Vor zwei Jahren als unser WoMo ganz neu war, sind wir auch nach Italien aufgebrochen. Damals war Corona noch ein Thema und das Reisen etwas beschwerlicher als heute. Wir waren in der Toskana einmal kreuz und einmal quer und alles war so neu und anders, dass ich einen der wenigen Urlaub ohne Reiseblogberichterstattung (was für ein Wort …) verbracht habe. Es ist zwar auch ganz schön, so ohne Laptop zu reisen, aber letztendlich stelle ich immer wieder fest, dass mit Reiseblog das Reisen einfach intensiver ist. Also der Reiseblog dient nicht nur dazu anderen unsere Erfahrungen und Tips weiterzugeben, sondern auch dem reinen Selbstzweck. Ich weiß immer wo ich nachsehen kann, wenn mir mal wieder ein Ortsname nicht einfällt. Und die abendliche Aufbereitung von Fakten, Daten und Geschichte ist immer wieder bildend und lässt auch manches, sobald man es reflektiert hat, in einem anderen Licht erscheinen. Die anschließenden Diskussionen und Gespräche oder auch philosophischen Betrachtungen bereichern das Reisen ungemein.

Ja, also Italien 3.0. Sizilien war 1.0 – noch mit dem Bulli, das war 2019. Und jedes Mal wenn ich wieder in Italien bin, denke ich mir so im Stillen – was für ein Land – so schöne Landschaften, tolle Sprache – auch wenn ich sie nur rudimentär bis nicht beherrsche und was für ein Essen. Dolce Vita pur. Also auf nach Italien – diesmal soll es nach Sardinien gehen und anschließend nach Korsika.

Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn man nicht irgendwann einen Termin festlegt und entsprechend darauf hinarbeitet, würde man wahrscheinlich nie wegkommen. Also haben wir schon vor einigen Wochen eine Fähre gebucht und hatten somit ein fixes Abfahrtsdatum. Wie immer läuft in den Wochen davor alles auf Hochtouren, es muss an so viel gedacht werden und organisiert werden und manchmal meint man, das schaffe ich nie bis dahin. Und dann, wie durch ein Wunder ist der Abfahrtstag da und alles ist doch noch erledigt – gut manches auf den „letzten Drücker“ – aber fertig.

Unser Plan war am ersten Tag bis Pisa zu fahren und dort dem schiefen Turm einen Besuch abzustatten, am nächsten Tag bis Livorno, um am übernächsten Tag früh mit der Fähre überzusetzen nach Sardinien.

Abfahrt 9 Uhr – Nöstlbach – so stand es im Kalender und so haben wir das dann auch gemacht. 687 km bis Pisa – „Schiefer Turm“ waren es dann. Verkehr war super und wir sausten mit fast ständig eingeschaltetem Tempomat in einem Rutsch bis Pisa. Ja gut – einmal Espresso kurz nach der Grenze, das muss einfach sein, und einmal tanken waren die kurzen Pausen. In Pisa steuerten wir den Parkplatz an, den wir vorher ausgesucht hatten und es kam uns etwas komisch vor, dass da kein WoMo stand. Also fragten wir an der Tankstelle die unmittelbar davor ist, ob man dort übernachten kann. Also im Prinzip ja – aber kostet halt. Die erste Stunde drei Euro und jede weitere 2 Euro. Das läppert sich … – aber, so meinte der nette Mann von der Tanke, da morgen Feiertag sei (25.4. ist Nationalfeiertag zu Ehren der Befreiung Italiens), könnten wir auch gegen Abgabe von 15 Euro bei ihm vor seinem „Waschzelt“ stehen bleiben und so lange bleiben wie wir möchten. Klang gut und machten wir. Von dort waren es nur wenige Schritte bis zum „Schiefen Turm“ und dem Dom. Zentraler geht es wirklich nicht mehr.

Es sind viele Jahre her, dass ich schon einmal dort war – ich erinnere mich nur noch an grenzenlos viele Menschen. Der Turm rückte irgendwie in den Hintergrund. Aber er steht noch und er darf auch wieder bestiegen werden. Obwohl ich mir das gespart habe. Hatte ich doch vor kurzem beschlossen, als ich auf dem Eiffelturm war, dass ich nicht mehr irgendwo hinaufgehe. Es ist erstens mühsam, zweitens mag ich es gar nicht da oben – ich krieg da immer „Knieschwammerl“. Auf dem Eiffelturm dachte ich auch nur noch: ‚Warum hast du dir das wieder angetan – du weißt doch, dass du es eigentlich gar nicht magst.‘ Man kann nicht mehr wie runtersehen und letztendlich ist der Blick von solchen Türmen immer gleich. Auch wenn immer behauptet wird, dass es so sensationell sei … und man echt was verpassen würde. Menschen, die sowas behaupten, verpassen auch mein Knieschwammerl – vielleicht ist es unter anderen Umständen auch wirklich spektakulär. Im Falle des „Schiefen“ mag ja das Gefühl, dass man während des Hinaufsteigens ständig rauf und runter geht, zu manch einem seiner Erheiterung beitragen. Jedenfalls mir reichte der Blick von unten.

Ganz schön schief steht er da inmitten der Gebäudekomplexe und nur weil er so hoch ist, fällt es besonders auf. Denn auch der Dom ist ordentlich schepps. Mit dem Bau wurde im Jahr 1173 begonnen und nach 12 Jahren, als man gerade die ersten drei Stockwerke errichtet hatte, stellte man fest, dass das Teil schief wird. Der sandige Boden war wohl die Ursache. Weiß man ja eigentlich – „Baue dein Haus nicht auf Sand …“ was von sowas kommt – sieht man. Der Turm würde, so zeigten neueste Ausgrabungen, an Rande einer Insel, direkt neben einem schon zu Zeiten der Antike versandeten Hafenbecken liegen.

Irgendwie hat dann aber ein findiger Architekt 100 Jahre später eine zündende Idee gehabt, wie man das Teil doch noch weiterbauen kann: In dem man einfach die weiteren Stockwerke in die andere Richtung „schief“ baute. Also übertrieben müsste der Turm eigentlich sichelförmig sein. Und wenn man genau hinsieht kann man das sogar sehen. Jedenfalls setzten sie dann noch vier Stockwerke drauf und der Campanile war 1372 fertig, jedenfalls erklärte man ihn mit seinen 54 m Höhe als fertig. Die geplanten 100 m ließ man da mal einfach aussen vor. Da sagt mal einer der Berliner Flughafen hätte eine lange Bauzeit gehabt – da mussten auch noch Toiletten und so Zeugs eingebaut werden … Seit dem bereitet er der Stadt Pisa immer wieder Kopfzerbrechen und man versucht zu retten was zu retten ist. Vor einigen Jahren hatte man Angst, dass er jetzt wohl gleich umfällt und sperrte ihn erst einmal für die besteigenden Besucher. Man füllte das Fundament auf und konnte auch eine gewisse Aufrichtung erwirken, sodass er heute nur noch 4° statt vor einigen Jahren zu seinen „Glanzzeiten“ 5,5° hat. Damit ist er natürlich nicht mehr der Spitzenreiter unter den schiefen Türmen. Den Rang hat ihm der schiefe Turm von Gau-Weinheim mit 5,427° dicht gefolgt vom Surhuusener Glockenturm in Ostfriesland mit 5,193° abgelaufen. Wer hätte es gedacht.

Der erste Abend in Italien und wir essen das Original. Pizza – schmeckt einfach immer gut. Unweit des Turms gibt es unzählige Kneipen und Ristorantes und irgendwo setzen wir uns und lassen es uns schmecken. Ich bin am nächsten Morgen relativ früh wach und schnappe mir meinen Fotoapparat und Stativ und gehe Richtung Turm. Oh wie herrlich kaum Menschen und es macht Spaß in aller Ruhe ein wenig zu fotografieren. Menschenleere Fotos sind auch selten. Die paar Frühaufsteher macht dann die Langzeitbelichtung auch noch unsichtbar.

Und NEIN, wir haben uns nicht in die Reihe der vermeintlich stützenden und kickenden und haltenden Touristen eingereiht und haben nicht ein Foto gemacht wo einer von uns beiden den Turm hält oder umkickt … Wenn man die Menschenmassen sieht, die wenige Stunden später den Platz bevölkern und mehr oder weniger lustig posieren, kann man sich gar nicht vorstellen, dass der Turm jemals umfallen wird. Bei so viel Engagement und Hilfsbereitschaft …

Ich schlendere durch die menschenleere Stadt, fotografiere ein wenig und habe einfach Freude. Der Campanile der Kirche St. Michele ist der zweite schiefe Turm von Pisa und ich laufe dorthin. Stimmt ist schief, lässt sich aber leider nicht so gut fotografieren und man kann sich den Weg eigentlich sparen. Schön war es jedoch auf dem Weg dorthin in andere Kirchen einzukehren und dort dem Gottesdienst und sensationellen Stimmen zu lauschen. Es war ein sehr entspannter Vormittag, dem der Umstand, dass Feiertag war, gut zustatten kam. Gegen Mittag wird es quirrlig und nach einem kleinen Lunch machen wir uns auf den Weg Richtung Livorno.

Nach der Erfahrung in Genua wollen wir mal schauen, wo es da am nächsten Tag losgeht. „Imbarco Garibaldi“ ist mit leuchtenden Schilder gut ausgeschildert. Bis das eine Schild nach vorne zeigt und das nächste ein paar Meter weiter wieder zurück. ?? Es gibt ein großes Tor an dem NICHTS steht. Aber das scheint wohl die Einfahrt zu sein. Wir treffen dort ein anderes WoMo und fragen kurz. Ja, das ist die Einfahrt und wenn offen ist, dann steht da auch ganz groß, dass man da zur Einschiffung nach Olbia einfahren muss. Ja dann hoffen wir mal, dass das auch so ist.

Zum Zwecke der Übernachtung vor der Übefahrt fahren wir ein kleines Stückchen (18km) weiter und nächtigen auf dem Stellplatz „Area Sosta Camper, Via Voltolino Fontani, 57128 Livorno“ der offensichtlich von vielen WoMos zu genau diesem Zweck angefahren wird. Es gibt Wasser und Strom an jedem Platz. In ca. 300 m ist das Meer und in den Ort sind es auch nur wenige 100 Meter. Wegen Feiertag haben nur viele Restaurants zu oder sind überbevölkert wegen großer Befreiungsfeier. Wir holen uns zum Abendessen eine Pinsa und verbringen im Anschluss eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen steuern wir besagtes Tor an. (Leider findet man in den Unterlagen der Fährtickets wieder keine navifähige Anschrift. Deshalb hier: Viale Mogadiscio 37, 57123 Livorno) Ach, und tatsächlich, die Tore sind weit geöffnet und mit großen Schildern bestückt, die aussagen, dass wir hier richtig sind. Schwupps, durch das Tor und noch kurz warten, bis wir angewiesen werden in den dicken Bauch des Schiffes einzufahren. Und dann heißt es mal wieder, aushalten … Wie das mit den Fähren ist, haben wir ja schon hinreichend beschrieben und es wird nicht besser. Die Überfahrt dauert ca. 8-9 Stunden und da wir tagsüber reisen, brauchen wir auch keine Kabine. Um diese Jahreszeit sind die Schiffe auch nicht bis auf den letzten Platz ausgebucht, so dass man allemal ein gemütliches Plätzchen findet um die Zeit für „Projekte sinnvoll zu nutzen“. ;))

Pünktlich zur geplanten Ankunftszeit um 19:30 Uhr sind wir in Olbia und das Ausschiffen geht flott. So flott, dass wir froh sind, schon vorher den Parkplatz unserer Wahl ins Navi eingegeben zu haben.

2,6 km – also einmal um die Ecke sind es zum Parkplatz am alten Hafen. Ja, da ist ein Parkplatz, groß und voll und nur Stellplätze für PKWs. Mhh, ein Platz ist frei und auf dem angrenzenden Platz steht ein kleiner, kurzer Fiat. Ich überlege und entscheide, könnte passen. Wir versuchen es. Wir sind ja nur 5,99 m lang. War eine ganz schöne Zirkelei, aber ich finde das passt so. Vorne haben wir ja noch Platz in den anderen Parkplatz und hinten steht er so gerade auf der Linie.

Hier ist man wirklich in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt, die zwar nicht groß aber irgendwie nett ist. Schöne Geschäfte gibt es, die leider alle zu haben (Feiertag) und nette Lokale. Für eines entscheiden wir uns freuen uns über ein feines Abendessen. Die Nacht war erstaunlich ruhig und nach einem kleinen Frühstück geht es am nächsten Morgen in Richtung Westküste.

Wir durchfahren viel „Gegend“ wenn auch sehr schön grün und mit vielen blühenden Wiesen, glücklichen Kühen und Schafen. Am Straßenrand stehen viele Korkeichen mit geschältem Stamm. Wer viel Wein hat, braucht auch viel Kork …
Wir haben einen Stellplatz bei Porto Torre ausgesucht. Ein Agrotourismo mit allem was man braucht. Das Tor ist weit offen, das war aber auch alles. Völlig verwaist und verwahrlost ist der Platz und weit und breit kein Mensch zu sehen.

Also mal wieder weiter. Richtung Stintino (Cabo Falcone) gibt es einen Stellplatz fast direkt am Meer. Le Saline, ein Surfer Strand mit zwei kleinen Strandbars, in denen man essen und Kaffee trinken kann. Einige der Parkplätze sind für Camping verboten aber am Ende der Straße rechts gibt es einen netten Platz. Da bleiben wir jetzt mal eine Nacht beschließen wir. Und morgen sehen wir weiter.

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