„Du siehst aber gut aus, so erholt und gesund.“ Mit diesen Worten habe ich vor einem Jahr meine Freundin begrüßt, als wir gemeinsam zum Weihnachtsmarkt gingen. Während das Laub unter unseren Füßen raschelte, erzählte sie mir, dass sie letzte Woche eine Kurwoche bei der „Gruberin“ – der Schönheitsfahr Grunber – genießen durfte. Ich wurde hellhörig – hatte ich doch schon so viel von den legendären Aufenthalten auf der Schönheitsfarm Gruber am Tegernsee gehört. Als ich noch ein Teenager war, was zugegebenermaßen jetzt doch schon einige Zeit her ist ;)) erzählte eine Freundin meiner Mutter auch davon. Ich lauschte den Erzählungen und dachte mir – wenn ich mal groß bin, dann mache ich das auch mal.

Meine Freundin erzählte von den erholsamen Tagen mit hochqualifizierten Behandlungen von Kopf bis Fuß, dem tollen Essen und dem rundum guten Gefühl, mit dem sie wieder nach Hause gekommen ist. Als sie mich fragt, ob ich Lust hätte im nächsten Jahr mit ihr dort hin zu fahren sage ich spontan JA. Bin mir aber auch bewusst, dass es nicht einfach sein wird, dort überhaupt einen Platz zu bekommen. Und so stehe ich dann ein Jahr lang auf der Warteliste. Ich frage ab und an nach und bekomme immer die gleiche Antwort – ‚Sie stehen ganz oben auf der Warteliste.’ Nun gut ich habe mir die Woche mal freigehalten, denn mit Terminen kann man sie immer noch vollpacken. Es wird schon knapper mit den Terminen und eine Fortbildung schleicht sich für das vorangehende Wochenende ein.

Als dann die ersehnte Mail kommt, vermüllt die mein Computer erst einmal – passiert mir sonst nie – aber durch glückliche Umstände kommt alles wieder ans Licht und ich sage zu. Glücklicherweise ist meine Fortbildung in München und es wird am Anreisetag, es ist der Sonntag, eine Punktlandung: ‚Checken Sie am Sonntagabend bis spätestens 17:30 Uhr ein …’  Es ist 17:29 Uhr als ich die heiligen Hallen der Schönheitsfarm betrete. Ich bin gespannt was mich erwartet für die nächsten sechs Tage.

Schönheitsfarm Gruber

Erst mal eine freundliche Begrüßung. Oh wie freut man sich, dass ich da bin und heißt mich willkommen. Ich werde auf mein Zimmer gebracht und auch beim Gepäck ist man gerne behilflich. Das Zimmer ist klein, sauber, schnuckelig und gemütlich. Es sind ausreichend Ablageflächen und Schränke vorhanden, ein gemütliches Einzelbett und ein TV. Alles da was man braucht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. So gefällt es mir.

Gleich danach gibt es eine Hausführung und alle „Neuen“ werden mit der Location und den Fazilitäten bekannt gemacht. Um 18:30 Uhr wird zum Essen gegongt. Rund 80 Damen strömen unter lautem Geschnatter in den Speisesaal. Ich stelle fest, soviel „Neue“ gibt es darunter gar nicht. Man kennt sich mit Namen, das Personal wird ebenso mit Namen angesprochen und alle scheinen eine große Familie zu sein, die sich hier zuhause fühlt. Ich werde zu meinem Tisch geleitet, meine Freundin ist bereits da und vier weitere Damen stellen sich mit Namen vor.

Und so genießen wir ein Drei-Gänge-Menü mit einem Gläschen Wein. Es beginnt gleich ein unterhaltsames Gespräch über den Montags-Plan, der an jedem Platz liegt. Bürstenmassage, Kosmetik und Pediküre und Yoga. Das Essen war fantastisch, die Portionen genau richtig und ich gehe leicht beschwingt zu Bett und bin in großer Erwartung des nächsten Tages.

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Gegen 7:30 Uhr wache ich auf – und bestelle per Telefon mein Frühstück. Hier wird am Zimmer und wer mag, sogar im Bett gefrühstückt. Am Vorabend hatte ich schon ausgesucht, was ich gerne hätte. Es dauert ein paar Minuten und eine gutgelaunte Mitarbeiterin bringt mir auf einem Tablett das hier obligatorische Müsli, Weizenflocken mit Obst und Lindenblütentee, ein Rührei mit Vollkornbrot, frisch gepressten Orangensaft und einen Kaffee. So hatte ich es bestellt. Alles sieht sehr lecker aus. Und so schmeckt es auch. Für seine Kurwoche kann man wählen, zwischen gesund und sehr gesund. Sehr gesund wäre nur Müsli, Tee und ein Knäckebrot mit Marmelade oder Honig. Da jedoch der Wohlfühlaspekt im Vordergrund steht es jedem frei was er bestellt. Hauptsache es geht ihm gut dabei.

Frühstück im Bett – ich genieße es. Mein Blick schweift zum Fenster hinaus und ich sehe, über Nacht hat der Winter Einzug gehalten. Es schneit. Und während ich mein Müsli esse und jeden Bissen, wie ich es am Vortag gelernt habe, 32-mal kaue, beobachte ich die Schneeflocken, die leise und stetig vom Himmel fallen. Es kehrt Ruhe ein – nicht nur um mich herum, sondern auch in mir. Oh ja – so tut es gut.

Pünktlich finde ich mich zu meiner Ganzkörper Bürstenmassage ein und erfahre, dass „bürschteln“ ungemein wichtig ist. Am Besten jeden Tag von unten nach oben und wieder zurück. Meine Kosmetikerin prüft meine Haut und ist sogar recht zufrieden damit. Und dann geht es los, reinigen, zupfen massieren, Maske …. Es tut irgendwie total gut. Eine Fußpackung und Fußmassage runden das Programm ab und ich lass alles geschehen, lasse mich fallen und gebe mich vertrauensvoll in die Hände meiner Kosmetikerin.

Danach ruhe ich mich aus und gehe dann zum Yoga. Es ist eine sehr ruhige Yogastunde ohne Verrenkungen und schweißtreibende Asanas. Frisch und entspannt erscheine ich zum Mittagessen. Ein Blumenkohlsalat an einer Kopfsalatsoße steht schon bereit. Vorsichtig probiere ich die ersten Bissen – oh es ist sehr gesund und schmeckt sehr, sehr lecker. Ein Gemüsekräuter Omelette als Hauptgang und ein geraspelter Vanilleapfel mit Beerenragout zum Nachtisch machen mich angenehm satt und ein bisschen müde. Nachmittagsschlaf ist angesagt – ich soll mich ja wohlfühlen hier.

Kauen macht schön

Es schneit immer noch und es zieht mich nicht hinaus an die frische Luft – ich gehe schwimmen und danach in die Sauna. Um 16 Uhr gibt es Wassergymnastik – meine erste. Ja es tut gut – kann man machen und ist gar nicht mal so schlecht. Die Bewegung gegen den Wasserwiderstand ist wie trainieren mit Hanteln. Also wenn man es richtig und mit Power macht.

Vor dem Abendessen wird zu einer „Einstimmung in die Kurwoche“ eingeladen. Die Chefkosmetikerin – ein echtes bayrisches Redetalent – reißt die Zuhörer mit. Sie zeigt und erzählt wie wichtig das „bürschteln“ ist und führt uns in alle Varianten dieses Körperrituals ein. Als langjährige Mitarbeiterin und Vertraute der Farmgründerin Gertraud Gruber gibt sie Einblick in die Philosophie des Hauses und Tips und Anregungen, wie man das Beste aus dem einwöchigen Kuraufenthalt raus holt und mit nach Hause nimmt.

Es wird immer mit größtem Respekt von der mittlerweile 97-jährigen Frau Gruber, die auch liebevoll Gruberin genannt wird, gesprochen. Das gefällt mir sehr gut. Was sie sagt ist Gesetz und trotz ihres Alters scheint sie die Fäden immer noch in der Hand zu haben. Als kluge Frau hat sie sich mit einem kompetenten Mitarbeiterteam umgeben, die ihr das Tagesgeschäft abnehmen. Geht es jedoch um grundsätzliche Entscheidungen, hat sie immer noch das letzte Wort. „Hier kommt mir kein Chichi rein. Wir praktizieren hier immer noch die reine Lehre.“ So wird sie des Öfteren zitiert. Gut so. Sie lässt es sich nicht nehmen, einen täglichen Rundgang zu machen und ihre Gäste zu begrüßen, ein kleine Schwätzchen hier und da und mit ihrer Ausstrahlung ist sie die beste Werbung für ihre Schönheitsfarm.

Auch wenn das Essen eigentlich still und auf das Essen konzentriert, mit 32-maligem Kauen, eingenommen werden soll, ergeben sich nette Gespräche bei Forellen-, Saiblingtartar und einem mit Buchweizen gefüllten Artischockenboden jeweils mit einer köstlichen Soße. Unterhaltung und Genuss kommen beide nicht zu kurz und sind in Balance. So wie ich auch langsam ankomme und mich ausgeglichen fühle. Wer mag kann hier kohlenhydratreduzierte Normalkost, vegetarisches Essen oder basisches Essen bestellen. Es soll ja jeder glücklich werden.

Schnell gehen die Tage dahin. Ich habe nichts gearbeitet, nicht eingekauft, nichts gekocht, nicht telefoniert, nichts organisiert und auch sonst nichts erledigt. Und – es sind gute Tage.

Meistens beginnt der Tag schon recht früh mit einer Behandlung. Schon ab 7:30 Uhr werde ich mit Ganzkörperpeeling, Massage oder einem Bad verwöhnt. So wird z. B.ein Salzölgemisch mit sanften Bewegungen auf dem Körper aufgetragen und dient der Entfernung von Hautschüppchen, damit die anschließende Körperpackung gut einziehen kann. Ich liege, fest eingewickelt, für eine halbe Stunde in meinem Bett und lasse einziehen. Sehr meditativ. Auch nach der Massage ruhe ich mich aus und verschlafe fast den nächsten Termin. Zur Sicherheit stelle ich mir doch immer wieder einen Wecker.

Yoga, Qi Gong, Beckenbodengymnastik, normale Gymnastik, Wassergymnastik wechseln sich täglich ab. Auf dem Wochenplan wird man eingeteilt für die verschiedenen Stunden. Alles ist angenehm, bei keiner Stunde geht man völlig verschwitzt oder abgekämpft raus. Der angebotene Sport ist nichts zum auspowern, für mich sehr angenehm.

Die kosmetischen Behandlungen sind abwechslungsreich und sehr, sehr angenehm. Abgestimmt auf die persönlichen Bedürfnisse wird die Packung oder Maske und die Massage ausgesucht. Wimpern und Augenbrauen werden gefärbt und auch eine Maniküre und Pediküre ist im Programm enthalten.

Ich freue mich jeden Tag aufs Neue auf die bevorstehenden Behandlungen. – Und auf das köstliche Essen. Jetzt klingt es nicht immer sehr spektakulär was so auf der Speisekarte steht. Wer findet jetzt Kräuteromelette mit Bulgur schon so richtig geil? Gesund ja, aber dass einem da das Wasser im Mund zusammen läuft – eher weniger. Aber es ist immer ein optischer Genuss und ein sensationeller Geschmack. Ich glaube ich würde hier alles essen, von dem ich erst mal sage, dass ich es nicht mag. Die Portionen sind gut bemessen, nicht zu viel aber auch nicht zu wenig.

Für die abendliche Unterhaltung ist auch gesorgt. Eine Lesung, von heimatlichen Gedichten und Geschichten stimmt uns auf die bevorstehende Adventszeit – die stade Zeit ein. Begleitet von Zithermusik ist es ein schöner Abend, der auch ein bisschen nachdenklich macht. Ganz passend zur Philosophie in dieser Woche. ‚Innere Einkehr, zu sich selbst kommen, neue Ideen sammeln, vielleicht neue Wege gehen, raus aus dem Alltagstrott, hin zur Selbstbesinnung.’

Am nächsten Abend gibt es einen Vortrag zum Thema „Wie pflege ich mich zu Hause?“ Und wer jetzt denkt: „Das wird sicher eine fade Veranstaltung. Und im übrigen weiß ich doch, wie ich mich wasche und eincreme …“ Der steht da nicht alleine, auch ich dachte mir im Stillen ‚Ach, muss das sein …’ Aber – weit gefehlt. Verschiedentlich hieß es schon, dass man das unbedingt anhören muss, das sei ein echtes Highlight. Ich gehe also brav zum Vortrag. Die Stühle sind schon alle besetzt, als ich 5 Minuten vorher komme. Man holt noch Stühle heran und ich sitze in der letzten Reihe. Ein junge, sehr attraktive Frau begrüßt uns und reißt uns mit einem unterhaltsamen Vortrag über die Körperpflege im Allgemeine und Speziellen mit.

So lernen wir, dass man bereits am Morgen beim Zähneputzen in einer Yogaähnlichen Hockstellung mit der Körperpflege beginnt. Und dann wird natürlich wieder „gebürschtelt“. Von unten nach oben. Das Gesicht muss auch immer von unten nach oben, wegen der Falten …, und von innen nach außen gereinigt, tonisiert und eingecremt werden, nicht in so einem Rundumverfahren wie das die meisten von uns machen. Wir lernen – die ganze Gesichtsbespaßerei muss mit System passieren. Und dann ran ans Fenster, aufreißen und mit drei tiefen Atemzügen den Tag begrüßen. Aber bitte angezogen – also wegen der Nachbarn … Auch der Kopf soll nicht zu kurz kommen, mit Fingermassagen – natürlich von unten nach oben und von hinten nach vorne … wird die Durchblutung angeregt. Das sorgt für eine schöne Haarpracht und einen klaren Kopf. Nur eine Kopfhaut, die sich wie eine Mütze hin und her schieben lässt zeugt von einem ausgeglichenen entspannten Menschen.

Es fasziniert mich, auf welch unterhaltsame Weise man über alle diese Dinge reden kann. Nicht nur bei mir schleichen sich jedoch auch Gedanken ein, wie z.B. ‚und was sagt mein Mann dazu, wenn ich mich zukünftig so merkwürdig verhalte?’ Oder auch ‚Oh Gott wann soll ich da aufstehen, damit ich das alles erledigen kann?’ Aber ich denke, wenn man es schafft, nur einen kleinen Teil in den Alltag zu integrieren, so hat man wieder etwas für sich gemacht, war zu seinem Körper gut und ist dem eigenen Seelenfrieden ein Stück näher gerückt. Denn wie heißt es so schön:

„Sorge dich gut um deinen Körper, dann hat die Seele Freude und Spaß darin zu leben.“

Das Wetter bessert sich und eines Morgen werde ich von einer strahlenden Sonne und  einem blauen Himmel begrüßt. Der Schnee glitzert in der Sonne und es ist richtig kalt. Da bekommt man Lust auf einen schönen Spaziergang durch den Ort. Es ist Nebensaison, viele Geschäft und Lokale haben zu und vom sonst so geschäftigen Rottach-Egern ist nur der Alltag der Einheimischen zu sehen. Sehr schön. Nach so einem Spaziergang tut der Besuch der Sauna oder Dampfbad richtig gut. Ein paar Runden schwimmen runden das Tagesprogramm ab.

Am Nachmittag ist „Schminkkurs“ angesagt. In kleinen Gruppen können wir unter fachkundigen Aufsicht mal so richtig in Farben schwelgen. Das macht richtig Spaß. Wenn ich auch glaube, dass ich im Großen und Ganzen schon weiß wie es mit dem Schminken geht, ein paar neue Tips und Tricks nehme ich dann doch mit.

Die eine Woche ist schnell vergangen und plötzlich ist Freitag. Alles stimmt sich schon auf Abschied ein. Hier und da ein letzter Gruß und die besten Wünsche für das nächste Jahr und hoffentlich auf ein Wiedersehen. Ich habe schon mal gebucht …

Glücklich, zufrieden, erholt und mit vielen guten Vorsätzen fahre ich also wieder nach Hause.

Tegernsee Rottach - Egern

Wellness – gut für die Seele – gut für den Körper

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