Guimarães und Porto

Am nächsten Morgen geht es dann weiter Richtung Portugal. Seit es in der EU keine Grenzen mehr gibt, gibt es auch keine Einreise mehr und der Wechsel von einem Land zum nächsten ist so gleitend, dass man schon genau hinschauen muss, um zu merken, dass man jetzt in einem anderen Land angekommen ist. Auch wenn man vorher über 2.000 km gefahren ist. 

Einreise nach Portugal
Endlich die Grenze zu Portugal

Das Thema Autobahngebühren in Portugal wird heftig diskutiert, in vielen Foren detailliert beschrieben und zwar in jedem anders. Es steht jedoch nirgends, dass es ganz einfach ist. Die erste Mautstelle nach der Grenze weist eine separate Spur für Ausländer auf, das Kennzeichen wird per Video eingescannt. Man hält eine Kreditkarte vor den Automaten und schon ist man registriert, und das Thema ist erledigt. Für Strecken, die nicht mit Tickets ausgestattet sind, wird das Kennzeichen per Video erfasst und der Betrag von der Karte abgebucht. Ansonsten zieht man an den Mautstellen ganz normal ein Ticket und bezahlt dieses nach Verlassen der Autobahn.

Guimarães

Unsere erste Station ist Guimarães. In der Nähe des Stadtzentrums, gibt es einen großen Wohnmobilstellplatz. Dieser ist kostenfrei, hat Ver- und Entsorgungseinheiten. Man steht nicht besonders schön, aber sehr zentral. Gleich nebenan ist die Talstation des Sesselliftes die auf den Berg fährt. Und in knapp 10 Minuten ist man zu Fuß in mitten der wunderbaren mittelalterlichen Stadt. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten wie Kirchen Kloster, Burg und Palast, aber das bezaubernde sind die kleinen Gassen und der Flair, der in dieser Stadt herrscht. Viele Cafés und säumen die Plätze und ich habe das Gefühl, jetzt ist Urlaub. Ich kaufe mir das erste Eis und setze mich gemütlich in ein Straßencafé und bestelle mir einen Espresso. Jaa so fühlt sich der Süden an …

PORTO

Nach einem gemütlichen Kaffee gleich um die Ecke, wollen wir am nächsten Tag noch mit der Seilbahn zur Wallfahrtskirche fahren. Leider ist aber die Seilbahn außer Betrieb und erst in einer halben Stunde oder Stunde oder drei Tagen oder einer Woche wieder einsatzbereit. Schade. Also fahren wir weiter Richtung Porto. Es sind nur rund 50 km. Wo wir in Porto parken sollen, stellt wohl eine kleine Herausforderung dar, den wir uns in diesem Falle mal nicht stellen wollen und suchen uns einen Campingplatz – PARQUE DE CAMPISMO DE SALGUEIROS – ein wenig außerhalb. Dort kann man zu zivilen Preisen bequem übernachten. Der wunderschöne Strand ist fußläufig gut zu erreichen. 

Die Fazilitäten sind weder chic, noch modern, aber halbwegs funktionstüchtig und es lässt sich aushalten. Es ist halt so wie immer. Angrenzend ist ein kleines Lokal, welches ein sehr gutes Essen anbietet. Wir nehmen einen Lunch und danach stürze ich mich ins Abenteuer Porto. Die Bushaltestelle ist direkt vor dem Campingplatz. Ich habe mir den Fahrplan fotografiert, so dass ich im Notfall nur das Foto vorzeigen muss, um wieder nach Hause zu kommen. Immer zur vollen und halbe Stunde soll der Bus kommen. Ich gerate etwas in Zweifel, da an der Bushaltestelle weder die Bus Nummer vermerkt ist, noch sonst gibt es keine Hinweis darauf, dass da demnächst ein Bus kommen könnte. Aber siehe da, doch schon zehn nach halb rauscht ein Bus an. Der Fahrer öffnet die Tür und laute Musik schlägt mir entgegen und auf meine Bemühungen, ein Ticket zu kaufen werde ich einfach durchgewunken. Der Fahrer hat wohl null Bock jetzt auch noch irgendwelche Tickets zu verkaufen. Der Fahrer fährt zwar sehr gut, aber es bleibt spannend, da sich der Bus durch kleine, sehr enge Gassen schlängeln muss. Dabei telefoniert der Fahrer wild gestikulierend. Ich sage mir, dass ich einfach ins  Vertrauen gehen muss und es wird schon gut gehen. Tatsächlich erreichen wir nach 20 Minuten Jardim do Moro. Er ruft mir sogar extra zu, dass ich jetzt aussteigen muss und dann immer geradeaus gehen soll. 

Ha, ha. Wie angewiesen laufe ich dann mal los, vorher gucke ich aber noch, wo denn der Bus für die Rückfahrt hält. An der Haltestelle stehen viele Nummern aber wieder nicht die Nummer von meinem Bus. Naja, wird schon irgendwie gut gehen. Und so mache ich mich auf den Weg für einen ersten Erkundungsstreifzug durch Porto.

Ich mag es erst mal so ein bisschen durch die Stadt zu schlendern, ohne Plan und festem Besichtigungungsprogram. Einfach die Stimmung auf sich wirken lassen. Da bekommt man etwas Orientierung und auch der Reiseführer und der Stadtplan lassen sich dann doch viel einfacher lesen. 

Als Ziel eins visiere ich mal die Kathedrale an. Die sei wohl ziemlich weit oben und von dort hätte man einen guten Überblick. Stimmt. Vor allen Dingen geht es einfacher immer gerade aus. Ich besichtige auch selbe gegen Abgabe von zwei Euro Eintritt und spaziere dann gemütlich durch die engen kleinen Gassen, die sehr malerisch und wunderschön sind. In einem kleinen Eckcafé trinke ich auf einem wackeligen Stuhl an einem wackeligen Tisch einen Espresso und genieße es. 

Ich laufe Richtung Stadt, bleibe hier und da stehen und gehe zur Börse. Diese kann man nur mit einer Führung besichtigen und ich buche mir einen Slot für 18:00 Uhr. Kein Problem, weil das ist nur noch ein Stündchen. Der Weg führt mich Richtung alter Hafen. In einem der Cafés genieße ich einen Aperol Spritz und finde es ziemlich laut hier. Ein einziges Stimmengewirr, laute Musik und eben alle Geräusche, die viele Menschen auf einem Haufen so ausscheiden. Pünktlich zur Führung um 18:00 Uhr schlage ich wieder in der Börse auf. Es gibt Führungen in Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Und für zwölf Euro erklärt einem eine sehr kompetente junge Frau alles was man wissen muss rund um die Handelsbörse. 

Die Handelsbörse wurde 1910 fertig gestellt. Das Grundstück hatte Königin Maria Theresia der Handelsorganisation geschenkt und auch den Bau finanziell unterstützt. Und so hat man da ein ziemlich prächtiges Gebäude hingestellt. Warum? – Weil man es konnte. Nach dem Motto nicht kleckern – klotzen. Der große Saal in dem auch heute noch Staatsempfänge stattfinden, ist über und über mit Gold verziert und mit vielen arabischen Schriftzeichen versehen, die jedoch keinerlei Bedeutung haben. Die Ausstatter und Maler hatten sich wohl den Koran vorgenommen und hatten da die hübschesten Zeichen einfach wild ab gemalt. So kann man es auch machen.

Danach überlege ich mir den Aufzug zu benutzen, der von der Unterstadt in die Oberstadt die Besucher schnell transportiert. Leider muss ich feststellen, dass dieser außer Betrieb  ist. Ich überlege kurz, ob ich noch irgendwo etwas essen gehe. Entscheide mich aber mangels Hunger dann dagegen. Und als ich auf die Uhr schaue, ist es auch schon kurz vor sieben und ich denke, da kann ich mich auf den Weg nach Hause machen. Mal sehen wie das mit dem Bus klappt. Ich überquere die Ponte Dom Luís I, die der Architekt Théophile Seyrig geplant hat. Es gibt einen Fußgänger Übergang im unteren Bereich oder die Trasse über die ich rein gelaufen bin ganz oben. Es ist egal welche man nimmt. Irgendwie muss man sowieso die 385 m überbrücken und wieder nach ganz nach oben. Ich entscheide mich erst mal für den kleinen unteren Übergang. 

Der Weg nach oben ist ziemlich anstrengend und steil, aber was soll’s. Ich laufe mal Richtung Bushaltestelle und sehe wie sich ›mein‹ 9016 der Haltestelle nähert. Ich renne zur Bushaltestelle und erwische den Bus noch so gerade. Es ist der gleiche Fahrer, die gleiche Musik und er winkt mich wieder durch. Die Fahrt ist genauso lustig zurück, wie sie hin war. Und nach kurzer Zeit bin ich wohlbehalten wieder am Campingplatz angelangt. 

2. Tag in Porto

Am nächsten Morgen nach dem etwas mager ausgefallenen Frühstück, da es ständig die Sicherung raushaute, sobald wir die Kaffeemaschine in Betrieb nahmen, fuhr ich mit dem 11 Uhr Bus in die City.

Er ist heute pünktlich, und es herrscht Stille im ganzen Bus und der Fahrer möchte auch 2,20 € fürs Ticket von mir. Er fährt nicht halb so zügig und muss auch mehrere Male rangieren, damit er um die engen Kurven und Gassen kommt. Vielleicht fehlt ihm einfach der vibe der guten Musik.

Ja dann – heute Porto mit System oder auch nicht …

Als erstes laufe ich zum Café Majestic, erstens weil es schön ist und zweitens weil es eine schöne Location für meine Fotosammlung ›wirtliche Orte‹ ist und drittens weil es mich nach einer großen Tasse Kaffee dürstet. Ich glaube es ja nicht, da stehen die Leute in einer langen Schlange davor an. Weil ich ja sowas immer gar nicht glauben kann und eigentlich erst mal meine, dass die auf was anderes warten, gehe ich mal gleich zum Eingang. Der Keller sieht mich an und ich bedeute ihm, dass ich einen Platz für eine Person benötige. Und schon winkt er mich durch, ich soll mir mal einen Platz suchen. Na bitte, geht doch …

Ok es waren jetzt nicht der billigste Kaffee und Croissant das ich dort genossen habe, aber das stilvollste zweite Frühstück unserer Reise. War nett und ich habe auch ein paar Fotos machen können. 

Mein Plan zeigt, dass der berühmte Buchladen ›Livraria Lello‹ unweit ist. Der bekannteste Buchladen in Porto in dem angeblich J.K. Rowling, die Autorin von Harry Potter, dort die Inspiration zu ihren Büchern bekommen hat und die Buchhandlung als Vorbild für die Bibliothek von Hogwarts diente. 

Als ich mich dem Laden nähere wundere ich mich über die vielen Menschen die da rumstehen. Bis ich mal wieder erst bei näherem Hinsehen feststellen muss, die stehen da an … Oh je – so habe ich mir das nicht vorgestellt. Dass man ein Ticket kaufen muss und das dieses beim Kauf eines Buches angerechnet wird, hatte ich gelesen. Ok – ich gehe mal an die Tür und frage den netten Herren dort, wo man denn die Tickets kaufen könne. Ziemlich unwirsch, na wer verdenkt es ihm, wo er doch den ganzen Tag die gleiche Auskunft geben muss, erklärt er mir, dass es die Tickets nur online gäbe. Ach so … So schnell gebe ich ja nicht auf. Mal sehen ob ich da nicht eins für jetzt bekomme …

Ich setze mich in den Schatten auf einen Poller, nehme mein Handy – und wer sagt es denn – buche mir ein Ticket. Und zwar für die nächste viertel Stunde. Jetzt brauche ich nur noch brav anstehen und dann bin ich auch schon drin. 

Es ist wirklich ein schöner, beeindruckender Laden, nicht umsonst zählt er zu den schönsten Buchläden Europas. Handgeschnitzte Holzregale geben den Büchern den entsprechenden Rahmen und eine wunderschöne Treppe in der Mitte des Ladens führt nach oben. Die Regale zieren Büsten von bedeutenden Schriftstellern. Und alles ist voll von Menschen die ihre wild posende Begleitung auf der Treppe und vor den Regalen fotografieren müssen und das ohne jegliche Rücksicht auf andere Menschen. Fazit: schöner Laden – zu viele Menschen. 

Vorbei am Torre und Igreja dos Clerigos laufe ich zum Bahnhof Porto São Bento der zwar sehenswert aber doch nicht so fotogen ist wie ich dachte. Jedenfalls nicht mit den vielen Menschen. Am späten Nachmittag gehe ich noch chic essen im RC Restaurante. Sehr angenehme Atmosphäre und nicht so eine Tourikneipe mit viel Lärm und schlechtem Essen. 

Den Stadtteil am anderen Ufer will ich noch erkunden. Dort wo die Portweinkellereien sind. Der Tag neigt sich eh schon wieder dem Ende und ich gehe nochmal über die Ponte Dom Luís I hinüber auf die andere Seite des Douro. Die Sonne steht schon tief und die Bars sind voll mit apperitifnehmenden Menschen. Ich entdecke bei ›Porto Cruz‹ ein Schild zu einer Rooftop Bar. Ach, das wäre es jetzt. Auf einer Dachterrasse sitzen, Portwein trinken und die Stadt von oben betrachten. Vielleicht sogar den Sonnenuntergang dort genießen. Ich freue mich schon. Mit dem Aufzug geht es hinauf und als ich aussteige schlägt mir so laute Musik entgegen und soviel Menschen, die offensichtlich die gleiche Idee hatten, dass ich gleich wieder runter fahre. Wäre echt schön gewesen dort oben. Schade. 

Die Füße tun mittlerweile weh und ich will aber doch noch einen Portwein in Porto trinken – das gehört doch schließlich dazu. So finde ich bei irgendeiner Bar ein Plätzchen und bestelle ein Gläschen Portwein. Eigentlich mag ich ja Portwein sehr gerne – aber was ist das – er schmeckte einfach grauenvoll. Ok – der Ausflug nach Nova Gaia war jetzt nicht ganz so erfolgreich wie geplant. Egal war trotzdem schön. Für eine Führung durch einen Weinkeller war es leider schon zu spät. Wahrscheinlich hätte man auch wieder stundenlang anstehen müssen oder im online sich ein Ticket reservieren müssen. 

Ich fand aber die Geschichte, wie der Portwein überhaupt zustande kam sehr amüsant und will die gerne hier erzählen: 

Die Engländer tranken schon immer gerne Rotwein, als sie dann aber im 17. Jahrhundert mit den Franzosen im Clinch lagen und diese ein Exportverbot erwirkten, sah es schlecht aus mit dem Weingenuss. Sie haben sich dann etwas umgesehen und sind im Dourotal fündig geworden. Der dort angebaute Wein war schwer und dunkel, genau so wie es mochten. Durch die langen Transportwege und die hohen, schwankenden Temperaturen kam der Wein jedoch dann nur noch als saure Essigbrühe auf der Insel an. 

Eine Gruppe findiger Mönche experimentierte dann ein wenig und fand die Lösung. Sie versetzten den Wein mit Brandy und machten ihn damit stabiler. Wenn auch etwas alkoholhaltiger. Die Engländer waren begeistert und fanden den »Priest-Port« als den Hit. Mit der Zeit hat man an dem Verfahren gearbeitet und hat Brandy oder auch nur Alkohol schon während des Gärungsprozesses hinzugesetzt, wobei der Wein dann süßer wurde und noch besser schmeckte. Ja, so ist es meistens, aus der Not wird die Tugend geboren. 

Jedenfalls der von mir dort verkostete Portwein war jetzt nicht der Hit. Ich habe mich dann entschlossen mit der Seilbahn nach oben zu fahren, nicht weil die Beine vom Wein schwer waren, sondern von den vielen Schritten im Laufe des Tages. Als Skifahrer ist es schon lustig in so eine Gondel einzusteigen, ganz ohne Equipment. Und so schwebte ich dann meiner Bushaltestelle entgegen und war dann auch schon bald wieder zuhause. So ein Tag in Porto ist anstrengend, laut und hektisch und schön … 

Eineinhalb Tage Porto ist sehr kurz um sich so eine Stadt anzusehen, aber besser als nichts und so habe ich mir für weitere Besuche dort schon mal einen guten Überblick verschafft. Man sieht sich im Leben ja nicht nur einmal …

Unsere Ostseereise

SO IST HEUTE DAS WETTER

Porto
Ein paar Wolken
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