Schnurstracks steuern wir unser erstes Ziel an, einen Stellplatz in Smir direkt am Strand. Irgendwo da in der Nähe, wo wir schon mal die erste Nacht verbracht haben. Es gibt viele kleine Buden direkt dort am Straßenrand und wir finden auch etwas zu essen. Salat und für jeden einen großen Teller gegrillte Gambas. Das lässt sich so aushalten. Die Nacht ist etwas unruhig, da von ziemlich weit her ziemlich laute Musik zu uns schallt. Besonders die Bässe lassen uns die ganze Nacht beben …

Entlang der Mittelmeerküste führt uns nun unsere Route. Die Landschaft ist wunderschön. Die ersten Kilometer bis Tetouan sind die Orte noch sehr vom Tourismus geprägt und ein Hotel reiht sich neben das andere. Alles sehr sauber und wir sehen sehr gepflegte Grünanlagen. Später kommt dann das „richtige Marokko“ wieder zum Vorschein. Wir peilen einen Platz bei Cala Iris an. Unser Navi, stets bemüht die kürzeste Strecke zu finden. leitet uns von der Hauptstraße der N16 ab auf eine Schotterstraße. Ich wundere mich über den würzigen Geruch der unser ganzes Auto plötzlich durchflutet. Irgendwo habe ich sowas schon mal gerochen. Ich weiß nur nicht, wo ich es einordnen soll. Wir fahren an Maisfeldern vorbei und nach 16 km soll besagter Platz sein. Ich kann es nicht so recht glauben. Plötzlich lassen die Maispflanzen auch den Blick frei auf den Rest des Feldes. Die Pflanzen sind nicht ganz so hoch aber sehr grün. Die fünffingrig gefiederten Blätter helfen meiner Erinnerung auf die Sprünge. Und plötzlich gibt das alles Sinn, der Geruch und die Pflanzen. Hier wird Hanf angebaut und nicht zu knapp. Ob das jetzt legal oder illegal ist entzieht sich meiner Kenntnis. Wir kommen an eine Abzweigung und mir wird schon anders wenn ich den Verlauf der Straße ansehe. Ich fühle mich schon leicht benebelt und fahre immer noch mutig gerade aus. Ich befrage zur Sicherheit nochmal mein Handy und auch das meint, wir sollten hier weiter fahren. Ich merke, dass die Reifen nicht mehr so richtig packen und beschließe dann kurzerhand diesen Weg nicht mehr weiter zu fahren. Wenden? Nicht möglich. Abflug machen? Nicht möglich. Einziger Ausweg ist, rückwärts zu fahren. Ein Jugendlicher taucht plötzlich auf und fühlt sich bemüssigt, mich einzuweisen. Das macht mich jetzt nervöser, als wenn niemand was sagt. Ich ignoriere ihn und am Ende bedanke ich mich höflich für seinen Support. „Er hat es ja nur gut gemeint …“ Zurück auf der Hauptstraße fahren wir dann einfach mal weiter und siehe da, es gibt einen asphaltierten Weg der nach Cala Iris führt. Lediglich die Anfahrt nach dem Ort zum Campingplatz ist etwas vogelwild, aber nach dem vorherigen Erlebnis und mit direkter Sicht auf das Ziel ist es kein Problem.

Lustiger Campingplatz „Amir de Cala Iris“. Wir sind die einzigen Gäste. Es gibt Duschen und WC, Wasser, Strom und auch das bordeigene Klöchen soll man entsorgen können. Zu Essen gibt es nichts – macht nichts – wir haben immer was dabei. Und so stehen wir hoch über dem Wasser mit einem prächtigen Blick und hören das Meer rauschen. Ganz so, wie wir das gerne haben. Und WLAN gibt es auch, funktioniert nur leider nicht.

Es ist aber ganz gemütlich und wenn man es am Anfang ein bisschen langsam angehen lässt ist sicherlich kein Schaden. Etwas Bargeld würde uns auch noch gut tun stellen wir fest. Viel lässt sich hier nicht mit Kreditkarte bezahlen. Wir hatten am Hafen in Tanger mal 200 € abgeholt – mehr ging nicht. Also der Automat wollte uns nicht mehr geben.

Wir fragen nach einer Bank bzw. einem Geldautomaten. Ja, ja – gleich im Ort dort am großen Parkplatz. Kann ja nicht so schwer sein. Wir fahren die zwei Kilometer über die Buckelpiste zurück und suchen … Es gibt hier nichts ausser einem Fischerhafen und vielen verlassenen Restaurants. Eines hat offen und ist wie immer belagert von ein paar Männern. Mein artiges „je ne parle pas francais“ erklärt zwar so manches Unverständnis, hilft jedoch nicht weiter. Aber irgendwie geht es dann doch. Die Bank ist im nächsten Ort – in Torres. Aha – dann lass uns da mal hinfahren. Wir finden die Bank. Die hat jedoch heute kein Internet und kann nicht auszahlen. Wir sollen in den nächsten Ort nach Bni Boufrah fahren. Auch gut. Dort finden wir auf der Hauptstraße tatsächlich eine Bank mit Geldautomaten und offensichtlich Internet. Wir machen mal gleich einen Großeinkauf – bei der Anfahrt muss sich das ja lohnen – und heben mit allen Karten ab, weil die max. Summe die man abheben kann eben nur 200 € sind.

Es ist kein sehenswerter Ort aber ein interessanter, der eben genau das Leben widerspiegelt und nicht die für Touristen geschaffene Welt. So trinken wir noch einen Kaffee und einen Pfefferminztee. Nachdem es mit Essengehen etwas mau aussieht kaufen wir für 30 Cent noch 6 Kartoffeln. Wir scheinen dort ziemlich aufzufallen und so fragt man uns auch gleich ob wir ein Problem hätten – nein alles klar. Als ich dann noch auf der Fahrerseite ins Auto springe, fühlt sich der Nachbarparker bemüßigt mich ebenso nochmal zu fragen, ob wir ein Problem hätten. Es ist ganz offensichtlich sehr ungewöhnlich, dass eine Frau am Steuer sitzt.

Auf dem Rückweg wollen wir dann doch noch einen Blick in den Ort „Cala Iris“ wagen. Es gibt nur nicht viel zu blicken … Im Hafen darf man nicht fotografieren und er wirkt wie ausgestorben. Es liegen dort zwar Fischerboote und es scheinen dort auch kleine Appartements für die Fischer zu geben, aber man sieht keine Menschenseele. Das einzige Restaurant, das noch offen hat, wirkt nicht sehr einladend. Wir fahren zurück zu unserem Platz und machen ein leckeres ‚“Kartoffelgericht“ mit den heute erstandenen Kartöffelchen. Uns hat es geschmeckt.

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