Heute geht es über die große Brücke nach Patras. Darunter hergefahren sind wir ja schon vor einigen Jahren mit dem Schiff, als sie noch im Bau war. Diese Aktion wird uns auch noch lange in Erinnerung bleiben. Zum einen ist es ja wirklich ein beeindruckendes Bauwerk und eine echte architektonische Meisterleistung. Zum anderen hatten wir da die Begegnung der besonderen Art mit einem Zementsack, der sich in der Schiffsschraube verfangen hatte. Man musste ich über Funk anmelden und bekam dann einen Slot zugewiesen, wann man bitte zügig zwischen welchen Pylonen durchfahren sollte. Wir drehten unsere Runden, ganz langsam und dann war es so weit. Per Funk wurden wir aufgefordert JETZT durchzufahren. Es war relativ viel los und viele Schiffe warteten auf die Durchfahrt. Harald legte den Gashebel nach vorne und plötzlich setzte ein solches Geschepper und Geschlage ein, dass wir dachten, dass das Schiff wird jeden Moment auseinanderbrechen. Wir schauen uns an und es war klar, da ist was in der Schraube. Sofort nahm er das Gas wieder weg und wir versuchten mit Rückwärtsfahren das Ding wieder raus zu bekommen. Während wir also im Kreis vorwärts- und rückwärtsfahren schnattert es in der Funke unaufhörlich, wir sollten mit speed durch die Baustelle fahren. Ich machte das Teil dann einfach aus. Nach ein paar Minuten, die sich in dem Moment wie eine Ewigkeit anfühlten, schwamm dann ein Riesenteil von einem Plastiksack auf. Wir hatten es geschafft, das Teil rauszufummeln. Zügig sind wir dann unter der Brücke durchgefahren.

Dieses Mal ging es einfacher. Nach der Abgabe von 21€!! durften wir dann ohne Funke und Anmeldung die Brücke benutzen und waren im Nu auf der anderen Seite. Herzlich willkommen auf dem/der Peloponnes*) unserem eigentlichen Urlaubsziel. Alles vorher war ja nur Vorgeplänkel. Und ich wollte unbedingt die Brücke fotografieren. Also haben wir am Ufer einen guten Standort dafür suchen müssen. Gesagt, getan und erfolgreich fotografiert.

*) Der oder die Peloponnes? Wir haben uns schlau gemacht. Es geht beides. Während der Grieche und der griechisch Vorgebildete von der, also weiblichen Peloponnes spricht, darf der Deutsche und alle anderen auch der Peloponnes sagen. So richtig logisch wird es nirgends erklärt. Peloponnes heißt übersetzt wohl die Insel des Pelops – der ja eigentlich männlich ist – aber der Name sei weiblich … mhmm ??? Wir bleiben bei der Peloponnes, so hatten wir es mal in der Schule gelernt und klingt für uns logischer.

Wir suchen noch einen Stellplatz westlich der Brücke auf, um sie von dort in ihrer ganzen Länge nochmal zu fotografieren. Als wir auf die Uhr sehen, stellen wir fest, dass es noch früh am Tag ist und durchaus noch ein wenig Strecke gemacht werden kann. Entlang des Nordufers des Peloponnes fahren wir weiter Richtung Korinth. Ein paar Kilometer vorher biegen wir links ab Richtung Meer. Eigentlich an die Ufergestade des Golf von Korinth. Es gibt einen Campingplatz, es gibt aber auch genau daneben einen großen Parkplatz mit direktem Blick zum Wasser. Da gefällt es uns. Ich gehe über den Strand zu dem Campingplatz und frage in dem Restaurant ob und wann man dort essen kann. Eine sehr freundliche Frau erklärt mir, dass wir gar nicht essen dürfen, weil wir kein Gast des Platzes sind und man ja nicht wisse, wer wir sind und was wir für Absichten haben. Ausserdem weißt sie mich sehr belehrend darauf hin, dass wild campen im Griechenland verboten sein und überhaupt … Sehr freundlich erwidere ich ihr, dass wir nicht campen sondern parken und überhaupt … Für solche und andere Fälle haben wir immer genug dabei um auch kurzfristig ein schönes Abendessen aus der Bordküche zu zaubern. Und so war es denn auch. Für den Sundowner haben wir unsere Stühle in den Kiesstrand gestellt und mutterseelenalleine den Tag wunderbar mit Weißwein und Gintonic ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen sind wir in Richtung Korinth aufgebrochen. Zuerst wollten wir zu der Ausgrabungsstätte des antiken Korinths. Unweit des Parkplatzes ist das Kassenhäuschen und schon wandle ich auf den Spuren des Apostel Paulus. Hier hat er auf seinen Reisen angehalten und mit den Korinthern Freundschaft geschlossen, sodass er ihnen später seine bekannten Briefe an die Korinther senden konnte. Diese hat er, soweit ich mich erinnere, von Troja aus geschickt. Ich glaube ich hatte damals sogar den Briefkasten dort in Troja fotografiert;))Das Foto muss ich mal raussuchen wenn wir wieder zu hause sind.

Einige Familien mit Kindern besuchen auch die Ausgrabungsstätte und beflissentliche Mamis erklären den gelangweilten Kindern jeden Stein und vermeintlichen Tempel oder Marktplatz. Manche lesen aus dem Reiseführer oder aus Google/Wikipedia vor. Ich denke für mich so, fein, dass ich das nicht mehr machen muss. Alles zu seiner Zeit. Und genieße es, in aller Ruhe über die geschichtsträchtigen Pfade zu wandeln.

Und weiter geht’s in Richtung „Korinthen Kanal“. Der Isthmus von Korinth, heißt es korrekt. Gebaut von 1881 bis 1893 und exakt 6343 m lang. Er trennt das griechische Festland vom Peloponnes und erspart so den Schiffen die Umfahrung der Halbinsel und damit rund 325 Kilometer Umweg. Wir sind vor einigen Jahren mit unserem Schiff durchgefahren und fanden es spannend. Hohe, schroffe Felswände auf beiden Seiten und man hatte das Gefühl, dass selbst unser Schiff zu breit sei. Aber es fahren ja auch die großen Kreuzfahrtschiffe hindurch. Also wenn sie fahren dürfen. Zur Zeit ist der Kanal wegen Sanierungsarbeiten gesperrt und das schon seit Januar 2021. Es hätten schwere Erd- und Felsrutsche stattgefunden und Felsbrocken seien in den Kanal gestürzt und die müssen nun wieder raus. Ab dem 5. Juli soll er, zumindest für die Sommermonate bis Oktober wieder geöffnet werden. Aber die Griechen selber glauben da auch nicht so recht daran. Es geht alles nicht so schnell hier. Aber dazu später mehr …

Die Brücke ist jedenfalls intakt und kann befahren und begangen werden. Und so überqueren wir den Kanal von der einen Seite zur anderen und zurück zu Fuß. Wir schauen in die Tiefe und sind schon beeindruckt.

Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz Isthmia Beach unweit von Korinth. Tolle Lage direkt am Meer, mit Strom und Wasser und allem, incl. Brot zum Frühstück. Die Bewertungen sind von katastrophal und total schmutzig bis hin zu himmelhochjauchzenden Lobeshymnen. Also wir finden das eine muss genauso wenig sein wie das andere. Die baulichen Anlagen sind ziemlich veraltet, aber in Großen und Ganzen funktionsfähig. Einer schreibt, dass es eine Goldgrube sein könnte, aber der Platz eben in einem solch schlechten Zustand sei. Wir finden, es gibt weit aus schlimmer Plätze und jeder Platz könnte bei entsprechender Pflege und sinnvoller Führung eine Goldgrube sein. Warum das keiner machen will? Wahrscheinlich, weil es ja so auch geht und soviel Geld will man ja auch nicht wieder verdienen. Müsste man es am Ende in die Renovierung stecken und hätte dann wieder so viel Arbeit …

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