Es klingt, als wenn man hier besonders gut busseln/küssen könnte – vielleicht ist das ja auch so; aber es ist ein lustiger Ort, der an einer schönen Lagune am Atlantik liegt. Hier sind wir also gestrandet – auf dem Camping International Atlantic Gate in Moulay-Bousselham – boah was für ein Name. Nun ja – der Platz ist riesig und da hat sich auch mal jemand wirklich was dabei gedacht, als er den Platz angelegt hat – auch oder gerade aus gärtnerischer Sicht. Es ist die herrliche Bepflanzung die diesen Platz zu etwas Besonderem macht. Zwischen großen Oleanderbüschen, Fächerpalmen, Tamarisken und allerlei anderen schönen Gewächsen haben wir unser Plätzchen gefunden. Über die sanitären Anlagen und sonstige Fazilitäten behalten wir im Moment mal noch Stillschweigen – dazu mehr in einem extra Beitrag.
Die Lagune von Moulay-Bousselham mit ihren vielen Fischerbooten bietet einen wunderschönen Anblick und je nach Wasserstand sieht man auf den Sandbänken unzählige Vögel. Hier soll es auch Flamingos und andere ausgefallene Vogelarten geben.
Es war Freitagmittag als wir ankamen. Es empfiehlt sich nach unserer Erfahrung die Straßen durch die kleinen Dörfer am Freitagnachmittag zu meiden, oder zumindest mit besonderer Aufmerksamkeit zu befahren. Ruft Allah zum Freitagsgebet, so folgen diesem Ruf die Mehrzahl der Einwohner. Erhellt und gesegnet von Allah treten sie dann beschwingt und im Vertrauen auf seinen göttlichen Schutz auf die Straße. Eine Straßenverkehrsordnung ist dann nur noch bedingt gültig und braucht dementsprechend auch nicht mehr beachtet werden – Allah ist mit uns … Während bei uns der Freitagnachmittag eher durch die Kiste Wochenend-Bier zum Freu-Tag wird – so ist es hier der Glaube, der quasi berauscht. Jedenfalls muss man höllisch aufpassen, dass einem kein beseelter Marokkaner ins Auto läuft. So war es gut, dass wir unser Plätzchen schon vor dem Freitagsgebet gefunden haben.
Ob das nun jedes Wochenende hier so ist, oder nur an diesem, wissen wir nicht – es fand eine Art Kirchweih statt. Mit allerlei Volksbelustigung und man konnte kaufen, was das Herz begehrt. Dazu gab es laute Marktschreier – leider haben wir nichts verstanden und ob der nun Orangen aus eigenem Garten oder für die Partei seiner Wahl oder für Allah geworben hat, erschloss sich uns nicht. Aber alle eilten zum großen Platz des Ortes, der hoch über dem Meer liegt. Wir auch …
Ein kleines Mittagessen und ein starker Espresso erhellte jedenfalls unsere Seele zum Freitag und wir beschlossen, da könnten wir noch einen weiteren Tag bleiben.
Der nächste Tag brachte uns einen makellosen Himmel, Sonne und gute Laune. Bei einem kleinen Spaziergang über den großen Garten des Campingplatzes trafen wir auch einen Bauer der dort sein Pferd beherbergt und in den angrenzenden Steppen seine Schafe hütet. Leider konnten wir uns nicht verständigen – es hätte uns hier auch unser mangelhaftes Französisch nicht weitergeholfen, da er dieser Sprache auch nicht mächtig war. Gut möglich, dass es sein Grundstück ist – und er damit quasi der Andrè Heller von Moulay-Bousselham ist. Wir stellten uns die Frage, wer von beiden wohl glücklicher ist. Derjenige, der von Ästhetik und phantasiereichen Ideen getrieben ist, oder der, der einfach dasitzt und Allah einen lieben und guten Mann sein lässt …
Als Ästhet fragt man sich schon ab und an, warum man denn etwas nicht auch schön machen kann. Muss es immer nur zweckmäßig sein – und das dann in desolatem Zustand? Die Schönheit der Natur macht vieles wett – aber eben nicht alles. Aber, wie ich erst vor kurzem gelesen habe: Duschen und solche Sachen werden einfach überbewertet. Gut, dass ich das jetzt weiß.
Wir dachten, dass es hier ein geeigneter Platz wäre um unseren Grill einzuweihen und sind dann mit dem Einkaufskörbchen bewaffnet ins Dorf Moulay-Bousselham gelaufen. Und wir sind am Markt fündig geworden. Zwar anders als wir dachten, aber satt sind wir allemal geworden. Vorbei an den Obstständen, auf der Suche nach Gemüse und Fleisch, kamen wir zu den Fischständen und vielen kleinen Lokalen ringsherum. Es duftete herrlich und wir sahen, wie die Menschen dort Fisch, von einfach mit Papier ausgelegten Tabletts, mit großem Genuss essen. Ah – das wollen wir auch. Gegrillte Krabben mit Salat – das wäre es. Tja, die gibt es nur leider nicht, bedeutet uns der Kellner. — Aber am Nachbartisch sind doch welche? Ja, wir müssten die am Markt kaufen, bringen und dann würde man die für uns zubereiten.
Aha! Also rein ins Gewühl. Wir kaufen ein Kilo Krabben – könnte fast Greetsieler Granat sein, der ja zum Pulen auch nach Marokko reist – wir geben die Tüte ab, bekommen eine Nummer und nach einiger Zeit ein ganzes Tablett voller herrlicher Krabben. Das war ein feines Grillessen … Wir haben grillen lassen.