Coimbra

Willkommen in Coimbra, der ultimativen Universitätsstadt Portugals, wo die zukünftige akademische Elite geschmiedet wird. Hier zu studieren ist der Traum eines jeden Schülers. Die Stadt liegt malerisch an den Ufern des Mondego-Flusses und ist eine der ältesten Universitätsstädte Europas. Historie trifft auf lebendige Studentenkultur – was will man mehr?

Unser Besuch beginnt auf einem gut geführten Campingplatz in Stadtnähe, den wir zielstrebig ansteuern. Der Platz ist terrassenförmig angelegt, mit großzügigen Sanitäreinrichtungen. Das Restaurant hat von früh bis spät geöffnet – außer sonntags, natürlich genau der Tag, an dem wir ankamen. Aber keine Sorge, der Platz ist top gepflegt und das Personal freundlich. An der Rezeption erfahren wir, wie man am besten in die Stadt kommt. Ein Bus fährt direkt vor der Tür ab, zumindest theoretisch alle 20 Minuten. In der Praxis ist es eher ein Überraschungsei – man weiß nie genau, wann der Bus kommt, aber er kommt. Irgendwann.

Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Der Bus bringt mich zu einem zentralen Platz, von dem aus der Stadtrundgang beginnen kann. Es geht steil hinauf zum Universitätsgelände, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Egal, welchen Weg man durch die verwinkelte Altstadt nimmt, er fordert ordentlich Puste. Hat man den Hügel erklommen, präsentiert sich die Universität wie ein majestätischer Palast. Kein Wunder, denn die ersten Könige Portugals residierten hier, bevor der Palast endgültig der Universität übergeben wurde, die bereits 1290 gegründet wurde.

Das Universitätsgelände mit seinem großen Innenhof ist beeindruckend, und die Bibliothek ist ein absolutes Muss. Natürlich braucht man dafür ein Ticket und muss einen Slot buchen. Während ich darauf warte, schlendere ich durch das Gelände, besichtige den Dom und das Kloster und genieße einen Espresso im Museumscafé, das eine fantastische Dachterrasse mit Blick über die Stadt bietet.

Die Biblioteca Joanina ist wirklich sehenswert. Es lohnt sich, auf den Einlass zu warten. Der Ticketkauf verlief reibungslos, und die barocke Bücherei ist ein Paradebeispiel des portugiesischen Barocks und eine der reichsten europäischen Bibliotheken. Der Bau wurde 1728 abgeschlossen. Rund 60.000 Bücher aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sind hier immer noch ausleihbar. Der „Noble Floor“ besteht aus drei Sälen in Schwarz, Rot und Grün, verbunden durch Torbögen, und die Wände sind mit vergoldeten Eichenholzregalen gesäumt. Diese prächtigen Räume sind so gestaltet, dass die Bücher konserviert werden – die 2 Meter dicken Mauern helfen dabei. Und weil Insekten auch Bücher lieben, werden zwei Fledermauskolonien gehalten, um sie in Schach zu halten. Jeden Abend wird das Mobiliar mit Ledertüchern abgedeckt, um es vor Fledermauskot zu schützen.

Obwohl Fotografieren verboten ist, hat sich keiner daran gehalten, also habe ich es auch gewagt, mich jedoch nicht getraut diese hier zu veröffentlichen. Das gezeigt Foto ist gemeinfrei von Wikipedia.

Wie in den Reiseführern beschrieben, begegnet man vielen Studenten in ihren schwarzen, wehenden Tüchern. Sie wirken beeindruckend wichtig. Im Mai finden die Abschlussfeiern statt, und überall stehen Studenten in voller Montur, feiern ihren erfolgreichen Abschluss, tanzen, machen Musik, fotografieren – alles, was zu einem gelungenen Lebensabschnitt gehört.

Natürlich könnte man noch Tage damit verbringen, jede Kirche, jedes Kloster und jeden Garten zu besuchen, aber wir ziehen weiter, immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer.

Nazaré

Nazaré ist das Mekka aller Surfer. Sein Ruf ist weltweit bekannt, und nur die Besten dürfen hier auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Aber selbst die müssen sich vorher eine polizeiliche Genehmigung einholen – wahrscheinlich, damit die Monsterwellen vor Schreck nicht weglaufen. Hier wurden Weltrekorde aufgestellt und das Guinnessbuch der Rekorde mit einigen dieser spektakulären Leistungen gefüllt. Klar, es ist nicht die Saison für die legendären Monsterwellen, aber wir hoffen trotzdem auf ein paar kleinere Wellen für Anfänger oder solche, die sich dafür halten.

Als wir ankommen, ist der Himmel so wolkenverhangen, dass man meinen könnte, wir hätten den Drehort für einen apokalyptischen Film gefunden. Wir steuern erstmal Richtung Strand und Stadt und entdecken einen Parkplatz direkt am Meer. Jackpot! Dieser Platz ist nirgends erwähnt, aber er liegt zentral und bietet einen grandiosen Meerblick.

Meine Wetter-App verspricht Wellen von drei Metern Höhe, aber die Wellen haben offenbar beschlossen, heute Urlaub zu machen. Stattdessen gibt es nur kabbelige Wellen, die beim Segeln oder Bootfahren nerven, aber fürs Surfen absolut untauglich sind. Kurz und hart – die Wellen und meine Enttäuschung. Geduldig halte ich Ausschau, aber es scheint keine Änderung in Sicht zu sein. Kein Surfer weit und breit, der lässig sein Brett unter dem Arm trägt.

Ich beschließe, zum Leuchtturm hinaufzusteigen, um die Stelle zu sehen, wo die Monsterwellen im Winter aufschlagen und trotz der Höhe alle Besucher nass werden. Die spektakulären Bilder kennt man ja. Kurz bevor ich beim Aufzug angelangt bin, der die Unterstadt mit der Oberstadt verbindet, fängt es an zu regnen – und nicht nur ein bisschen. Innerhalb von Minuten bin ich komplett durchnässt, und so fällt der Ausflug im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Wir gehen dafür chic Fisch essen, was definitiv die bessere Entscheidung war. Am nächsten Morgen, nach einer kleinen Rundfahrt zum besagten Leuchtturm, den man nur zu Fuß erreichen kann, machen wir uns auf zum nächsten Ziel.

Óbidos

Óbidos ist eine mittelalterliche Stadt, die aussieht, als wäre sie direkt aus einem Märchenbuch entsprungen. Überall wird sie als eine der malerischsten und am besten erhaltenen Städte Portugals beschrieben. Auf einem Hügel gelegen, war Óbidos schon vor den Römern besiedelt. Aber erst als König D. Dinis die Stadt seiner Frau, Königin Isabel, schenkte, begann Óbidos zu florieren. Dank dieser romantischen Geste wurde Óbidos Teil des „Königinnenguts“ und profitierte ordentlich davon – eine Investition, die sich auszahlte und die Stadt reich und bedeutend machte.

Die gut erhaltene Burg thront majestätisch über der Stadt und wird von zahlreichen Kirchen flankiert, die allesamt Zeugnisse des einstigen Reichtums sind. Ein Labyrinth aus malerischen Gassen schlängelt sich durch die Stadt, und die weiß und blau getünchten Häuser sind ein echter Augenschmaus. Die umlaufende Befestigungsmauer ist vollständig intakt und kann begangen werden – perfekt für einen Spaziergang mit Ausblick. Natürlich bin ich nicht der Einzige, der auf die Idee gekommen ist, dieses Bilderbuchstädtchen zu besuchen. Es wimmelt hier nur so von Menschen, die alle das gleiche vorhaben: Ein bisschen Mittelalter-Flair tanken.

Óbidos ist außerdem ein Hotspot für Veranstaltungen aller Art. Besonders bekannt ist die Stadt für ihr Literaturfestival, das alljährlich zahlreiche Besucher anzieht. Also, falls du eine Schwäche für Bücher hast, ist dies der Ort, an dem du sein möchtest. Es gibt auch Schokoladen- und Mittelalterfestivals, bei denen man sich wie ein edler Ritter oder eine Prinzessin fühlen kann – ohne Drachen, aber mit viel Spaß.

Und bevor ich es vergesse: Vergiss nicht, Ginja de Óbidos zu probieren, den berühmten Kirschlikör, der in einer essbaren Schokoladentasse serviert wird. Glaub mir, ein Besuch in Óbidos ist nicht komplett, ohne sich diesen süßen Genuss zu gönnen.

Ein stürmischer Abend am Cap Corvoeiro

Von Óbidos geht es weiter nach Peniche und schließlich hinaus zum Cap Corvoeiro. Es ist später Nachmittag, als wir dort ankommen, und die Straße endet am Leuchtturm. Hier weht ein Wind, der selbst Superman ins Schwanken bringen würde – und zwar ziemlich heftig.

Der Leuchtturm ist einer der ältesten in Portugal, erbaut 1790. Dabei hat man wohl einige Überreste einer verschwundenen Kirche recycelt. Grund für den Bau war ein Schiffsunglück, das sich vor dem Kap ereignet hatte. 1886 wurde der Turm noch einmal umgebaut. Mit 27 Metern Höhe reicht sein Licht 27,5 Kilometer weit. Die Kennung des Feuers hat uns etwas verwirrt. Selbst mit großzügigen Toleranzen stimmte das, was wir gezählt hatten, nicht mit den Angaben im Internet überein. Wir konnten die Lösung nicht finden …

Der Ort hat etwas Magisches, und man könnte einen atemberaubenden Sonnenuntergang erleben – wäre da nicht das ewige Wolkenspiel. Kurz vor dem Untergang schiebt sich fast immer eine Wolkenbank über das Wasser, und die Sonne verschwindet dahinter. Zwar glüht der Rand der Wolken dann noch, aber spektakulärere Sonnenuntergänge gibt es bestimmt.

Wir verbringen die Nacht dort, und es bleibt stürmisch. Unser Wohnmobil schwankt so sehr, dass wir fast das Gefühl haben, auf hoher See zu sein. Doch der morgendliche Blick aufs Meer entschädigt für die nächtlichen Turbulenzen. Nichts geht über das Erwachen mit dem Anblick des Ozeans – da kann selbst ein schaukelndes Wohnmobil nicht stören.

Der Platz bietet Platz für ca. 10 Wohnmobile. Ein kleines Stückchen weiter quasi ›um die Ecke‹ gibt es noch weiter Stellplätze, die sind auf unbefestigtem Untergrund und können etwas uneben sein. Es gab dort wohl mal ein Restaurant, die Betonruine steht noch. Ein Schild weiß darauf hin, dass dieses Gebäude von öffentlicher Seite geschlossen wurde aus Sicherheitsgründen. »Better Safe, than sorry …« steht auf dem Schild. Ok – besser so, wie auf Mallorca, wo vor einigen Tagen ein ganzes Restaurant mit vielen Menschen direkt in den Keller eingebrochen ist. Wäre bzw. war aber schon ein toller Platz.

Unsere Ostseereise

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Coimbra
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