Gjirokaster
Die Nächte werden kalt und unseren morgendlichen Frühstückstisch schlagen wir am anderen Ende des Platzes auf einem sonnigen Platz auf. Da lässt es sich aushalten.
Gjirokaster ist eine absolute Sehenswürdigkeit. Eine große, gut erhaltene – bzw. wieder aufgebaute – Burg steht mitten, aber hoch über der Stadt. Ein sensationeller Ausblick lohnt den Aufstieg durch die malerischen Gassen.
Den Beinamen „Stadt der Steine“ verdankt Gjirokastra seinem einzigartigen Stadtbild. Markante, kleinen Trutzburgen ähnelnde Häuser prägen seit Jahrhunderten die Viertel um die Burg, die heutige Altstadt. Bedeckt mit Steinplatten aus den nahen Gebirgen dienten die Dächer früher dazu, die Innentemperatur der Häuser zu regulieren. Dies war für das Leben in dieser klimatisch kontinental geprägten Landschaft sehr von Vorteil. So blieben im Sommer die Häuser recht kühl, während im Winter große Kälte verhindert werden konnte. Ein anderer Grund für das Benutzen von Steinmaterial für die Dächer war, dass andere Materialien wie Ziegel viel teurer waren und Stein in der Umgebung reichlich vorhanden war. Weiße Außenfassaden, hohe Holzfenster sowie viele kleine Innenhöfe mit riesigen hölzernen Hoftoren charakterisieren weiters das Altstadtbild. Entlang der steilen Hänge führen enge, kunstvoll gepflasterte Gassen, die die verschiedenen Viertel untereinander verbinden und im 18. Jahrhundert angelegt wurden.
Der Stil der Häuser ist als sogenannte „Balkanarchitektur“ auch in ähnlich geschlossener Form in anderen Städten des südlichen Balkans zu finden. Die Kommunisten hatten die kompakte und weitläufige Altstadt 1961 genauso wie Berat zur „Museums-Stadt“ erklärt, was sie unter besonderen Schutz stellte. Viele Häuser werden heute nur schlecht unterhalten und verfallen allmählich. Die Schäden vom Lotterieaufstand im Jahr 1997 sind in den 2000er Jahren behoben worden. Bereits 1988 wurde die Aufnahme der Museumsstadt von Gjirokastra in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes beantragt, aber wegen einiger moderner Bauten, die den Charakter der Altstadt störten, abgelehnt.
Die Eintragung als ein seltenes Beispiel einer gut erhaltenen Stadt aus der Zeit der Osmanen erfolgte dann 2005. Gjirokastra bietet ein außergewöhnliches Zeugnis für die von der islamischen Kultur geprägten Gesellschaft.
Enver Hoxha
Hier ist Enver Hoxha geboren und aufgewachsen. Er studiert in Paris, Montpellier und Brüssel Rechtswissenschaften und arbeitete auch in Brüsel nach seinem Studium im Konsulat von Albanien.
Nach seiner Rückkehr ins Königreich Albanien arbeitete er 1936 als Französischlehrer in seiner ehemaligen Schule in Korça, bis er 1939 ein Berufsverbot erhielt. Danach betrieb er einen Tabakladen in der Hauptstadt Tirana. Enver Hoxha war mit Nexhmije Hoxha (1921–2020) verheiratet und hatte zwei Söhne, Ilir und Sokol, sowie eine Tochter, Pranvera.
Mit jugoslawischer Hilfe baute er die 1941 gegründete Kommunistische Partei Albaniens auf, deren Vorsitzender er ab 1943 war. Während des Zweiten Weltkriegs übernahm er in der Widerstandsbewegung gegen die Besatzungsmächte und im Partisanenkampf bald führende Aufgaben. Am 22. Oktober 1944 wurde das von den Kommunisten dominierte „Antifaschistische Nationale Befreiungskomitee“ in eine „Demokratische Regierung Albaniens“ unter Enver Hoxha als Ministerpräsident umgewandelt. Am 11. Januar 1946 rief Hoxha die Sozialistische Volksrepublik Albanien aus.
Der ehemalige Diktator des Landes, dem Russland nach dem Wechsel von Stalin zu Chruschtschow zu liberal wurde. Er wandte sich dann in den 1960er Jahren China zu, bis auch hier nach dem Tod von Mao nicht mehr die reine Leere des Kommunismus von Lenin und Stalin gelebt wurde.
Daraufhin wandte er sich der Welt komplett ab, sperrte das Land zu, sodass keiner mehr rein oder raus durfte und war mit sich und seinem Volk glücklich und zu zufrieden. Keiner durfte ein eigenes Auto haben, was erklärt, warum das Auto hier heute so eine große Rolle spielt. Jeder Haushalt musste einen Bunker bauen, damit man gegen jeglichen Feind geschützt war.
Man glaubt es nicht, wo überall Bunker stehen – da wäre kein Feind auch nur im Entferntesten vorbeigekommen. Naja irgendwann (1985) ging es auch mit ihm dahin – und er bleibt als gehasster und geliebter Staatsführer der Erinnerung und der Geschichte Albanien erhalten. Am 11. April 1985 verstarb er in Tirana im Alter von 76 Jahren an Herzversagen.
Die heißen Quellen in Benje Novosele
Wir fahren von Gjirokaster durch das Land in Richtung Ohrid See – einem riesigen Binnensee im Osten des Landes. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Abstecher zu den heißen Quellen in Benje Novosele.
Mit 25° sprudelt hier das Wasser aus der Erde. In der Lengarica-Schlucht wabert ein Geruch von Schwefel. Das Wasser, das in einem Becken am Anfang der Schlucht aufgefangen wird und von Badegästen reichlich genutzt wird, ist jedoch ohne Schwefelgeruch. Ich konnte jedenfalls nichts riechen. Aber so dringend ist es mit unserem Bedürfnis nach Heilwasser dann doch nicht und wir beschränken uns auf zugucken und dem Verzehr der leckeren Weintrauben, die uns einer der Einheimischen schenkte.
Es geht mal wieder die Berge hinauf. Der Straßenzustand passt sich der Höhe an und je weiter wir uns hinaufschrauben, desto tiefer und größer werden die Schlaglöcher und desto weniger werden die geteerten Bereiche. Egal – es ist eine traumhaft schöne Landschaft. Der Ausblick auf die Berghänge mit ihrer wunderschönen Herbstfärbung entschädigt für viel. Ab und an beschleicht uns nur kurz der Gedanke, ob wir noch richtig sind, aber Onkel Tom sagt – weiter – weiter – weiter … Er muss es wissen. Und so landen wir auf halber Strecke auf einer Hühner-Enten-Forellenzucht – Farm mit Campingplatz und Bewirtung. Umgeben von Entengeschnatter finden wir ein Plätzchen unter Bäumen und richten uns schon mal auf eine kühle Nacht ein – wir sind auf 1.100 Meter Höhe. Es wird zwar ein Gutes aber auch Kaltes „Nächtle“. Neben uns sind zwei Zelte von Motorradfahrern, wir sind uns unseres Luxus bewusst, dass wir nicht im Zelt übernachten müssen.
Am nächsten Morgen sind beide schon beim Frühstück und ganz guter Dinge, sie hätten nicht gefroren. Sind ja auch nicht so Weicheier wie wir.
Die Routel
Albanien ist eine Reise wert
„Blue Eye“ von Albanien | Syri i Kaltër
Butrint ruft …
Bis in den Süden von Albanien
Urlaub am Meer | Livadhi Beach
Flamingos am Morgen und Einsamkeit am Abend
Apollonia und eine nächtliche Überraschung
Lake Komran
Vermosh- und Theth-Tal
Wir fahren für ein paar Tage nach Albanien
SO IST HEUTE DAS WETTER
WER SCHREIBT HIER?
Regine & Harald ein Paar mit Nord-Süd-Gefälle, welches sich deutlich relativiert, je weiter sie sich von zu Hause entfernen.
Sie – die Fotografin und „Medien-Tusse“, kreativ und spontan. Nur sie kennt den Plan, der für andere nach Chaos aussieht.
Er – der Ingenieur mit „Struktur“, überlegt und plant.
Sie sind trotz der Gegensätze ein gutes Team. mehr …
Liebe Leserinnen und Leser,
in unseren Reiseberichten teilen wir unsere Erfahrungen und Empfehlungen zu den Orten, an denen wir übernachtet haben, Restaurants, die wir besucht haben, sowie Aktivitäten, die wir genossen haben. Dabei ist es uns wichtig anzumerken, dass wir keinerlei finanzielle Zuwendungen oder Vergünstigungen für unsere Empfehlungen erhalten. Wenn ihr über einen der Amazon-Links ein Produkt erwerbt, erhalten wir lediglich eine kleine Provision. (Ihr findet am Ende unserer Seite, in der Fußleiste, so einen Link.)
Unsere Berichte spiegeln unsere subjektiven Erlebnisse wider, die sich von Mal zu Mal unterscheiden können und auch von der Tagesform beeinflusst werden. Wir möchten darauf hinweisen, dass sich die Gegebenheiten vor Ort jederzeit ändern können, sowohl zum Positiven als auch zum Negativen.
Es ist uns wichtig, dass ihr dies im Hinterkopf behaltet, falls eure Erfahrungen von unseren abweichen sollten. Wir freuen uns immer über euer Feedback und eure eigenen Erlebnisse!
Wenn ihr weitere Fragen habt oder mehr Informationen benötigt, zögert nicht, uns zu kontaktieren.
Herzliche Grüße
Regine