Campen wie wild
Auf dem Weg nach Tafraoute führte uns eine wunderschöne Straße entlang des Meeres nordwärts nach Mirleft. Unterwegs besuchten wir noch die Felsentore von Legzira (siehe extra Beitrag). Dieser Ort entwickelt sich als Feriendomizil reicher Franzosen und es finden sich dort ein paar sehr nette und elegante „Hütten“. Dort haben wir einen schönen Platz über dem Meer gefunden. Die Brandung tobte und wir standen mutterseelenallein zwischen Kakteen und blutroten Sukkulenten. Wir haben frei gecampt, umgeben von wilder Landschaft und Brandungsgetöse.
Auch wenn wir ein bisschen unruhig geschlafen haben – man weiß ja nie, wer sich nächtens noch so einfindet – so war es eine wunderschöne Erfahrung. Ohne böse Männer, Schlangen, wildgewordene Möwen oder andere Belästigungen.
Ins Land von Asterix und Obelix: Tafraoute
Am nächsten Tag ging es Richtung Tafraoute. Die Straße schlängelte sich durch die Berge hinauf und Richtung Osten ins Landesinnere.
Unterwegs kamen wir durch Tiznit – die Stadt der „besten Autowäsche von Welt“. Offensichtlich ein Tochterunternehmen von Mr. Wash. Der Mann war hautmäßig jedenfalls ebenso dunkel wie die fleißigen Helfer bei unserem Mr. Wash in Nürnberg. Unserem Kilometerfresserchen haben wir eine Wellnesskur gegönnt. Innen und außen – das tat ihm gut und hat er sich redlich verdient – nach 6000 km durch Staub und Sand.
Die Strecke nach Tafraoute ist landschaftlich sehr reizvoll. Hoch hinauf ging es mal wieder und die schmalen Straßen sind gesäumt von einer Unmenge von Arganbäumen.
Aus den Früchte dieser Bäume wird das sagenumwobene Arganöl gewonnen. Die Bäume sind stachelig und gehören zur Ordnung der Heidekrautgewächse.
Die Blüten sind unscheinbar und die Früchte leuchten gelb. Aus den Früchten wird Speiseöl und Kosmetik hergestellt. Die Gewinnung ist aufwändig und für einen Liter arbeitet eine Frau 1,5 Tage.
Tafraoute selbst ist umgeben von imposanten Bergen mit ganz lustigen Steinen. Es sind lauter riesige Hinkelsteine und man könnte meinen, hier haben sich Asterix und Obelix eine wilde Schlacht geliefert.
Der Platz überraschte mit einem Duscherlebnis – erst sehr lange eiskalt – dann einen kurzen Moment warm – und dann kam nur noch kochendes Wasser. Blöd, wenn man gerade dann von Kopf bis Fuß mit Shampoo eingeseift ist … Das sei halt Marokko meinte der zuständige Platzwart – ob sich Marokkaner wirklich abkochen??? „Der gekochte Marokkaner“ – ein neuer guter Buchtitel? Treffender wäre wahrscheinlich
„Der ausgekochte Marokkaner“
Befindet sich auf dem Weg ein schöner Ausblick und wir bleiben in vermeintlicher menschenleerer Gegend stehen um ein paar Fotos zu machen, so löst sich aus der Umgebung bestimmt ein geschäftstüchtiger Marokkaner wie ein Chamäleon, der uns von Datteln bis Zahnpasta (sogar mit einem Päckchen Tempo als Dreingabe – ist uns tatsächlich so passiert) andrehen möchte. Und wenn es die Oma ist, die Zimmer vermietet, die Safran verkaufende Schwester oder der Bruder, der eine einzigartige Teppichknüpferei betreibt.
Ebenso unauffällig sind auch alle Parkwächter – man fährt in die City hinein, sucht einen Parkplatz wird auch erstaunlich zuverlässig fündig und parkt. Erst während des Wegfahrens löst sich irgendeine Gestalt aus dem Schatten einer Hauswand und fordert mit dem perfekt ausgesprochenen englischen Wort (nachdem sie unser Nummernschild studiert hatten) „parking“ eine Gebühr von erschwinglichen 5-10 Dirham (50 Cent bis einem Euro) ein. Und da meint man, keiner würde sich um das Wohlergehen deines Autos kümmern.