Unsere Reise neigt sich dem Ende zu und wir überlegen die letzten zwei Nächte in Moulay Bousselham zu verbringen. Direkt an der Lagune gab es beim letzten Mal einen landschaftlich sehr schönen Platz mit viel Grün und kurzen Wegen zum Markt, auf dem man sich seine Fische erst kauft und dann im Restaurant zubereiten ließ. Das wäre doch ein schöner Abschluss. Dachten wir … Dieser Platz ist völlig verfallen und ausser Betrieb und der andere im Womo-Führer genannte Platz nicht auffindbar. Nicht mal Überreste haben wir gefunden. Also, mal wieder weiterfahren.

Wir fahren bis Assilah und werden dort auch tatsächlich fündig. Viele Marokkoreisende beginnen ihren Roadtrip entgegen des Uhrzeigersinns, erst mal an der Küste entlang. Da ist die Fahrt nach Assilah, nachdem man von der Fähre runtergefahren ist, eine schöne erste Etappe und man kann sich hier schon mal auf Marokko einstimmen und eingewöhnen. Der Platz liegt nur von einer großen, breiten Straße getrennt, in direkter Nähe zum Meer. Es sind ein paar Bäumchen vorhanden und es werden auch Zimmer angeboten. Ist jetzt alles nicht toll, aber passt schon. Die sanitären Anlagen sind etwas verwahrlost, wie halt überall im Land. Es wird jeden Tag der Boden geputzt, aber sonst auch nichts. Die Spiegel haben seit ihrer Entstehung noch nie einen Putzlappen gesehen.

Das Städtchen ist für marokkanische Verhältnisse sehr sauber und man spürt die Nähe zum spanischen Festland. Der spanische Einschlag ist nicht zu übersehen und Assilah ist aufgrund des kurzen Weges über die Straße von Gibraltar anscheinend ein beliebtes Ausflugsziel für Spanier. Es ist in dieser Stadt alles so ein „bisschen“. Ein bisschen schöner, ein bisschen sauberer und gepflegter und ein bisschen lieblicher als anderswo. Wir essen abends bei einem Spanier und es schmeckt auch ein bisschen besser als anderswo.

Assilahs Medina scheint sich als Künstlerviertel zu verstehen. Allerorten gibt es Galerien und Installationen oder Wandgemälde an der Stadtmauer. Über Kunst kann man streiten, sie soll provozieren, zum nachdenken anregen, gefallen oder sogar Sammler zum kaufen anregen – so sagt man. Ich denke, und das ist meine ganz persönliche Meinung, da muss hier noch viel passieren und ist noch viel Luft nach oben. Ansonsten eine wirklich sehenswerte Medina, sehr sauber und gepflegt. Wir bleiben noch die letzte Nacht bevor wir uns dann Richtung Tanger Med auf den Weg machen.

In Tager Med wollten wir nochmal tanken, fanden aber weit und breit keine Tankstelle. Nachdem wir dann ungefähr 40 km umsonst rumgegurkt sind, war ich so entnervt, dass wir eben ohne tanken Richtung Fähre gefahren sind. Fahrten mit Fähren und Grenzübertritte sind immer ein bisschen spannend. Besonders wenn deutsche Pünktlichkeit und orientalischer Lebensfrohsinn aufeinander stoßen.

Wir bekamen eine SMS, dass ab 13:30 Uhr der Check-In beginnen würde. Also was macht der gute Deutsche? Er steht gegen 13:30 Uhr am Schalter. Nicht alleine – wohlgemerkt. Andere Europäer und viele Marokkaner waren auch da. Aber es tut sich nichts. Es wird 14 Uhr und immer geht noch kein Schalter auf. Ich beobachte wie aus der seitlichen Türe immer wieder Menschen rein gehen und mit Papieren rauskommen. Als ich dort reingehe stehen da ungefähr 10 Leute und einer sagt immer wieder zu mir „Passport“. Und schiebt mich dann wieder raus.

Harald wird ungeduldig. Er geht auch zu der Tür rein, bestückt mit Ticket und Pässen und vor allen Dingen mit dem Handy und der SMS die auch auf arabisch gekommen ist. Kann sich also keiner rausreden, er könne das nicht verstehen. Er diskutiert und es werden unsere Unterlagen in Empfang genommen. Er möge zum Auto gehen und man würde dann die abgestempelten Unterlagen und Check-In Dokumente zum Auto bringen. Misstrauisch wie wir sind, bleiben wir mal in der Nähe der Tür. Am Ende findet der uns nicht und dann? Nach 10 Minuten geht Harald nochmal zu besagter Tür und kommt nach wenigen Minuten mit allen Unterlagen wieder raus.

Wir haben noch ein paar MADs übrig, die wir entweder zuhause in die Kiste mit ausländischer Währung werfen können um sie dort für alle Zeit zu vergessen oder dem freundlichen Mann geben. Wir entscheiden uns für letzteres und ziemlich offensichtlich war das auch der Zweck der seitlichen Tür mit dem „Priority Check-In“.

Auf dem Weg Richtung Fähranleger werden Pass und Tickets mehrmals kontrolliert. Bis wir vor einem eigentümlichen LKW mit Ausleger stehen. In Gruppen von 4-6 Fahrzeugen werden hier Röntgenuntersuchungen der Fahrzeuge vorgenommen. Den ganzen Tag fährt der LKW vor und zurück und röntgt die ausreisenden Fahrzeuge auf versteckte Menschen oder Hohlräume im Auto in denen man Drogen oder ähnliches verstecken kann. Wir mussten selbstverständlich aussteigen.

Nachdem wir ein paar Meter weitergefahren sind, kam dann ein Mann mit Hund. Der Hund war etwas lustlos musst aber trotzdem ins Auto springen um alles zu inspizieren. Alles gut und wir sollten weiterfahren alle paar Meter steht ein Mann der die Tickets und/oder die Pässe sehen will. Was für ein Kontrollwahn. Endlich am Fähranleger angekommen hieß es dann warten … ist halt so. Ein gutes Buch hilft da über die Stunden hinweg und vertreibt die Zeit hervorragend.

Zwischendurch kommt immer wieder mal ein wichtiger Bediensteter und will die Pässe und die Tickets kontrollieren. Irgendwann gegen 20 Uhr war es dann tatsächlich so weit und es kam Bewegung in die Warteschlange. Und endlich sind auch wir ganz vorne und an der Reihe. Ein Uniformierter bedeutet mir zu warten und nach einer Weile durfte ich doch heranfahren. Ich musste ja schon lachen über soviel demonstrierte Wichtigkeit und der Uniformierte lachte sogar mit, weil mein Lachen so ansteckend war. Aber er wollte nur die Pässe und die Tickets kontrollieren. Natürlich … und dann sollte ich ihm auch noch alle Türen aufmachen, damit er nochmal ins Auto sehen konnte. Aber gerne doch … Wir dürfen 20 m weiterfahren. Halt warten! Es kommt ein Mann mit Warnweste und will – na was wohl, genau – die Pässe und Tickets sehen und dann soll ich bitte alles aufmachen, damit er ins Wageninnere sehen kann. Mit Taschenlampe bewaffnet schaut auch er alles genau an, hebt die Matratzen hoch, leuchtet ins Bad und in das schmale Fach über dem Fahrerstand. Ob wir ausser der Klappe für die Chemie-Kassette noch einen Raum hätten? Der braucht doch nur hinschauen und dann sieht man doch, dass wir keine Heckgarage haben. Darf man so doof sein? Ich bin freundlich und verneine. Man will es nicht glauben, wir dürfen in den dicken Bauch des Schiffes fahren und werden auf unseren Platz eingewiesen.

Ganz offensichtlich wird die Prozedur mit jedem Fahrzeug so gemacht und es dauert endlos bis die Schlange sich auflöst. Statt um 23:59 Uhr legen wir dann endlich kurz vor 2 Uhr ab. Was für ein Kontrollwahnsinn. Zum Glück konnten wir gleich unsere Kabine beziehen. Wir genehmigen uns noch zwei Aperol Spritz zum Abschluss der Reise und gehen dann zu Bett. Zwei langweilige Tage liegen vor uns, die man gut für eine rundum Beautypflege, Blogbeiträge schreiben und Bildbearbeitung verwenden kann. Hat alles sein Gutes und auf so einer langweiligen Überfahrt kann man nochmal schön die Reise und die letzen vier Wochen reflektieren. Mit dem veröffentlichen der Beiträge wird es nichts werden, da es mit dem Internet hapert, aber wenn alles fertig ist, sind die Beiträge auch schnell noch zuhause veröffentlicht.

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