Wir erinnern uns, dass in Essaouria kein vernünftiger Stellplatz war und der einzige Campingplatz nach einem Blick in die Duschen nur einen fluchtartigen Durchstart meinerseits hervorrufte. Laut unseren Recherchen hat sich daran auch nichts geändert. Die einschlägigen Informationsquellen geben nichts her und so beschließen wir 20 km vor der Stadt auf einen Platz zu gehen, der sehr gut beschrieben ist und nach Augenschein auch das hält, was die Beschreibungen versprochen haben. Camping Palmier chez Andree.
Hier steht man wirklich gut. Grüne Wiese oder betonierter, gerader Platz direkt unter schattenspendenden Olivenbäumen mit erträglichen sanitären Anlagen. Auch essen kann man hier. War aber nicht so gut. Das gegrillte Hühnchen mit den Beilagen war lauwarm. Andree fährt seine Gäste auch gerne gegen einen Unkostenbeitrag von 70 MAD pro Person in die Stadt. Das fanden wir sehr bequem und ließen uns am nächsten Morgen ausgeschlafen und gut gefrühstückt ins Städtchen fahren. Es war sehr dunstig und mit zunehmender Meernähe wurden die Nebelschwaden immer dichter. In Essaouria, der Stadt des Windes, wehte kein einziges Lüftchen. Die Luft, bzw. der Nebel stand förmlich in der Stadt. Andreé ließ uns kurz vor dem Hafen raus und ich dachte, dass ich da mal als erstes hingehe und die wunderschönen, blauen Fischerboote fotografiere und dem geschäftigen Treiben der Fischer ein wenig zusehen.
Marokko verlangt einem olfaktorisch sensiblen Menschen eine ganze Menge ab. Über dem Hafenbecken lag dichter Nebel, kein bisschen Wind und die Sonne tat trotzdem ihr Möglichstes. Man kann sich vorstellen, zu was das führt? Die herumliegenden Fischernetze, Fischabfälle und alles was da eben so rumliegt wird warm und fängt an einen intensiven Geruch abzusondern. Ich ärgere mich ja über mich selber, dass ich da so empfindlich bin. Mit dem einen Arm halte ich die Kamera und den anderen Arm winkle ich so über Gesicht und Nase an, dass nur noch wenige Gerüche zu mir vordringen. Machmal, wenn auch selten, kriege ich das so in den Griff, aber meistens reicht es, wenn ich dann noch irgendwas ekliges sehe und ich kann leider nicht mehr aufhören zu würgen und bin dann nur froh, dass ich mich nicht übergeben muss. Da mag manch einer sagen, die soll sich jetzt mal nicht so anstellen, das ist doch alles ganz normal. Ja es ist normal und ich bin auch nicht glücklich was da passiert, aber ich kann es leider nicht abstellen. Das ist echt blöd und so verlasse ich relativ fluchtartig unter würgen und tief atmen den Hafen. Was bin ich froh, als ich endlich wieder auf einem Bänkchen sitzen und mich von dem Hafenausflug erholen kann. Leider war das nicht das einzige Mal, dass mir soetwas passierte. Wie gesagt, Marokko verlangt mir da schon einiges ab.
Wir bummeln durch die Altstadt, trinken Kaffee und noch einen und ich versöhne mich wieder mit Essaouria. Es ist ein so nettes Städtchen mit vielen kleinen Geschäften und netten Leuten. Langsam bekommen wir ein Hüngerchen. In Hafennähe gibt es viele kleine Buden, die frisch gegrillten Fisch anbieten. Und wir gehen einmal an allen entlang. Es wieder wie ein Spießrutenlaufen jeder hat den besten und frischesten Fisch … Man sucht sich aus, was man gerne haben möchte. Es wird alles auf eine Platte gelegt und dann gewogen und danach richtet sich dann der Preis. Vor der Bude stehen ein paar wacklige Tische und Bänke mit Wachstuchdecken und dort nimmt man dann Platz. Wir suchen uns Langusten, Krabben, Sardinen und Meerbrassen aus. Es ist eine schöne Auswahl. Dazu gibt es Salat und wer möchte auch Pommes. Nach und nach kommen die gegrillten Köstlichkeiten an den Tisch. Das ist sehr angenehm, bevor alles kalt wird, wenn es auf einmal kommt. Es wird ohnehin alles sehr schnell kalt und ich gewöhne mir eine zügige Essensweise an. Das muss sich wieder ändern zuhause. Gut gesättigt gehe ich noch durch das ehemalige Judenviertel, das etwas abseits der Haupteinkaufsstraßen liegt. Dort wird seit einigen Jahre verucht, das Viertel zu sanieren. Vieles wurde abgerissen, der Bauschutt liegt noch in großen Mengen dort herum und es sieht ein bisschen wie Krieg aus. Nicht so erbaulich und ich verstehe, warum es auch nicht weiter ausgeschildert ist. Es verirren sich nur wenige Touristen hierher. Andreè holt uns am späten Nachmittag wieder ab und bringt uns wohlbehalten zurück.
Casablanca, Rabat hatten wir beim letzten Mal schon besucht und wollten wir jetzt nicht nochmal anfahren. Daher beschlossen wir nach El Jadida zu fahren. Dort gibt es einen wunderbaren Strand an dem man auf der Straße stehen kann und es ist immer wieder schön, auf das Meer und sein ewiges Wellenspiel zu sehen. In El Jadida gibt es noch das ehemalige Portugiesen-viertel, mit dem Namen Mazagan. Es war eine ehemalige portugiesische Enklave. Seit 2004 wurde die portugiesische Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben. Der Reiseführer spricht von einem sehenswerten „Point of Interest“. Direkt davor finden wir einen Parkplatz und freuen uns auf eine quirlige Besichtigung. Durch die Tore in der Stadtmauer tritt man ein und findet: NICHTS. Ja, es waren dort so gut wie keine Geschäfte, kein Café oder Restaurant und auch kaum Menschen. Man kann auf die Festungsmauer gehen und hat von dort einen schönen Blick über den Hafen. Wir schlendern noch durch die Gassen, die Häuser scheinen teilweise unbewohnt und es ist nach unserer Meinung alles andere als sehenswert, weil total verfallen und verkommen. Schade, das könnte man richtig schön machen. Naja, vielleicht kommt das ja alles noch. Wer’s glaubt …
Wir stehen direkt hinter dem IBIS Hotel am Straßenrand mit Blick auf den Strand. Hier ist ordentlich was los. Alle Schönen der Stadt flanieren hier die Straße rauf und runter und wir finden es lustig das Treiben zu beobachten. Am Strand wird bis weit nach Mitternacht noch Fußball gespielt und bereits am frühen Morgen kann man Jung und Alt beim Frühsport beobachten. Klimmzüge, Liegestütz und Dehnübungen werden uns von gut trainierten Jungs beim Frühstück geboten.
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