Wir brechen mit Jacke und langer Hose auf, um von Swaziland nach Kosi Bay zu fahren. Unsere Navitante scheint zu wissen was sie tut und wir kommen gut voran. Laut unserer Reiseunterlagen sind wir angehalten unbedingt von unterwegs in der Lodge anzurufen, damit man sich dort auf unser Kommen vorbereiten kann. Wir tun was uns geheißen wurde. Leider sind alle Nummern, die zur Verfügung stehen nicht existent. Also nicht nur ‚nicht erreichbar’ nein, gleich ‚nicht existent’. Na Bravo. Hoffentlich ist das nur ein temporärer Fehler.

Wir fahren weiter. Unsere Navitante heißt uns kurz nach der letzten größeren Ortschaft nach rechts abzubiegen. Wir wundern uns zwar ein wenig, dass die Straße nicht befestigt ist, aber das muss ja nichts heißen. Und so fahre ich zügig weiter. Die Straße wird zum Weg, enger, schlechter und die Schlaglöcher unübersehbar tiefer. Das Navi zeigt jedoch eine völlig normale Route an. Ich gebe Gas, damit wir nicht stecken bleiben und mit Schwung geht die Fahrt voran. Er rumpelt und scheppert, und ein mulmiges Gefühl beschleicht mich.

Dann plötzlich, trotz zügigen Fahrens bleiben wir im Sand stecken und der Motor stirbt ab. Sch…. Und nu?? Mitten in der Pampas. Weit und breit niemand zu sehen.

Vorsichtig versuche ich ein bisschen anders einzuschlagen und anzufahren. Nix – die Reifen drehen durch. Ich versuche zurück zu fahren und – ein ganz kleines bisschen bewegt sich das Auto, bis die Reifen wieder durchdrehen. Also nochmal vorwärts. Ich gebe Vollgas und ganz wenig bewegt sich das Auto. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel, rede dem Auto gut zu und es scheint zu helfen. Langsam bewegt es sich mit durchdrehenden Reifen nach vorne. Puh – Gott sei Dank. Geschafft.

‚Volle Kanne‘ fahre ich auf der rutschigen Sandpiste weiter zur nächsten Wegkreuzung. Das Auto schlingert ganz schön, aber solange ich im Tempo bleibe, kann nichts passieren. Als ein Schulbus in Sicht kommt, freuen wir uns sehr. Oh Zivilisation – das ist schon mal gut. Ich überhole den Bus und die Kinder winken uns begeistert zu. Ich brettere weiter und kann eine normale Straße mit darauf fahrenden Reisebussen sehen, die parallel zu unserer Piste verläuft. Mit Blick auf den Kilometerzähler und das Navi frage ich mich im Stillen immer wieder: ‚Wie weit denn noch?‘ Endlich erreichen wir die Abzweigung und biegen auf die normale Bundesstraße ein. Also das hätte es nicht gebraucht. Die Navitante weiß also doch nicht immer, was gut für uns ist. Obwohl das Navi auf ’schnelle Route‘ eingestellt ist, hat sie diesen Weg gewählt. Wir verstehen es nicht.

Sie will das noch ein paar Mal mit uns machen und auf irgendwelche unbefestigten Straßen abbiegen um vielleicht 100 Meter Weg einzusparen, aber wir lassen uns jetzt nicht mehr irreführen und bleiben auf der Hauptstraße, bis wir Manguzi erreichen. Dort sollen wir die Total Tankstelle anfahren und würden dann abgeholt, da die Straße zur Lodge wirklich nur mit einem Allrad-Fahrzeug zu befahren sei. Im Stillen denken wir, na so viel schlimmer als die bereits erlebte Offroad Geschichte kann es doch gar nicht sein.

An der Tankstelle weiß man sofort, dass wir zur Kosi Forest Lodge wollen und der Tankstellenbesitzer namens Peter ruft dort an. Er hat eine Nummer, die funktioniert. Es dauert keine 10 Minuten und ein Jeep rauscht an. Wir folgen dem Wagen um unser Auto für die zwei Nächte sicher abzustellen, zu einer Lodge im Ort. Zack, zack wird unser Gepäck eingeladen und wir klettern auf die Rücksitzbank. Während der Fahrt stellt sich heraus, o.k. – ganz gut, dass wir nicht selber fahren müssen. Ich denke nicht, dass es unser Auto geschafft hätte. Der Rat, sich abholen zu lassen, war gut und selbst mit einem normalen Allrad-Auto, also keinem Jeep, wäre es anspruchsvoll geworden, schon alleine wegen der tief ausgefahrenen Fahrspuren. Es rumpelt und klappert und so werden wir zur Lodge geschaukelt.

So quasi mitten im Wald tut sich überraschend eine Location auf, die Kosi Forest Lodge. Wir sind über unsere Hütte sehr erfreut. Mitten im Busch steht eine Blockhütte, nur mit Fliegengitter verkleidet und ein paar herunterrollbaren Zeltbahnen.

Es ist toll, die Geräusche sind so nah und man fühlt sich, als wenn man mitten im Urwald wohnt. Dusche und Badewanne sind im Freien und es fühlt sich großartig an, dort zu duschen.

Die Lodge liegt nahe an einem See und es sind nur ein paar Schritte dorthin. Es wird jedoch davor gewarnt, einfach so dort herumzuspazieren, da es hier auch Hippos  gibt. Es sind die Tiere, von denen die größte Gefahr für den Menschen ausgeht. Also statistisch gesehen, sind die meisten Todesfälle mit Tieren in Südafrika von einer Begegnung mit Flusspferden hervorgerufen. Entweder weil die Menschen unvorsichtig sind, und eben solche Hinweise nicht beachten oder weil kleine Boote von den Hippos umgeworfen werden und die Menschen dann den Flusspferden direkt ins Maul schwimmen.

Wir sind eingeladen einen Sundowner dort am Ufer zu nehmen. Das hat was. Wir genießen unseren Gin Tonic, führen interessante Gespräche mit den anderen Gästen und dem Manager. Das ganze Wachpersonal ist dabei, damit uns ja nichts passiert. Man nimmt die Tatsache, dass man sich hier im Naturreservat iSimangaliso-Wetland-Park mit wilden Tieren befindet, sehr ernst.

So geht ein erlebnisreicher Tag zu Ende. Als wir müde ins Bett fallen, hören wir die Geräusche des Urwaldes. Es ist richtig laut. Wir können die Geräusche nicht zuordnen und lauschen erst angespannt in die Nacht. Erstaunlicherweise üben die unterschiedlichen Laute der vielen Tiere da draussen eine sehr beruhigende Wirkung auf uns aus und so schlafen wir unter unserem Moskitonetz dann doch sehr schnell ein.

Für den nächsten Tag haben wir eine Bootstour gebucht. Mit dem Jeep geht es wieder über Stock und Stein zum dritten See des aus vier Seen bestehenden Kosi Lakes System. Ein kleiner Buschwalk führt uns direkt ans Ufer, wo schon ein junger Mann mit Boot auf uns wartet.

Hey, Bootfahren macht einfach immer Spaß – also wenn man es mag. Erst einmal muss zwar das Lenkgestänge repariert werden, das die zwei 60 PS Außenborder mit einander verbindet. Blöd – es fehlt ein Bolzen … Letztendlich können der junge Skipper und der Guide mit Bordmitteln und unserer Unterstützung 😉 die Reparatur durchführen und es geht mit Vollspeed quer über den See zum Verbindungskanal zwischen Lake 2 und 3.

Vorbei an aufgebauten Fischernetzen fahren wir durch sehr flaches Wasser. Viele Vögel gibt zu beobachten und sogar eine ganze Herde Pelikane beobachten wir. Kingfisher und Reiher fliegen auf, und ich versuche die Vögel im Flug zu fotografieren. Nicht ganz leicht, wenn sich Objekt und Fotograf bewegen, denn das Boot schaukelt ganz schön. Bis zum Meer fahren wir nicht, weil das mit dem Binnenboot nicht erlaubt sei und Lake eins besuchen wir auch nicht, da sich dort viele Krokodile tummeln. Dafür entdecken wir ein paar Hippos. Niedlich wie sie aus dem Wasser blinzeln und immer ihr Ohr wie einen kleinen Ventilator bewegen. Wir halten Abstand – wegen der oben bereits erwähnten Gefahr des Umwerfens. Wir haben auch keine Lust auf schwimmen und schnorcheln. Verständlich oder …??

Am Nachmittag gibt es noch einen Buschwalk. Ich bin immer wieder erstaunt, was für einen Blick die Guides haben. Von weitem sieht er eine große Echse auf einem Baum sitzen. Ich kann sie nicht entdecken. Der Guide macht mit meiner Kamera ein Foto und erst nach dem er mir auf dem Display meines Fotos die Echse zeigt, sehe ich sie. Viele Geschichten weiß er zu erzählen, z. B. wie die Krokodile jagen. Sie haben einen genauen Plan und fressen sich nicht einfach so durchs Leben. Sehen sie z.B. einen leckeren Angler, schwimmen sie weiter, als wenn nichts sei. Dann klettern sie an Land und fallen den Angler, der auf das Wasser vor ihm fixiert ist, von hinten an. Also Angler aufgepasst – immer auch das Auge mal nach hinten werfen …

Wir entdecken einen Antlion – einen Ameisenlöwen, er ist einer der  „Little Five“ (Leoparden Schildkröte √, Sprungspitzmaus, Büffelweber, Nashornkäfer, Ameisenlöwe √) und viele Spinnen, alle mehr oder weniger giftig. Wir fühlen uns sicher, wie er uns durch das Dickicht geleitet. Während ich ja ordentliche Stiefel angezogen habe, läuft der Guide mit FlippFlopps durch das Gebüsch. Jeder so, wie er sich am wohlsten fühlt.

Die Lodge liegt sehr abseits und das erklärt auch, warum Strom und Telefon nicht immer zur Verfügung stehen. Es ist mir nicht nur einmal passiert, dass in unserer ganzen Hütte der Strom weg war. Ich denke, mein Haarföhn war daran schuld. Frei nach einer bekannten Werbung für starke Pfefferminzbonbons: „Ist er zu stark, ist die Stromversorgung zu schwach.“ o.k. Haare föhnen wird überbewertet. Auch mit dem warmen Wasser hat es nicht immer geklappt. Das Wasser wird mit Gas erwärmt. Einmal waren nur wir betroffen, am anderen Tag die ganze Anlage. Aber man hat sich angestrengt, alle Missstände schleunigst zu beseitigen und uns auch immer wieder versichert, wir hätten hier Urlaub und man sei sehr bemüht es uns so angenehm wie nur möglich zu machen. Nachts werden alle Wege mit Fackeln beleuchtet. Entgegen der Information aus den Reiseunterlagen ist  nachts Strom da, sodass die Hütten nicht mit Paraffinlampen beleuchtet werden müssen. Das ist sehr angenehm, da das Paraffin sehr geruchsintensiv ist.

Mittag- und Abendessen werden auf der Terrasse serviert und es ist wie im Film. Früh wird es dunkel und die Terrasse wird nur von Petroleumlampen und Kerzen erhellt.  Sehr romantisch. Das Essen ist ausgesprochen lecker und wir lassen einen schönen Tag ausklingen.

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