Es war ein lang gehegter Wunsch von Harald einmal den Bodensee zu besuchen. Schon in der Grundschule wurde ihm erzählt, wie schön es dort sei, dass dort Zitronen auf einer Blumeninsel wachsen, dass es Pfahlbauten gibt und am Bodensee die Geburtsstätte des Zeppelin ist. Bevor wir zu neuen Ufern in fremde Länder aufbrechen, um Sehenswürdigkeiten in der ganzen Welt zu besuchen, wurde es Zeit unsere nähere Umgebung zu erkunden. Auf dem Weg wollten wir auch die Königsschlösser in Schwangau besuchen. Geplant war der Trip schon lange, aber bis man dann einen fixen Termin macht, können schon mal ein oder zwei Jahre vergehen …

Wenn wir schon bis zum Bodensee fahren, dann müssen wir unbedingt auch noch Neuschwanstein und Hohenschwangau besuchen, war unsere Überlegung. Normalerweise besucht man die Schlösser mit Gästen aus dem Ausland und partizipiert dann auch selbst von der Besichtigung. Da wir Schloss Herrenchiemsee, Salzburg und die Alpen, auch begehrte Ausflugszeile, direkt vor der Tür haben, mussten wir noch nie so weit fahren mit unseren Besuchern.

Jetzt sind wir eher die Spontanurlauber, da mit unserem Bulli das langfristige Buchen von Hotels entfällt. Dieses Mal wollten wir jedoch im Sommer fahren, und da ist unser Bulli immer als Festival- oder Familienbus von unseren Kindern mit Beschlag belegt. Wir wollten deshalb eine Cabriotour mit gebuchten Unterkünften machen.

Es war gar nicht so einfach noch Zimmer zu bekommen. Viele schöne Hotels waren schon ausgebucht, oder wollten uns nicht nur für eine Nacht beherbergen.

Unser TIP: Rechtzeitig buchen …



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Schloss Hohenschwangau mit dem Alpsee
Schloss Hohenschwangau mit dem Alpsee

Eine beschauliche und gemütliche Cabriofahrt über die Landstraße bringt uns am Nachmittag nach Schwangau. Sie sind unübersehbar – die Königsschlösser – und beeindruckend. Wenn auch nicht ganz soo groß und weiß, wie auf den vielen Fotos, die wir schon gesehen haben.

Im Ort wimmelt es nur so von vielen Menschen aller Couleur und wir fühlen uns fast ein bisschen fremd unter all den fremden Zungen mit denen hier gesprochen wird. Asiatische Schriftzeichen findet man aller Orten. Auch ein paar deutsche Übersetzungen … ;))

Im Hotel Garni Schlossblick hatten wir eines der letzten Zimmer, die in Schwangau noch frei waren, bekommen. Das Hotel hat die besten Jahre offensichtlich hinter sich, die Lage in der Ortsmitte mit Blick auf das Schloss ist jedoch fantastisch. Unser Zimmer liegt im Nebengebäude, ist frisch renoviert und gut ausgestattet. Hier verbringt man schließlich keinen Urlaub und für eine Nacht ist es perfekt.

Wir machen einen kleinen Rundgang durch den Ort und checken schon mal für morgen, wo man die Tickets bekommt. Mit einem Spaziergang zum Alpsee und einem Abendessen in einem der Lokale im Ort lassen wir den Abend ausklingen. Der Ort leert sich, das Gewusel lässt deutlich nach und fast glaubt man, sich in einem gemütlichen kleinen Urlaubsort in den Bayerischen Bergen zu befinden.

Die nette Wirtin gab uns den Tip, bereits vor dem Frühstück um 7:30 Uhr die reservierten Tickets abzuholen. Nach einigen Schauergeschichten von ausverkauften Tickets und Eintrittskarten, die man jetzt für Herbst 2019 kaufen könne, hatten wir zwei Wochen vorher online im Ticketcenter Hohenschwangau Tickets reserviert. Es dauerte zwei Tage bis wir Antwort bekamen und mit der Reservierungsbestätigung auch gleich für zwei Führungen eingebucht wurden. In Deutsch … glücklicherweise nicht in Mandarin.

Als ich am Morgen beim Ticketcenter ankomme, gehen gerade die Türen hoch und der Verkauf beginnt. Es steht eine Schlange an der Kasse, ich kann jedoch die „Reservierte Tickets“ – Linie nehmen und bin um 7:35 Uhr im Besitz unserer Karten und um 58 Euro ärmer. Jetzt können wir uns das Frühstück in aller Ruhe schmecken lassen.

Die Königsschlösser in Schwangau sind bestens organisiert

Wir laufen gemächlich die 15 Minuten zum Schloss Hohenschwangau hinauf. Ein bisschen Zeit haben wir noch, setzen uns in den kleinen Schlossgarten und beobachten die anderen Besucher.

Es braucht gar kein Schild „Hier machen Sie ein Foto!“, denn es gibt zwei Stellen an denen jeder, aber auch wirklich jeder, ein Foto, macht. Ihr werdet sie sicher finden …. Da wird auch schon unsere Tournummer angezeigt und auf die Sekunde genau um 11 Uhr starten wir zur Führung durch Hohenschwangau. Das Schloss, auf dem König Ludwig II von Bayern seine Jugend verbracht hat. Hier streifte er durch die Wälder und es reifte in ihm der Wunsch, ein Schloss auf dem gegenüberliegenden Berg, auf dem sich eine Ruine befand, zu bauen.

Er ließ die Ruine abreißen und ein neues Schloss entstehen. Wenn man Ludwigs Bautätigkeit mal ein wenig reflektiert, so kann man sagen, er ging dem natürlichen Spieltrieb eines kleinen Buben nach und baute Schlösser und Burgen. Jedoch nicht mit Lego oder Playmobil, wie das die Knaben heutzutage so machen, sondern einfach in echt. Warum?? Weil er es konnte. Bis man ihn, aufgrund der desolaten Staatsfinanzen, zum Abdanken zwang. Danach hatte er auch keine Freude mehr und so verstarb er ziemlich früh im Starnberger See. Ob nun unglücklicherweise, absichtlich oder von dritter Hand wird für immer ein Geheimnis bleiben.

Marienbrücke

Die Führungen durch die Königsschlösser in Schwangau dauern nur 30 Minuten, mehr Infos würden die Menschen gar nicht mehr aufnehmen können und länger ginge es auch nicht, ob der Menschenmengen, die da durchgeschleust werden müssen. Naja, vielleicht braucht man auch nicht mehr Info.

Unsere nächste Führung auf Neuschwanstein ist für 14:30 Uhr anberaumt. Wir haben noch Zeit, machen eine kleine Jause zu Mittag und fahren dann mit dem Bus zur Marienbrücke*. Eine Brücke die sich über ein Flussbett spannt und von der aus man das Schloss von seiner schönsten Seite sehen kann. Laut Anzeige passen 400 Menschen auf diese Brücke, und diese Maximalbelegung wird auch ständig aufrecht erhalten. Meine Güte, ist das ein Gedränge. Die wippenden Bodenbretter lassen auch jeweils einen kleinen Blick nach unten zu und mir wird ein bisschen flau. Das ist nicht so mein Ding mit den vielen Menschen und dem Blick in die Tiefe. Schnell ein Foto machen und dann nix wie weg.

Wir warten auf unseren Slot und pünktlich geht es los. Die Organisation ist wirklich großartig. Wie auch Schloss Herrenchiemsee ist Neuschwanstein nie fertig geworden. Hier hat der König wenigstens ein paar Monate gewohnt, nicht so wie auf Herrenchiemsee, wo er nie übernachtet hat.

Es ist ein düsteres Schloss – die Räume sind dunkel und üppig bemalt. Dunkles Holz überall, da kann man sich vorstellen, dass man schwermütig wird. Der König, unser Kini, war ein Freund der Nacht. Nur der Krönungssaal erstrahlt in Gold mit vielen gefakten Edelsteinen aus Glas. Es gibt einen Konzert- oder Festsaal, der ist zwar üppig bemalt mit Motiven aus der Nibelungen-Sage, aber auch ziemlich dunkel. Er sollte ja auch nur dem König gefallen, für Publikum oder Gäste war er nicht gedacht. Was würde der Kini wohl sagen, wenn er wüsste, dass heute jährlich 1,5 Mio. Menschen durch sein Schloss schlurfen?

Nach exakt 30 Minuten sind wir schwupps auch schon wieder draussen. Es wurden nicht weniger Menschen, die da anstehen. Wir nehmen den „Sommerweg“ und machen uns an den Abstieg. Er ist steil und es sind erstaunlich wenige Menschen zu Fuß auf dem Weg ins Dorf.

Unser Auto durften wir noch am Hotel stehen lassen, was sehr angenehm war und weitere 7,50 Euro Parkgebühren gespart hat. Nun starteten wir zu unserer Bodenseerundfahrt.

*) 1845 hatte König Maximilian II. von Bayern über die Pöllat einen hölzernen Reitersteg anlegen lassen, der schon wenige Jahre später wieder erneuert werden musste. Im Jahr 1866 ließ König Ludwig II. diesen Steg von den Gustavsburger Werkstätten der Maschinenbau-Gesellschaft Nürnberg, Cramer-Klett & Co (heute MAN AG), durch eine filigrane Eisenkonstruktion nach einem Entwurf des Königlichen Oberbaurats Heinrich Gottfried Gerber ersetzen.
Beim Bau der Marienbrücke wurde zum ersten Mal eine zur damaligen Zeit völlig neue Konstruktionsweise erfolgreich erprobt: In neunzig Metern Höhe über dem Pöllatfall wurden die Träger durch Vorbauen der einzelnen Trägerfache von den auf beiden Seiten im Felsen befestigten Verankerungen aus aufgestellt, ohne weitere stützende Rüstung. Im Jahr 1984 wurde die Brücke restauriert, wobei die Träger erneuert werden mussten. Die Geländer sind bis heute im Original erhalten. Die Marienbrücke wurde Anfang August 2015 aufgrund von Renovierungsarbeiten an den Felsankern der Brücke geschlossen.
Quelle: Wikipedia

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