Am nächsten Morgen kaufen wir noch ein bisschen ein bei Marjan- das ist hier eine einschlägige Supermarktkette. Es ist ein riesiger Supermarkt und man bekommt alles, was Edeka oder Rewe bei uns auch bereithält. Sogar die „Gute Megglebutter“. Alles – also bis auf Alkohol – hier gibt es keinen Wein oder ähnliches. Auch kein alkoholfreies Bier. Man soll mal erst gar nicht auf den Geschmack kommen. Die Warenvielfalt, die Größe und die moderne Bauweise offenbaren hier umso mehr den gewaltigen Kontrast zwischen den Bevölkerungsschichten. Während die einen mit Ochs und Esel in einem Zelt leben, fahren hier die Damen der Gesellschaft mit ihrem SUV vor und laden das Auto voll. Die Preise sind auch entsprechend denen, wie wir sie gewohnt sind. Bzw. daran gewöhnen müssen im Hinblick auf allseits steigende Preise.
Der Weg führt uns hinauf ins Atlasgebirge und es wird kalt. Während gestern noch alles unter einer gewissen Hitze stöhnten, tragen hier die Menschen dicke Winterjacken und der Blick aufs Aussenthermometer bestätigt: 9°, oho – es ist auch alles etwas neblig und regenverhangen. Wir fahren vorbei an Iframe und vorbei am „Royal Palast“ der nicht bewohnt wird, seit der König jun. im gleichen Ort das Hotel „Michlifen“ nach seinen Wünschen mit allem Schnickschnack erbauen ließ und dort bei seinem Winterferienbesuch absteigen soll.
Im Naturschutzgebiet begrüßen uns Affen, die Makaken oder auch Berberaffen wie sie genannt werden, auf der Straße. Wir sind erst ein bisschen überrascht, aber Marokko ist eben auch Afrika. So nebenbei hatte ich in einem Gespräch aufgeschnappt, dass die wohl, wie alle ihre Artgenossen, ziemlich diebisch sind. Wir lassen das Fenster mal zu, denn eine geklaute Brille in Bali, die jetzt dort wahrscheinlich der Rudelälteste immer noch trägt, reicht. Zudem die Versicherung die Erklärung nicht lustig fand. Aber ein paar Fotos gehen schon.
Wir landen am Ende des Tages in Midelt und sind dort auf dem städitischen Campingplatz. Der Stellplatz ist eben, mit Strom und auch Wasserversorgung. Bei den Dusch- und WC-Räumen ist mal wieder viel Luft nach oben. Ich frage, warum die Sanitären Anlagen in so einem desolaten Zustand sind? Ach ja, da war Corono und zwei Jahre war zu und eben Gott-sei-Dank war Corona, da kann man jetzt alles drauf schieben. Immerhin gab es warmes Wasser, dafür aber keine Durschköpfe und die hat Corona sicher nicht gefressen. Bei unserem Einkauf haben wir uns eine schöne Portion Krabben gekauft, die wir am Abend mit Genuss vertilgen.
Nach einer ruhigen Nacht, warm war es auch dank unserer Heizung, fahren wir weiter gen Süden. Weit kommen wir nicht, da am Ortausgang eine Straßensperre eingerichtet ist. Man bedeutet uns, wie auch den vielen anderen Autos vor uns zu warten. Es würde eine Stunde oder eineinhalb oder zwei Stunden dauern. Ich frage schon mal ob wirklich Stunden oder Tage – man weiß das ja nie so genau in diesen Ländern wie man die Zeitangaben zu werten hat. Aber siehe da, nach eineinviertel Stunden geht es weiter. Jetzt sind alle ganz aufgeregt, sie müssen alle den Zeitverlust aufholen. Man hupt und fährt auf den Millimeter auf und überholt dann was das Zeug hält. Oh Mann … Nach ein paar Kilometern entspannt sich die Lage und es geht gemütlich durch das schöne ZizTal. Links schroffe Felswände und rechts ein breiter grüner Streifen von Palmen. Es scheint jedoch partiell Waldbrände gegeben zu haben, die Baustämme sind gespenstisch schwarz, zum Glück treiben die Bäume oben wieder neue Palmenzweige aus.
Die blaue Quelle von Meski steuern wir an. Bei unserem letzten Besuch waren wir auch dort, da war es uns aber viel zu voll. Jetzt ist dagegen ist gar nichts los und der Blick auf das Bassin erklärt auch warum. Der Pool ist baufällig und bietet nur noch für Müll und Dreck eine Auffangstelle. Schade. Da hat Corona auch wieder zugeschlagen und den Pool gefressen. Die Bewertungen im internet besagen aber, dass da schon seit Jahren der Verfall zugange ist. Nicht erst in den letzten zwei Jahren. Das entspricht aber auch der Mentalität hier, neu und groß und schön bauen JA, renovieren, erhalten und pflegen – Was ist das? Der Campingplatzbetreiber wäre um einen Gast froh gewesen. Entsprechend aufdringlich war er auch und wir beschlossen ohne lange Diskussion, dass wir weiterfahren.
Vorbei an etlichen Polizeikontrollen der „Royal Gendarmerie“, die an jedem Ortsein- und ausgang stehen, fahren wir ohne anhalten zu müssen vorbei. Oft stehen sie da auch mit Radarpistolen und halten damit die Raserkultur in Marokko ordentlich in Schach. Die Landschaft ist so schön und es gibt soviel zu sehen, dass ich gar nicht auf die Idee komme schnell zu fahren. Und bis jetzt – toi toi toi – sind wir von Knöllchen verschont geblieben. Aber man muss wirklich aufpassen und sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten.
Wir fahren durch den „Legionärstunnel“ und am Stausee vorbei, den wir dieses Mal sogar fotografieren können, denn er liegt klar und weit vor uns. Letzlich landen wir bei „Camping Hebergement Tissirt“ und sind dort die zweiten Gäste. Der Chef ist zwar nicht da, aber wir stellen uns einfach mal hin. Später bietet er uns auch Abendessen an und serviert es uns direkt ans Womo. Die Auswahl ist wie immer nicht groß, also eher keine Auswahl – Tajine halt. Es gibt Strom, Wasser, Entsorgung und die Sanitärräume sind sauber und mit warme Wasser.
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