„Sag mal, wie lange waren wir schon nicht mehr auf Bali?“, fragt mich Harald, als wir Anfang November beim Mittagessen sitzen und zum Fenster hinaus sehen. Es ist grau in grau, kalt und unfreundlich und nass. Man hat das Gefühl, an diesem Tag wird es überhaupt nicht mehr hell.
Das Wort Bali weckt in mir plötzlich Assoziationen nach Wärme, gleißender Sonne, rauschendem Meer, dem Gezwitscher von tropischen Vögeln und dem klirrenden, zirpenden Geräusch der Eidechsen. Es sind über zehn Jahre her, dass wir das letzte Mal in Indonesien waren und noch länger, als wir das letzte Mal in Bali waren.
Na, da wird es aber Zeit. Da wir ein großer Fan von Tropengebieten sind und die Hitze lieber mögen als die Kälte, bietet sich die kalte Winterzeit für eine Reise in tropische Gefilde an.
Wir checken Flugmöglichkeiten und Zeiten und entscheiden uns für Eva-Airways. Diese taiwanesische Fluglinie fliegt erst seit November 2022 den Münchner Flughafen an. Die Flugzeiten sind angenehmer als bei Emirates (was ja eigentlich meine präferierte Fluglinie ist). Wir lassen uns auf die neue Erfahrung ein und buchen für Januar. Die Sitzplatzreservierung kostet 38 Euro pro Flug, man kann aber auch zwei Tage vorher online einchecken und dann ist die Sitzplatzreservierung kostenfrei. Es gab genügend Plätze zur Auswahl.
Dieses Mal fahren wir mit dem Flughafen Shuttle von zuhause aus nach München, was die Anreise noch entspannter macht. Und nach 16 Stunden sind wir auch schon in Taipeh. ?Nach einem dreistündigen Aufenthalt geht es dann in 6 Stunden weiter nach Bali. Ich weiß jetzt nicht genau warum, aber die Zeit verging relativ schnell. Man hat vielleicht ein paar Zentimeter mehr Platz als sonst, was das Sitzen über die lange Zeit etwas angenehmer macht. Wobei über das Essen auch hier nicht gesprochen werden sollte …
In Denpasar angekommen, erwartet uns auch schon unser Fahrer, der uns zum Hotel nach Ubud bringen soll. Wir verlassen das Flughafengebäude und atmen einmal tief durch, um all die Gerüche der Tropen aufzusaugen. Oh, wie ist es schön! Es ist warm und die Luft fühlt sich feucht an. Und es riecht einfach fein.
Den Transfer hatten wir vorab mit dem Hotel vereinbart. Für die rund 35 km zwischen Flughafen und Hotel brauchen wir eineinhalb Stunden und bezahlen dafür 500.000 Indonesische Rupien (30 €.)
Das Pramana Watu Kurung ist ein 4*Hotel, welches uns die erste Woche beherbergen wird. Das Zimmer ist sehr geräumig, mit einem riesigen Bad und freistehender Badewanne, einem kleinen Patio mit Sitzecke, Klimaanlage und allen Annehmlichkeiten die man so benötigt. Das Hotel liegt oberhalb eines Flusses und hat eine herrliche Aussicht auf grüne Wälder, den Fluss und man hat das Gefühl inmitten des Dschungels zu wohnen. In dem dazugehörigen Restaurant bekommen wir Frühstück und wunderbares Abendessen. Es gibt außerdem noch kleine Villen mit eigenem Pool, die offensichtlich von vielen Paaren in den Flitterwochen gebucht werden. Es ist eine herrliche Atmosphäre, ruhig und einfach nur erholsam. Keine lärmenden Kinder, die den ganzen Tag in den Swimmingpool rein und raus springen und vielleicht auch rein pieseln und auch keine nörgelnden alte Leute rings um uns herum.
Den ersten Tag schlafen wir gründlich aus und verbringen den Rest des Tages am Pool und erholen uns von dem langen Flug. Es zieht Ruhe ein, in Geist und Körper. So soll Urlaub sein.
Die täglich angebotenen Yoga Lessons morgens um sieben Uhr machen richtig Freude und so lässt sich der Tag gut beginnen. Zum Glück sind die jungen Honeymoon Paare nicht so früh auf den Beinen, so dass es entweder eine private Lesson ist oder wir maximal zu dritt sind. Wir genießen unser morgendliches Frühstück mit frischgepressten Säften und einem Obstteller, sowie einem Spiegelei bei herrlicher Aussicht über das Tal.
Es werden täglich drei Transfers angeboten, die die Gäste in 25 Min. in das Zentrum des etwa 6 km entfernten Ubud bringen. Es ist viel Verkehr, die Straßen sind voll und laut, es wird gehupt und abrupt gebremst und 6 km Entfernung dauern, aber es ist herrlich.
Ich schlendere über den Markt und durch die kleinen Gässchen, in denen rechts und links alles mögliche an Andenken und Kunsthandwerk angeboten wird. Seit unserem letzten Besuch hat sich offensichtlich viel verändert, denn ich kann mich an nichts mehr erinnern. Die vielen Galerien, Malwerkstätten, Schnitzereien und Steinmetzbetriebe sind nicht in der Innenstadt, sondern befinden sich entlang der Ausfallstraßen.
In Teilen der Stadt ist Stromausfall, so dass ich auf einen Besuch im Museum verzichte, weil alles dunkel ist und man nichts sieht. Es bietet sich alternativ ein schöner Spaziergang über die weitläufigen Reisfelder an. Kaum ein paar Minuten nach dem quirligem Treiben ist man mitten in der Natur. Soweit das Auge reicht ist alles grün und friedlich. Es ist sehr erholsam, durch die Felder zu streifen. Ich mache eine kleine Mittagspause in einem Warung Makan, esse Frühlingsrollen und trinke frischgepressten Ananassaft mit Kokos Milch.
In der Stadtmitte holt der Shuttle die Gäste wieder ab. Dass er um einiges später als angegeben kommt, wundert nicht, da wahnsinnig viel Verkehr ist.
Am nächsten Tag habe ich Glück und bin der einzige Gast, der in die Stadt will. Der Fahrer bietet mir zu einem vernünftigen Preis (300.000 IDR = 18 €) an, mich den Tag über ein wenig herumzufahren und an die sehenswerten Orte rund um Ubud zu bringen. Das ist fein – denn ich liebe es mich gemütlich durch die Landschaft fahren zu lassen, meinen Blick nach rechts und links zu richten und das Treiben in den Orten aufzusaugen.
Die Ortschaften gehen völlig ineinander über und sind nicht wie bei uns durch weite Teile von Feldern oder Wäldern unterbrochen. Am Straßenrand gibt es jede Menge zu sehen und zu kaufen. Alles wird feilgeboten, was der Balinese oder auch der Tourist evtl. benötigen könnte. Obst, Getränke, Essen, Kunst, Reifen, Werkstätten …
Ich lasse mich zu den Reisterrassen Tegallang fahren und bin erst einmal völlig baff, dass dort Eintritt verlangt wird und es nach einer touristischen Einrichtung per excellence aussieht. Naja – kann man mal ansehen, müsste jetzt aber nicht so unbedingt sein. Ich mache entlang der ausgewiesenen Wege einen Rundgang und bin nach einer knappen Stunde, ziemlich verschwitzt, wieder am Eingang. Der Fahrer erzählt, dass es im Westen der Insel viel größere und schönere Reisterrassen gibt und macht mich damit heiß auf den nächsten Ausflug.
Ich hatte so viele Bilder von den großen Schaukeln gesehen, mit denen man über den Urwald schwingen kann und wollte das unbedingt auch machen. Zudem ich schaukeln liebe, es ist genau mein Ding. Ich empfinde es als ein herrliches Gefühl und so halten wir an einer kleinen Kaffeeplantage, bei der es genau solche Schaukeln gibt. Ich bekomme eine Einführung in die Kaffeeherstellung. Die verschiedenen Bohnen – Robusta und Arbabica – werden hier angebaut und auch das sagenumwobene Verfahren der „verdauten“ Kaffeebohne – Kopi Luwak wird hier praktiziert. Die Schleichkatzen – eine Wieselart – lieben die Schale der Kaffeebohne weil sie wohl sehr fruchtig schmeckt und schlucken die unzerkaute Bohne. Was unten raus kommt sind halbverdaute Kaffeebohnen, diese werden gereinigt und genauso wie „normale“ Kaffeebohnen geröstet und dann bei Bedarf gemahlen. Ob nun der Kaffee tatsächlich anders bzw. besser schmeckt ist umstritten ebenso wie das Verfahren der Gewinnung, da nicht mehr die Exkremente der freilaufenden Tiere gesammelt werden, sondern die Tiere in Käfigen gehalten werden.
Gegen Abgabe von entsprechendem Entgelt darf man dort dann 10 mal in die eine und 10 mal in die andere Richtung schaukeln. Man wird mit einem Gurt sicher angehängt und von zwei jungen Männern kräftig angeschubst. Ich genieße es und finde es total klasse. Schade, dass es dann doch relativ schnell vorbei ist. Ich werde noch zu einer Kaffee- und Teeverkostung eingeladen und dann geht es weiter zum „Monkey-Forest“.
Dieses mal ist Harald ja nicht dabei, sodass auch keine Gefahr besteht, dass ein Affe sich wieder seine Brille klaut – so wie beim letzten Mal. Da hat er gar nicht so schnell seine Brille verstauen können, als auch schon ein Affe von hinten auf seine Schultern sprang und ihm die Brille vom Kopf riss. Und das erzähle dann mal deiner Versicherung … „Meine Brille ist weg, weil sie mir von einem Affen geklaut wurde …“ jedenfalls sieht seit dem ein Affe in den Felsen von Uluwatu etwas besser … Ich beobachte auch diesmal wie schnell die kleinen süßen Äffchen sind und den Leuten irgendwelche Sachen, meist von leuchtender Farbe, aus der Hand reißen. Und wer sich dann noch darauf einlässt die Affen auf der Schulter sitzen zu lassen, wohlgemerkt ohne Aufsicht eines Wärters, der braucht sich nicht wundern wenn die Affen kräftig an den Haaren ziehen und auch Haargummis und Haarschmuck klauen.
Zum Schluss geht es dann noch zum Tegenungan Wasserfall. Es ist ein spektakulärer Wasserfall in dessen Becken, in das er mündet auch gebadet werden kann. Ich habe keine Badesachen dabei und verzichte somit auch auf den langen Abstieg über unzählige Treppen und genieße von oben die Aussicht verbunden mit einer kleinen Stärkung.
Mit dem Fahrer verabreden wir uns für den nächsten Tag und fahren zu den besagten Jatiluwih Reisterrassen. Ich hatte einiges darüber gelesen und schon viele Fotos gesehen. Der Fahrer holt uns schon früh am Morgen ab und wir fahren Richtung Westen. Erste Station ist der Pura Ulun Danu Bratan. Eine Tempelanlage direkt am Bratan-See, wobei die Hauptattraktion ein Wassertempel ist, der malerisch direkt am Ufer des Sees liegt. Auch hier ist mächtig was los und es ist noch dazu Samstag und offensichtlich ein Feiertag ist. Wobei fast jeder Tag ein mehr oder weniger wichtiger Feiertag ist, an dem zu den unzähligen Tempeln gepilgert wird und Opfergaben gebracht werden. Vor jedem Laden, jedem Restaurant und fast jedem Haus findet man kleine Opfergaben, die die bösen Geister gnädig stimmen sollen und die guten Geister um Schutz, reiche Geschäfte, gute Gesundheit und ähnliches bitten. Egal welcher Zweck verfolgt wird, es ist jedenfalls ratsam auf seinen Weg zu achten und nicht versehentlich auf die kleinen geflochtenen Schälchen zu treten, denn das bringt, wie man sich vorstellen kann, Unglück.
Die Reisterrassen von Jatiluwih sind seit 2012 UNESCO Weltkulturerbe und lohnen wirklich einen Besuch. Ein Areal von ca. 600 Hektar ist rundherum von den Terrassen umgeben und bieten einen atemberaubenden Blick. Verschieden lange Wanderwege durchziehen das Terrain und vom ambitionierten Wanderer bis zum gemütlichen Spaziergänger kommt hier jeder auf seine Kosten. Es ist zwar auch viel los, aber aufgrund der Größe verlaufen sich hier die Menschenmengen und man fühlt sich schnell ganz alleine zwischen den Feldern. Nur ein paar Reisbauern trifft man bei der Arbeit. Denn schließlich dient die ganze Anlage dem übergeordneten Zweck des Reisanbaus. Auf der Zufahrtsstraße muss man aber auch hier ein kleines Eintrittsentgelt entrichten. Dafür darf man dann aber auch solange man möchte dort wandern.
Weiter geht es noch zu den beiden Seen, die nur durch Sumpfgebiet miteinander verbunden sind. Gut jetzt habe ich schon mal einen bzw. zwei Seen gesehen aber der Ausblick ist trotzdem sehr schön. In Zeiten, da es noch eine „richtige“ Regenzeit gab, waren die beiden Seen wohl auch noch näher aneinandergelegen. Auch hier wird allerorten gejammert, dass es zu wenig regnet und man viel mehr Wasser in den Flüssen benötigen würde.
Schnell ist so ein Ausflugstag vorbei und bald sind wir auch schon wieder kurz vor Einsetzen der Dunkelheit im Hotel.
Die Tage vergehen wie im Flug und wir fühlen uns langsam eingehüllt in den ewigen Klingklong Space*) von Bali. Alles rückt in weite Ferne, verliert an Bedeutung und die wunderbare Wärme tut ihr übriges damit wir in den Urlaubsmodus abtauchen. Wir denken gerade noch rechtzeitig daran, dass wir nach einer Woche die Location wechseln müssen und organisieren uns mit unserem Fahrer einen Transfer von Ubud nach Seminyak. Für 350.000 IDR (22 €) fahren wir eineinhalb Stunden durch das Land, bis wir das quirlige Seminyak erreichen.
*) Klingklong ist die Musik, die hier allerorten gespielt wird. Ein ziemlich eintönige Klangfolge, gespielt auf einer Art Xylophon. Gamelan ist der korrekte Ausdruck dafür. Es handelt sich dabei um traditionelle Musik. Die Oktaven bestehen dabei nur aus 4 bis 7 Tönen. Hörprobe
Bereits vor einigen Jahren waren wir im »Oberoi« und genießen es wieder dort zu sein. Auch wenn sich der Ort Seminyak so verändert hat, dass wir nichts, aber auch wirklich nichts mehr wiedererkennen. Das große Feld, dass sich in der Wegbiegung vor dem Hotel befand ist zugebaut und auch sonst finden wir nichts wieder. Dafür ist es umso schöner, dass das Hotel, das nun seit knapp 50 Jahren hier besteht noch genauso schön und ehrwürdig ist, wie ehedem. Zum Glück gibt es hier keine nervigen, lärmenden Animationen, keine Disco und keine laute Bar. Man fühlt sich wahrgenommen und umsorgt. So etwas ist letztendlich unbezahlbar. Die Anlage ist trotz ihres Alters super gepflegt und es ist eine Oase der Ruhe. So macht Bali Spaß, von dem viele sagen, dass man hier nicht mehr herfahren kann, weil es so touristisch geworden sei. Als ich nach einigen Stunden von einem Stadtbummel zurückkomme und dem ganzen Trubel und Tohuwabohu entfliehe stelle ich nochmal fest, eigentlich kann man nur hier wirklich einen erholsamen Urlaub verbringen. Also, Augen auf bei der Hotelwahl …
Wir sind dann doch noch in den Genuss der Regenzeit gekommen. Es schüttet wie aus Kübeln für einige Stunden und dann plötzlich hört es unvermittelt auf und die Sonne scheint. In Nullkommanichts ist alles wieder trocken und der Sommer ist wieder da. Der Regen ist warm und die Lufttemperatur ebenfalls. Es macht Spaß in die Regenpfützen zu hüpfen und wie die Kinder darin zu trippeln …
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