Wohnen in einem Riad in Fes

das war unser Wunsch. Reserviert haben wir im Vorfeld nichts, damit wir frei und ohne Termindruck sind. Kaum fährt man in eine Stadt hinein, sieht sich suchend um, schon kommt ein cleverer Typ und empfiehlt ein Hotel. Gut, wir sind ja tatsächlich auf der Suche. Follow me – und schon haben wir ein Zimmer mit Bad und WLAN in einem Riad mitten in Fes. Im Riad Dar Lalamoune. Das Haus mutet eher wie ein Turm an, um ein Atrium herum schlängelt sich ein Treppenaufgang von dem aus immer wieder Zimmer abzweigen. Gut, es ist nicht 5*, aber zentral und auch unser Auto hat in unmittelbarer Nähe einen Nachtplatz gefunden. Wird schon morgen noch alles da sein.

Riad mitten in Fes

9000 Gassen sind es, die die Innenstadt von Fes zu dem machen was es ist – ein einziges Labyrinth. Wir laufen erst mal in die falsche Richtung – finden aber letztendlich doch noch in die Altstadt. Alle Gerüche des Orients treffen hier aufeinander und man darf, wie immer in diesen Gassen nicht empfindlich sein. Die ausgestellten Ziegenköpfe und die auf den Verkauf und Verzehr wartenden Hühner können einem schon mal den Magen umdrehen.

Noch ist die Welt in Ordnung
Noch ist die Welt in Ordnung

Ich beobachte, wie schnell aus einem lustigen Huhn der Feiertagsbraten einer Kundin wird. Kopf ab und dann kommt das Huhn in einen „Entfederungsautomaten“ und schon kann es zu Tajjine mit Zitronenhühnchen verkocht werden.

Hier wird das Hühnchen seiner Federn entledigt
Hier wird das Hühnchen seiner Federn entledigt

Luft anhalten und durch … Trotzdem haben wir Hunger und finden auch ein Lokal mitten im Gewühl, aus dem angenehme Gerüche kommen. Suppe, Salat und ein Tajine-Gericht mit Rindfleisch. Huhn muss jetzt doch nicht sein, aufgrund der vorangegangenen Beobachtungen. Ein recht süßes Desert rundet das Menü ab.

Und als Amuse-Gueule (bay. Zungen-Tratzerl) gibt es Oliven. Bunt und scharf und würzig ...
Und als Amuse-Gueule (bay. Zungen-Tratzerl) gibt es Oliven. Bunt und scharf und würzig …

Marokko ist berühmt für die Vielzahl seiner Desserts – süß und bunt müssen sie sein. Es werden Datteln, Mandeln mit Zimt, Rosenwasser und viel Honig verwendet. Gazellenhörner, ein Gebäck mit Mandelfüllung oder marokkanische Plätzchen, die ein bisschen an unsere Weihnachtsplätzchen erinnern, sind die typischen Nachspeisen und man sollte sie sich nicht entgehen lassen.

Es wird dunkel und wir beschließen morgen früh die Altstadt zu erobern. Färberviertel weil bunt, Geberviertel weil es stinkt und all die anderen „wichtigen“ Sehenswürdigkeiten wollen wir besuchen.

Fes ein einziges Labyrinth

Um 10 Uhr waren wir start klar. Es war Freitag und da ist ab Nachmittag Sabbat. Also fast alle Läden schließen. Manch einer dachte sich wohl auch, da fange ich für die paar Stunden erst gar nicht an. Und so hatten wir einerseits das große Glück, dass nicht gar so ein Gedränge war, andererseits wäre es mit ein bisschen mehr offenen Geschäften sicher noch interessanter gewesen.

Viele Läden haben am Freitag zu. Aber interessant ist es trotzdem durch die vielen Gassen des Soukh von Fes zu bummeln.
Viele Läden haben am Freitag zu. Aber interessant ist es trotzdem durch die vielen Gassen des Soukh von Fes zu bummeln.

Dem Gerberviertel eilt nicht nur ein gewisser Ruf – sondern auch ein gewaltiger Geruch voraus. Ganz schön happig. Zum Glück verteilt man dort an die Touristen frische Pfefferminzstängel, die man sich dann unter die Nase reiben kann. Das macht die ganze Sache ein bisschen erträglicher.

Gerberviertel von Fes
Gerberviertel von Fes

Es ist ein harter Job, den die Männer dort machen – mal ganz abgesehen von dem Geruch, aber daran wird man sich gewöhnen. Die Felle sind schwer und werden noch schwerer wenn sie durch das kalte Wasser mit der Taubenkacke gezogen werden. Und die Färber haben es auch nicht leichter. Gefärbt wird mit reinen Naturfarben. Alles ganz bio. Sagt man – und kaufen darf man dort auch – oder sollen. Wir konnten uns zurückhalten …

Ein harter Job als Gerber in Fes
Ein harter Job als Gerber in Fes

Die Felle werden schwer im Wasser mit dem Taubenkot
Die Felle werden schwer im Wasser mit dem Taubenkot

Mit natürlichen Farbpigmenten werden die Lederstücke gefärbt
Mit natürlichen Farbpigmenten werden die Lederstücke gefärbt

Harter Job - harte Jungs
Harter Job – harte Jungs

Die Medina ist sehenswert – und die Vielfalt überrascht immer wieder. Hier kriegst du alles was du brauchst – sogar die allerneuesten Muffinsbackformen aus Silikon mit orientalischen Mustern konnte man kaufen – und auch alles was man nicht braucht.


Klassisches Kebab - sehr sehr lecker
Klassisches Kebab – sehr sehr lecker

Unser MakanKilometer steht am nächsten Tag noch an seinem Platz
Unser MakanKilometer steht am nächsten Tag noch an seinem Platz

Gegen Mittag schmerzen die Füße und es kracht der Magen. Wir lassen uns ein Kebab gut schmecken und starten dann Richtung Hoher Atlas. Wir verlassen unseren Parkplatz und stellen fest, es war ein bewachter Platz. Ein junger Mann mit der typischen Warnweste, die die Parkplatzwächter kennzeichnet, bittet uns um die erschwingliche Parkgebühr. Dies kann man oft auf den ersten Blick nicht erkennen.

Der hohe Atlas – keine Landkarte – ein Gebirge ;))

Es geht ganz sanft in die Anfänge des Gebirges – den mittleren Atlas. Landschaftlich interessant. Intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Obst- und Olivenbäumen. Die Bauern bieten ihre Erzeugnisse am Straßenrand in wenig vertrauenserweckenden Gefäßen feil.

Am Abend landen wir kurz vor Azrou auf einem Platz mitten in einem Kirschbaumgarten. Camping Amazigh – dann lassen wir uns mal überraschen wie amazing das heute wird … Jedenfalls sicher nicht zu warm – wir sind auf 1510 mtr. Höhe. Schade, dass die Kirschen noch nicht reif sind, wir hätten einen schönen Nachtisch pflücken können. Aber auch hier braucht der Sommer noch. Wenn er auch nicht so lange wie bei uns auf sich warten lässt.

Schlafen im Hochbett unter dem Kirschbaum unter Katzenbewachung
Schlafen im Hochbett unter dem Kirschbaum mit Katzenbewachung

Die Route

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