- Tan Tan Plage so hieß der Bade– und Hafenort von Tan Tan einst, heute nennt man sich El Quatia. Wir sind im Hotel Kasba mit drei Sternen – direkt am Strand und mit einem herrlichen Blick auf den Atlantik, der in steter Gleichförmigkeit seine Wellen an den Strand spült. Ein echtes Paradies – vom Tourismus unentdeckt, wenn auch nicht unbefleckt.
Waren da einst große Pläne, dieses Stückchen Strand zu vermarkten, so sind diese wohl in den letzten Jahren wortwörtlich im Sande verlaufen. Es gäbe einen Flughafen, einen Fischereihafen, der etwas außerhalb liegt, und es führen ordentliche Straße hierher. Ein Eldorado für Wellenreiter und man könnte hier auch ganz mondän leben und genießen, wenn nicht alles im Keim erstickt wäre. Aber wer investiert heute in muslimisches Land – zu unsicher ist die Entwicklung in diesen Ländern.
Wir genießen jetzt aber erst einmal das schöne Hotel mit warmer Dusche und Seaview. Ist ja nicht selbstverständlich – der Seeblick schon – die Dusche eher nicht.
Den gestrigen Tag fuhren wir durch die Randgebiete und Ausläufer der Sahara nach Guelmim.
Diese Stadt sei berühmt für ihre „blauen Männer“. Nein, nicht der Zustand, sondern die Hautfarbe beschreibt die Bezeichnung. Mit dem Zustand muss man sich hier keine Sorgen machen – um an zwei Flaschen Rotwein zu kommen muss man sich schon ganz schön anstrengen. So einen Laden wie neulich in Meknes, der Alkohol verkauft, gab es wohl früher mal in der Stadt. Der sei aber geschlossen, weil der Besitzer, ein Jude, verstorben sei. Ob nun aus Altersgründen oder wegen übermäßigem Genuss seiner Waren, die er nicht verkaufen konnte, wurde nicht weiter kommuniziert. Aber – es gäbe da einen Schwarzmarkt und da könne man so etwas haben aber das sei ganz geheim und entsprechend teuer … und blablabla. Naja, wir haben jedenfalls nun einen kleinen Vorrat und müssen uns hoffentlich nicht wieder von irgendwelchen Halsabschneidern eine Geschichte auftischen lassen.
Zurück zu den blauen Männern. Aus Tradition tragen die Männer hier eine leuchtendblaue Djellabah mit besonderen Applikationen. Diese Stoffe haben früher abgefärbt, so wie man das teilweise auch von Jeans kennt und die Haut der Männer blau gefärbt. Auf der dunklen Haut sah das wohl sehr apart aus und schimmerte geheimnisvoll. Heute mit den modernen Färbetechniken ist das vorbei. Wir haben jedoch nur noch wenige Männer mit den traditionellen Gewändern gesehen. Schade eigentlich.
Genächtigt haben wir bei Hassan in einer Oase nahe Guelmim ein kleiner Platz für max. 30 Camper. Er lud uns zu einem sehr leckeren Minz-Tee ein und wir machten ein ausgiebiges Schwätzchen. Frau und Kinder incl. der halbwüchsigen Nachbarskinder wurden von ihm paschamäßig herumgeschickt um ihn und seine Gäste zu bedienen. So stellt man sich einen Patriarchen vor. Er sprach relaitv gut Englisch und sogar ein bisschen Deutsch weil er schon mal in Schweden war.
Wäre ja nur manchmal gut, wenn solche Männer einfach mal ihren Handwerkskasten in die Hand nähmen, ein bisschen weniger ausspannen und mediterrane Lebensweise pflegen würden, und dafür ihren Laden in Ordnung bringen würden. Nicht wackelnde Toiletten, eine funktionierende Spülung, Licht an benötigter Stelle, ein Spiegel und so ein paar andere Selbstverständlichkeiten wie z.B. der Besuch mit einem Putzeimer würden das Leben einfacher machen. Die Reiseführer schreiben zwar alle von schönen oder gepflegten Sanitärbereichen, wir finden aber oft nur klapprigen Krawitschko vor. Und wir dürfen das auch mal sagen, dass es nicht nur wunderschön und total freundlich und familiär dort zu geht.
Heute morgen sind wir ohne Frühstück aufgebrochen, da in Guelmim Markttag war. Wir haben uns ein Café gesucht und dort gefrühstückt und dem Treiben in der Altstadt zugesehen.
Danach ging es dann weiter Richtung Meer durch eine Landschaft, in der sich der Anti Atlas mit der Sahara vermischt. Tan Tan liegt noch ca. 25 km im Landesinneren und von dort fährt man dann über einen kleinen Gebirgszug, der aus einiger Entfernung betrachtet wie der Deich vor dem Leybuchtpolder anmutet, zum Atlantikstrand.