örtchen Barhöft und fahren weiter zum nächsten Ziel nach Zingst. Auf dem 5* Campingplatz »Freesenbruch« schlagen wir unser „Zelte“ auf. Es ist ein sauberer und sehr ordentlicher Platz mit großen gepflegten Sanitäranlagen, Restaurants und kleinem Laden. Nur durch die Straße getrennt, steht man direkt in Strandnähe.
Der Weg vom Campingplatz in den Ort zieht sich ganz schön. Da wäre ein Radl hilfreich gewesen. In Zingst am Hafen ist, wie zu erwarten ordenlich Trubel. Cafes, Restaurants, Imbiss – für jeden etwas und alles ziemlich voll. Jeder genießt noch die letzten schönen Septembertage und räkelt sich in der Sonne.
Zingst ist ebenfalls als Mekka der Fotografen bekannt. Es sind immer Fotoausstellungen auf sehr hohem Niveau zu besuchen, es werden viele Fotoworkshops angeboten und im Juni findet das Fotofestival „horizonte zingst“ statt. Mehr Info gibt es hier. Als ich dort war gab es gerade eine outdoor Ausstellung direkt am Strand.
Dort am Hafen befindet sich auch die Touristeninfo und ich buche dort eine Fahrt zu den Kranichplätzen am frühen Abend. Ich hatte schon viel gehört von den Kranichzügen. Und es ist genau die Jahreszeit, an denen die Kraniche ins Winterlager ziehen und hier am Darß einen abendlichen Stopp einlegen. Jedes Jahr kommen mehrere tausend Kraniche auf ihrem Weg zwischen den Brutgebieten Skandinaviens und ihren Winterquartieren an die Küsten von Darß/Zingst, Rügen und der südlichen Boddenküste an. Sie rasten hier, um sich für den Weiterflug in die Überwinterungsgebiete im Süden oder zu den Brutgebieten im Norden zu stärken. In milden Wintermonate bleiben auch viele Kraniche in der Region. Solange die Landschaft schneefrei bleibt, finden die Vögel ausreichend Nahrung zum Überleben.
Ich laufe quer durch den Ort, vorbei an vielen netten Geschäften, Lokalen und Cafés. Hier kann man einen Nachmittag schön beim Bummeln verbringen. Die Tour startet am »Binnenhafen« direkt am Darß. Neben einem kleinen Yachthafen und der Anlegestelle für die Ausflugsdampfer gibt es ein Café. Ich bin zu früh und so genieße ich im Strandkorb in der Sonne noch einen Eiskaffee.
Als man einsteigen darf, zücke ich mein Ticket und frage freundlich, wo man sich denn am Besten hinsetzen sollte. Ich erwartete eine Antwort wie unten, oben, vorne oder hinten, unter Deck wegen Wind und Kälte oder ähnliches. Was bekomme ich zu Antwort: »Auf den Popps …« ach, wer hätte es gedacht. Warum frage ich auch? Ich weiß doch ob der freundlichen meckpommerschen Art … Ok, nicht erklären oder weiter fragen. Einfach hinsetzen. So will man es hier, egal wo man sich hinsetzt – Hauptsache auf den Poppers.
Wir legen ab und fahren Richtung Osten in Richtung der Rastplätze der Kraniche. Viele Möwen und Schwäne begleiten uns und über den Lautsprecher wird alles Wissenswerte über die Kraniche und ihre Flugbahnen erzählt.
Die Sonne geht langsam unter und plötzlich hört man von Weitem das Kreischen der Vögel. Es wird immer lauter und der Himmel bevölkert sich zusehends. Es ist erhebend das so zu erleben. Majestätisch fliegen sie mit weit ausgebreiteten Flügeln über uns hinweg. Ich habe mein 300mm Objektiv dabei und trotzdem bekomme ich sie nicht so richtig nah heran gezoomt, da sie doch relativ weit oben fliegen und ganz nah kann und darf das Schiff nicht zu den Landeplätzen hinfahren. Schade, ich hätte mein 600mm Objektiv mitnehmen sollen. Aber was soll man noch alles mit rumschleppen?
Mittlerweile ist es dunkel geworden und kühl. Es wird im Salon des Schiffes noch ein Film über die Kraniche gezeigt und als wir dann anlegen, habe ich fast einen »Kranich-overload«.
Am Vormittag bin ich gemütlich in Richtung Städtchen spaziert, dann durch den Ort gebummelt und habe dabei gar nicht gemerkt, dass der Campingplatz doch ein ganzes Stück ausserhalb gelegen ist. Ich mache mich auf den Weg und nach einem strammen Fußmarsch von knapp 45 Minuten und 3 km bin ich dann auch wieder wohlbehalten am Wohnmobil angekommen.