Gute 6 Stunden und knapp 600 km sind es von uns zum Plattensee. Also eine Strecke, die man durchaus an einem Tag bequem fahren kann. Kaum losgefahren, sind wir am Nachmittag schon in Keszthely am Plattensee. Ein niedlicher Campingplatz erwartet uns. Wir hatten uns im Vorfeld schlau gemacht, welche Plätze noch offen haben, da die Saison Ende September am Plattensee zu Ende ist.  Im „Camping Gärtnerhof“ sind wir fündig geworden. Unter Weidenbäumen gibt es 15 Stellplätze, mit Pool und Sanitärräumen ist man gut versorgt. Und aus der eigenen Gärtnerei kann man noch frische Tomaten und anderes Gemüse beziehen.

Wir erkunden ein bisschen das Umfeld und finden uns auch gleich in der Marina wieder. Auch hier ist die Saison zu Ende – es wird eingeräumt an allen Orten. Das Lokal hat noch auf und wir haben unser erstes ungarisches Abendessen.

Am nächsten Morgen gibt es Frühstück in der Morgensonne und da lässt es sich gut aushalten. Plötzlich sehen wir, dass unser Bulli von Schnaken erobert wurde. Erst jetzt stellen wir fest, dass hier ganz offensichtlich eine Mückenplage herrscht. Es hatte wohl heftigst in den vergangenen Wochen geregnet, was zu einem vortrefflichen Brutklima für die Stechmücken führte. Zum Glück sind die Stiche harmlos und wachsen sich nicht zu monströsen Schwellungen aus, wie wir es auch schon erlebt haben. Aber wir fühlen uns heftig bedrängt.

Das Städtchen ist nicht weit und wir machen uns auf Erkundungstrip. Man kann sich gut vorstellen, wie es hier im Sommer zugehen muss. Jetzt ist alles sehr friedlich und bis auf ein paar Rentner und uns scheint hier die winterliche Ruhe einzukehren. Wir besichtigen das Schloss und laufen zum See. Alles ist sehr, sehr sauber und ordentlich. Wir sind erstaunt – von dem ehemaligen Sozialismus ist so gut wie nichts mehr zu spüren. An den Häusern sieht man, welch ein Reichtum hier einst vorhanden war. Tolle Hausfassaden liebevoll bis in Detail verziert mit Säulen, Figuren und ein kleiner Fries noch hier und da.

Die Sonne am Nachmittag verwöhnt uns, und wir sitzen einfach nur in der Sonne und genießen Urlaubsstimmung. Abendessen gibt es aufgrund frühzeitig einsetzenden Hungers schon recht bald. Und das scheint gut so, denn gegen 19 Uhr machen hier alle Kneipen und Lokale zu. Uups – kein Absacker mit einem kleinen Cocktail. Schade. Gut, dass wir uns für ein zeitiges Abendessen entschieden haben.

Heviz ist der nahegelegene Badeort, an dem es einen Thermalsee gibt. Mit 26°C Wassertemperatur erfreut er uns und wir plantschen dort gemütlich ein paar Stunden in dem schwefelhaltigen Wasser. Der Geruch hält sich in Grenzen und außer uns sind noch viele – sehr viele Menschen dort. Wir fragen uns, wie das im Sommer dort wohl mit dem Liegenangebot aussieht?? Wir waren froh, nach eifrigem Suchen tatsächlich in den Genuss von zwei freien Liegen zu kommen.

Der Ort Heviz ist im Moment eine einzige Baustellen und einmal hineingeraten, kommt man auch nur schwer wieder aus dem Ort hinaus. Wir finden tatsächlich einen Parkplatz und sind auf der Suche nach einem Kaffee. Oh – derer gibt es viele – eine Feiermeile, die an eine spanische Insel erinnert, bietet alles. Auch ein Hofbräuhaus mit entsprechender Wiesnmusi unterhält das Publikum. Hier rockt der Rollator. Ein Lokal neben dem anderen lädt zum Essen und Trinken ein. Die Portionen sind so exorbitant groß,  dass uns der Appetit vergeht. Ein backsteingroßes Sparerib auf dem Teller gilt es zu bezwingen. Wir suchen das Weite …

Auf dem Heimweg finden wir ein Lokal mit ungarischer Küche und normalen Portionen. Tripadvisor war uns behilflich. Das Vadaskert. Die Bewertungen sind voll des Lobes – Wild und traditionelle ungarische Küche wird versprochen. Gut – ja wir sind satt geworden … wenn es auch nicht das große lukullische Highlight war. Dies suchten wir vergebens. Deftig kann auch sehr lecker sein. Wir glauben, die Küche ist hier etwas vom Tourismus verdorben. Große Portionen, schnell auf dem Tisch und kosten soll es auch nicht viel.

Wir fahren am nächsten Tag weiter nach Balatonfüred. Hier gibt es noch einen einzigen offenen Campingplatz, zumindest bis zum 30. September. Für die letzten zwei Tag der Saison schlagen wir also hier unsere „Zelte“ auf. Es ist ein bisschen spooky auf einem Platz für fast 5000 Menschen fast alleine zu sein. Außer uns gibt es noch ein paar Wohnmobile und ein paar belegte Ferienhäuschen. Letztendlich lässt sich die Anzahl der Gäste an zwei Händen abzählen. Alle Lokale und Läden und was da sonst noch so alles im Sommer angeboten wird, hat schon geschlossen. Wir stellen uns vor, wie hier die Post abgeht zur Hochsaison.

Am See entlang führt uns der Weg Richtung Tihany. Die kleine Halbinsel von fast 5 km Länge ist ein Kleinod. Das Örtchen ist irgendwie niedlich mit seinen kleinen Häuschen und erinnert an alte Zeiten, als hier der Lebensinhalt von Landwirtschaft und Fischfang bestritten werden musste. Heute ist es ein Touristenmagnet, vergleichbar mit der Fraueninsel oder Greetsiel an der Nordsee. Bis zu 30.000 Menschen sollen hier in der Hochsaison durchgeschleust werden. Ob das noch lustig ist?? Wir sind froh, dass wir einen Parkplatz finden und gemütlich durch den Ort schlendern können. Leider ist das Museum, das Einblick geben soll in das ländliche Leben der Vergangenheit, wegen Renovierung geschlossen.

Balatonfüred ist ein ehemaliger Badeort, der nun wieder im vollen Glanz erblüht. Das Städtchen ist schnuckelig und sehr gepflegt. Eine wunderschöne Strandpromenade mit einer Platanenallee. Es gibt ein Sanatorium mit langer Geschichte – alle geheilten Patienten haben angeblich zum Dank eine Platane gepflanzt. Dort lässt sich heute vortrefflich lustwandeln. Tolle Cafés laden zum sitzen und Kuchenessen ein. Wir waren im „Karolina“ Die Auswahl der Kuchen überfordert einen fast – und sie schmecken alle ganz phantastisch. Ein sympathisches Lokal mit einer guten Story. Die Speisekarte ist es wert, sie zu lesen. Die Inhaber verstehen es, ihre Gäste zu verzaubern.

Der Sonntag naht – Monatsende. Wir werden denn auf dem Campingplatz auch gebeten möglichst bald unsere Rechnung zu begleichen, denn um 12 Uhr wird hier zugesperrt – Ende der Saison. Und so fahren wir weiter. So nahe wie möglich am Wasser entlang, um noch den schönen Ausblick auf den herrlichen See zu genießen.  Als größter und bedeutendster Binnensee Mitteleuropas – größer als der Bodensee und erst recht größer als unser geliebter Chiemsee, ist es ein beeindruckendes Gewässer. Er ist 79 km lang und im Mittel 7,8 km breit. Die Fläche beträgt z. Zt. (2018) 594 km².

Im Osten verlassen wir dann den See und fahren Richtung Budapest – auf zu neuen Abenteuern.

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