Nach Twyfelfontain ist es von Omaruru ein ganzes Stück zu fahren und die Straße verspricht keinen Flüsterbelag. Und so rumpeln wir mal wieder rund 280 km auf Grravelroad ans Ziel. Man muss immer so ein bisschen austesten, wo die optimale Geschwindigkeit liegt. Fährt man zu langsam scheppert es fürchterlich, fährt man zu schnell schlingert das Auto. So um die 80 km/h ist optimal für den wellblechartigen Straßenzustand. Da hüpfen die Reifen nur so über die Bodenwellen und es ist ruhig, sowohl vom Fahrverhalten her, als auch vom Geräuschpegel.
Es beginnt das Damaraland und die Landschaft verändert sich. Große rote Felsblöcke liegen in mehr oder weniger großen Steinhaufen im weitläufigen Gelände. Am Ende wird die Straßenlage etwas unübersichtlich, da die Straßen nicht mehr beziffert sind. Die Twyfelfontain Country Lodge ist jedoch gut ausgeschildert, sodass wir am frühen Nachmittag unsere nächste Destination erreichen. An den Felsen geschmiegt liegt die Lodge mit den einzelnen Chalets. Es ist ein großer Laden, der leider auch Busreisende beherbergt. Fünfundsechzig Zimmer wollen ausgelastet sein … Chinesen, Franzosen und Engländer in großen Gruppen sorgen für viel Umtrieb bei den Mahlzeiten. Das hatten wir schon „gediegener“ allein oder mit max. sechs weiteren Gästen erlebt.
Wir besichtigen die berühmten Steingravuren. Ein kleiner Kletterweg, der nur mit sachkundiger Führung begangen werden kann, führt entlang der rund 5000 Jahre alten Zeugnisse vorchristlicher Malereien. Um den damals jungen Menschen zu erklären, was und wie gejagt wird und um zu zeigen, was man schon alles an Tieren gesehen hat, entstanden diese Gravuren rund um die Quelle, die hier einst, wenn auch nicht regelmäßig, aus dem Felsen sprießte. Die Absenz von kontinuierlichem Wasserfluss aus den Quellen war dann auch der Grund für den Namen –Zweifelhafte Quellen. Die einstündige Wanderung ist mit ein wenig Kletterei verbunden aber hauptsächlich schweißtreibend, denn die Felsen heizen sich ordentlich auf.
Im Grunde sind diese Felsgravuren nichts anderen als historisches Graffiti. Ob wohl in ein paar hundert oder tausend Jahren auch unsere Nachfahren bewundernd vor den vielen Kritzeleien in den Großstädten stehen?
Am Nachmittag geht es mit dem offenen Jeep durch die trockenen Flüsse des Damaralandes. Eine tolle Off-road Tour, an der nur wir zwei teilnehmen, eine echte Privattour. Es ist windig und der heiße Wind peitscht uns den Sand entgegen. Immer wieder kommt so eine heiße Ladung aus Wind und Sand ins Auto und alles ist staubig. Selbst im Mund knirscht es. Ich bin so froh, dass ich meine alte Canon Kamera mitgenommen habe und nicht das nagelneue Stück, dass ich mir erst vor kurzem gekauft habe. Ich würde heulen, denn wenn schon im Mund alles knirscht, kann man sich vorstellen, wie der feine Staub auch in die Tiefen der Kamera eindringt. Eine Generalüberholung für das gute Stück war eh schon für nach dem Urlaub eingeplant. Auf der schwarzen Sonnenblende des Objektivs lagert sich eine feine aber intensive Staubschicht ab. Oh Mann …
Es geht die ehemaligen Ufer der Flüsse rauf und runter und der Jeep wühlt sich durch weite Teile losen Sandes durch die Flussbetten. Wir müssen uns echt gut festhalten. Hatten wir anfänglich noch das Pamphlet belächelt, das wir vor Ausflugsbeginn unterschreiben mussten, wird uns klar, dass es schon Sinn macht, im Vorfeld zu klären, ob der Gast auch was aushält. Also gut – wir halten es aus. Und wir werden entschädigt.
Rechts neben uns taucht, wie aus dem Nichts, eine Elefantenfamilie auf. Friedlich reißen sie die grünen Blätter von den Bäumen und fressen genüsslich. Unser Fahrer fährt einen schmalen Pfad auf das Ufer hinauf, ich schnappe kurz Luft, als ich seine Absicht erkenne und schon stehen wir mitten in der Familie. Ein toller Moment, zwischen den friedlich fressenden Elefanten zu stehen, die gemütlich um den Jeep herumlaufen. Da wir ja offensichtlich ohne Rüssel sind, stellen wir auch keine Gefahr bzw. Futterkonkurrenz dar.
Es ist eine tolle Fahrt durch die einmalige Landschaft und pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir eine Anhöhe, von der aus wir beobachten können, wie sich der Tag dem Ende neigt. Kleiner Wehrmutstropfen: der Sundowner bestand aus Limo und Cider kredenzt aus einer lieblos in den Sand gestellten Kühlbox. Leider kein Gin Tonic. Schade. Hier hat man sich auf Massentourismus eingestellt, da ist für so ChiChi wie Tischdecke und Gläser keine Zeit mehr. Ja, so verkommen die Sitten …
Wir kommen zurück und ich fühle mich gut abgepudert … jede kleinere oder größere Falte ist nicht mehr sichtbar – ein Jungbrunnen war diese Fahrt. Wenn, ja wenn es sich nicht so staubig und schmutzig anfühlen würde. Eine ausgiebige Dusche tat da echt gut.
Das fanden wir gut:
Die großzügige Anlage liegt direkt am Fuße der Felsen und ist wunderschön eingebettet in die Landschaft. Die Zimmer sind mit allem notwendigen ausgestattet. Der Gamedrive war toll, der Fahrer hat sich echt bemüht für uns Elefanten zu finden.
Das würden wir besser machen:
Das Zimmer war ein bisschen in die Jahre gekommen und wirkte abgewohnt. Ein Renovierung würde der Anlage gut tun. Das Essen war mäßig, insbesondere das Fleisch teilweise so zäh, dass man es nicht mal schneiden konnte. Im Speisesaal fliegen Vögel herum und picken auch am Büffet von den Lebensmitteln. Das Personal wirkt im allgemeinen ziemlich lustlos und langsam. Die Zimmermädchen sitzen lieber auf dem Balkon der Zimmer und plaudern, als das sie ihre Arbeit zügig verrichten. Und natürlich den Sundowner mit GinTonic. Ohne geht eigentlich gar nicht. Notfalls auch auf Bestellung und gegen Aufpreis.
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