Anfang April sahen wir im Fernsehen einen Bericht über das neue Bauhausmuseum in Weimar, das anlässlich des 100-jährigen Jubiläums eröffnet wurde. Uns war sofort klar – da wollen wir hin. Die Ideen der Bauhausarchitektur haben uns schon seit dem Studium begleitet. Allerdings dauerte es noch einige Monate bis sich die Gelegenheit ergab.
1919 wurde in Weimar das Staatliche Bauhaus gegründet und Walter Gropius wurde Direktor der ‚Großherzoglich Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst’ in Weimar. Jeder, der sich mit Kunst, Formen, Farben und Design beschäftigt, kam seitdem um das Bauhaus nicht herum – form follows function. Man mochte die neuen Ideen oder auch nicht.
Dank der langfristigen Planung unseres Ausflugs hatten wir das große Glück im Hotel Elephant ein Zimmer zu bekommen. Dieses altehrwürdige Hotel wurde letzten Jahr komplett neu renoviert und eine neue Führungsriege, die auch den Küchenchef einschließt, leitet nun die Geschicke.
Wie wir der Chronik des Hotels entnehmen konnten, gibt es seit 1696 fast keinen VIP, der noch nicht hier genächtigt hätte. So jetzt auch wir …
Die Zimmer sind im Bauhaus- und Art Deko Stil eingerichtet und überraschen mit vielen kleinen Details und Features, die das Leben angenehm machen. Von der Steckdose mit USB-Anschluss bis zum punktgenauen Leselicht und der Nespresso Maschine, um den ersten Kaffee schon im Bett genießen zu können.
Die Lobby und Bar, sowie der Lichtsaal für größere Veranstaltungen sind sehr chic eingerichtet und die Innenarchitekten konnten sich hier offensichtlich austoben. Eine eigene Kunstsammlung schmückt die Wände und Räume und man fühlt sich sehr wohl – auch wenn es hier keinen ‚Turndownservice’ mehr gibt. Diese liebevolle Geste, mit der das Bett aufgedeckt wird und ein ‚Betthupferl’ auf der Zudecke zu finden ist.
Am ersten Tag kamen wir am Nachmittag an und haben erst einmal die Stadt ein wenig erkundet incl. einem gemütlichen Kaffeehaus Besuch im Café Frauentor. Apropos Kaffee, man bekommt dort auch ein ganz ordentliches Frühstück.
Wir holen uns einen Stadtplan auf der Touristen Info, die ebenso wie unser Hotel direkt am Markt gelegen ist. Dort bekommt man auf alle Fragen eine Antwort und kann den darauf folgenden Tag planen. Anstatt eines Audioguides kann man sich schon im Vorfeld eine App laden, die den Besucher mit allen wichtigen Informationen versorgt.
Priorität hatte für uns das Bauhausmuseum und so steuerten wir am nächsten Tag nach dem Frühstück direkt das neue Gebäude an.
Nun stehen wir also vor dem Museum. Ein minimalistischer Kubus mit fünf Ebenen, der die Gemüter spaltet. Das Gebäude wurde von der Architektin Prof. Heike Hanada entworfen. Die ursprünglich hochfliegenden Entwürfe sahen eine Glasfassade vor, die sich in einem großen Wasserbecken spiegeln sollte. Wie so oft war es das liebe Geld, das diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung machte und ein Bauwerk von klaren Linien und nüchterner, aber beeindruckender, Bauweise entstehen ließ.
Das Interesse ist groß. Die Karten und die Besucherzahl sind limitiert. Es empfiehlt sich im Vorfeld Karten zu bestellen. Wir hatten Glück und konnten nach einer ganz kurzen Wartezeit in die Ausstellungsräume hinein. Aber es war voll – gut, dass die Besucheranzahl beschränkt ist.
Wir verbrachten dort den Vormittag. Fazit: Eine interessante Ausstellung in der man viel über die Idee des Bauhauses lernen kann.
Am Nachmittag, nachdem wir im Schwarzen Bären eine Thüringer Rostbratwurst beziehungsweise eine Soljanka gegessen hatten – beides ist unbedingt zu empfehlen – haben wir uns einer Stadtführung angeschlossen. Zwei Stunden geht es durch die Stadt und man bekommt viel Hintergrundinfos über die Entstehung des Bauhauses. Durch den Ilm Park und über das Universitätsgelände führt der Weg zum Bauhausmuseum wo die Führung endet.
Das Spektrum der Bauhaus-Universität Weimar umfasst heute zirka 40 Studiengänge und reicht von Architektur und Bauingenieurwesen über Mediengestaltung, -wissenschaft und -informatik bis hin zu Kunst und Design.
Weimar ist immer noch eine begehrte Studentenstadt. Wenn auch die Unis in Erfurt und Jena mehr Studenten haben, so ist Weimar immer noch die Uni für Bau und Architektur. Die altehrwürdigen Gebäude, die Gropius und Henry van de Velde dort erbauen ließen, beherbergen noch heute die Studenten. Über 4000 Studenten leben heute in Weimar.
Wir ließen den Nachmittag mit einem Kaffeeklatsch im La Tarte ausklingen. Es regnete mittlerweile in Strömen. Die Suche nach einem Lokal für das Abendessen gestaltete sich schwierig. Wir haben bei vier Lokalen angerufen um einen Platz zu reservieren, leider erfolglos, da alle schon ausgebucht waren.
Also, wer ein bisschen Wert auf gute Küche legt, sollte rechtzeitig im Vorfeld eine Reservierung vornehmen. Zu guter Letzt haben wir in Laufnähe zum Hotel noch ein Plätzchen bekommen. Das Essen war so lala, trotz guter Bewertungen …
Tags zuvor hatten wir sehr gut im Köstritzer Schwarzbierhaus gegessen. Die Bedienung war freundlich und flott. Das Essen, eine gute Hausmannskost, nach Thüringer Art mit typischen Klößen.
Am nächsten Tag hieß es auch schon wieder Abschied nehmen. Und so starteten wir gen Erfurt, das nur 22 km entfernt liegt. Wir waren überrascht welch ein hübsches Städtchen Erfurt ist. Es hat sich ordentlich herausgeputzt, die Häuser sind sehr gut renoviert worden.
Leider hatten wir auch hier viel Regen und Wind, sodass das Bummeln durch die kleinen Gässchen und über die Krämerbrücke, die längste durchgehende, mit Häusern bebaute, Brücke Europas, nicht ganz soviel Spaß gemacht hat, als wenn uns die Sonne begleitet hätte. Natürlich haben wir den Dom besichtigt und die Severikirche, den Fischmarkt und die Altstadt. Es war gerade Oktoberfest auf dem Domplatz. Ein großes Riesenrad war aufgebaut und so kamen wir in den Genuss die Stadt von oben zu sehen.
Ja und dann ging es auch schon wieder nach Hause. Die Tage sind mal wieder wie im Fluge vergangen.
Naja – Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub …
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