Fragten wir Vorabend noch: „Wein und WLAN – was man will man mehr?“ – so konnten wir am nächsten Morgen die Liste der möglichen Antworten mit „warmes Wasser“ ergänzen … Das Riad hatte ausser uns noch ein paar Gäste, die offensichtlich früher aufgestanden waren als wir – und so war der Solar-Wasserspeicher leer – und wir nach der kalten Dusche ganz schnell wach. Es stand also einer zügigen Abfahrt Richtung Rabat nichts mehr im Wege.
Unseren Bulli fanden wir auf seinem Parkplatz wohlbehalten vor und machten uns auf den Weg in Richtung Küste. Der Weg dorthin führte durch eine sehr karge Gegend, die ausschließlich von Landwirtschaft geprägt ist. Die Menschen sahen alle ein wenig finster und von Entbehrungen und harter Arbeit gezeichnet aus – so fanden wir. Es scheint dort die Kornkammer Marokkos zu sein.
Wir steuerten El Jadida an – der Name klingt schön und vielversprechend. Leider ein Irrtum – die Strandpromenade schien mehr das Elendsviertel zu sein und der Müll, der dort herum lag, war sicher nicht von einem Sturm, der vor kurzem stattfand. Das war eine „gewachsene Müllhalde“ – schade, dass eine Stadtplanung dieses Viertel am Atlantik, auf das sonst jede Stadt stolz ist, so verkommen lässt. Fährt man weiter Richtung Norden, wird es schon viel besser. Es gibt dort auch einen Campingplatz „Camping International“ – vorgewarnt aus den Reiseführern haben wir dort erst mal vor den Sanitären Anlagen halt gemacht und einen Blick hinein geworfen – und sind dann sofort wieder raus gefahren. Kann man also hin – muss man aber auf keinen Fall.
Dass Casablanca keine Stadt mit großartigen Sehenswürdigkeiten ist, wussten wir. Und ihren Flair und ihre Bekanntheit bezieht sie auch nur aus dem Film-Klassiker. Wir fahren mittendurch. Hinein in den orientalischen Berufsverkehr. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht ins Hintertreffen gerät. Drängeln, hupen und auf Stoßstange auffahren – diese Disziplinen sollte man virtuos beherrschen. Sonst ständen wir heute noch dort. Wir sind nicht in Rick’s Café eingekehrt und Harald sagte auch nicht: „Ich schau dir in die Augen Kleines …“ Aber es war irgendwie eine tolle Erfahrung, mitten in einer Stadt zu stehen, die man eigentlich nur aus dem Film kennt – und ich jedenfalls habe mir nie vorstellen können, dort selber einmal mitten durch zu fahren.
Mohammedia, früher Fedala, einige Kilometer nördlich von Casablanca, das früher von Marokko-Deutschen bewohnt war und heute den wohlhabenden Touristen aus den nahen Großstädten als Naherholungsziel dient, hat uns die Nacht auf einem Campingplatz beherbergt. Es gibt dort auch noch den Strand „Plage Mannesmann“ – zwei Mannesmann Brüder wohnten vor dem 1. Weltkrieg dort.
Frühstück am Meer – wenn es auch ziemlich windig war und die Sonne nicht so recht zu Vorschein kommen wollte.
Von El Jadida in nördlicher Richtung fahrend kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier das Projekt „Urbanisierung der Küste“ stattfindet. Eine Großbaustelle neben der anderen. Es werden dort riesige, mehrstöckige Wohnanlagen errichtet. Ghettobildung ist zwangsläufig zu erwarten. Wir sind über die Masse erstaunt und können es gar nicht fassen. Wer soll da alles wohnen? Es sind keine Hotels, nur Wohnungen.
Rabat – Salé
Auch wenn es nach Diskont und Ausverkauf klingt – es sind zwei fast zusammengewachsene Städte. Rabat – die Landeshauptstadt und Wohnort des Königs – wir haben ihn leider nicht gesehen – gilt als eine der saubersten Städte Marokkos – was wir im Großen und Ganzen bestätigen können.
Auch hier hat sich unsere Strategie mal wieder bestätigt – man fährt erst einmal mitten rein, dann sieht man weiter. Ja – es fand sich ein Parkplatz am Rande der Medina und wir ließen unseren Bulli dort stehen. Einen Campingplatz gibt es nicht in der Nähe und so machten wir uns auf die Suche nach einem Riad.
Deren Eingangs-Türen sind unscheinbar und, wie wir ja nun aus Erfahrung wissen, auch oft nicht beschildert. Eine Tür sah aus, als wenn sich eine Herberge dahinter verbergen könnte. Stimmte auch – eine nette junge Frau erzählte uns, dass sie ausgebucht seien. Aber – da gäbe es noch …
Ein Hotelangestellter geht mit uns mal wieder durch ein Gassenlabyrinth zu einer Tür. Auf ein Klopfen hin wird geöffnet und das Hause stellt sich als ein sehr schönes und gepflegtes Riad heraus. Wir müssen zwar wieder ein wenig über den Preis diskutieren, es wurde uns ursprünglich ein anderer genannt … Wir zahlen in Euro und cash und alles ist gut.
Rabat | Sehen und sterben
Der Nachmittag gehört der Kasbah und Medina. Die Kasbah stellte sich als eine schöne Festung mit einem herrlichen Ausblick auf die Stadt und das Meer heraus. Wir wundern uns – rechts und links jedoch ist die Stadt gesäumt von großen Stätten der letzten Ruhe. Also so schön ist Rabat auch wieder nicht …
Im Anschluss befindet sich ein Andalusischer Garten mit vielen tollen ausgefallenen Pflanzen. Unter anderem einem riesigen Baum mit der giftigen „Solandra maxima“ oder auf gut deutsch „Goldkelchwein“. Eine lianenartige Schlingpflanze, die es zu beachticher Größe bringt.
Die Medina ist nicht halb so wuselig wie die in Marrakesh und man kann ganz entspannt durch die Gassen bummeln. Und so geht der Nachmittag schnell dahin.
Schließlich haben wir im Hotel zu Abend gegessen um den Füssen etwas Erholung zu gönnen. Zwar gab es nur ein Menü zur Auswahl :-), aber es war sehr gut. Gute marokkanische Küche und diesmal etwas anderes als das ewige Tajine oder Couscous.